Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
du vor?«, wollte Vlad wissen.
Abrupt drehte Mencheres sich um, Entschlossenheit und Erstaunen wirbelten in seinem Innern durcheinander. » Kira ist nicht mehr im Kriegertempel von Chichén Itzá. Sie ist nördlich davon im Dschungel.«
Ein Lächeln breitete sich auf Vlads Gesicht aus. » Das hast du gesehen?«
» Ja.« Die Rührung schnürte Mencheres die Kehle zu. » Ich hatte eine Vision.«
Der Vampir rammte Kira das Knie in den Magen. Schmerz durchzuckte sie, aber sie hielt das Messer unbeirrt fest. Seine Fänge bohrten sich in ihre Schulter, zerfetzten ihr Fleisch, aber trotz der sengenden Schmerzen, die sie empfand, sagte Kira sich, dass er sie auf diese Weise nicht umbringen konnte. Und Fänge hatte sie auch.
Sie rollte sich herum, bis sie auf dem Vampir zu liegen kam. Ihre Ausbildung an der Polizeiakademie und die vielen Selbstverteidigungskurse, die sie über die Jahre hinweg besucht hatte, kamen ihr nun gelegen, zusammen mit ihrer übernatürlichen Stärke, Mencheres’ Macht und dem Hunger, der unvermindert in ihr brannte. Sie rammte dem Vampir den Ellbogen ins Gesicht, spürte, wie sowohl seine als auch ihre Knochen brachen, zögerte aber trotzdem nicht, mit demselben Ellbogen noch einmal zuzustoßen. Und noch einmal.
Das vierte Mal raubte ihm das Augenlicht. Mit dem Knie zerschmetterte sie ihm noch die Rippen, bevor sie ihm mit den Fängen das Messer entriss. Kira zwang sich, nicht nachzudenken, als sie dem Vampir mit aller Kraft das Messer in die Brust stieß. Sie rüttelte an dem Heft, und der Schrei des Vampirs brach sofort ab, während sie spüren konnte, wie alle Stärke aus ihm wich. Sein Körper erschlaffte, sein Kopf kippte zurück, und der grüne Glanz seiner Augen verblasste.
Kira unterdrückte den Drang, angewidert zurückzuweichen. Sie hatte keine Zeit, die Notwendigkeit ihres Tuns zu hinterfragen. Sie riss dem toten Vampir das Messer aus der Brust und rannte damit zu Jennifer zurück. Der Dschungel und das Flugzeug über ihr machten einen solchen Lärm, dass Kira sich nicht an Jennifers Herzschlag und Atmung orientieren konnte, um sie aufzuspüren. Was allerdings kein Nachteil war. Es bedeutete, dass die anderen Vampire es auch nicht konnten.
Völlig unerwartet wurde Kira von so starker Ungeduld, Wut und Verzweiflung gepackt, dass sie selbst ihren brennenden Hunger kaum noch spürte. Sie lief schneller auf die Stelle zu, an der sie Jennifer zurückgelassen hatte. Hatte ein Vampir sie geschnappt? Spielten ihre Instinkte deshalb verrückt? Verdammt, Jennifer hatte schon so viel durchgemacht! Wenn einer von Radjes Handlangern sie gefunden hatte und ihr etwas antat, würde er als Nächster dran glauben müssen.
Die Hand fest um das Heft des Messers geschlossen, jagte Kira geduckt durch das dichte Unterholz. Das Gefühl der Verzweiflung verstärkte sich, pulsierend wie ihre Blutgier. Sie hörte etwas und sah nach links, dann nach rechts. Selbst aus der Richtung, in der Jennifer sein musste, schienen die Geräusche zu kommen. Furcht kroch ihr in den Nacken. Die Wachen. Sie hatten sie umzingelt.
Kira lief langsamer. In ihr war vielleicht etwas von Mencheres’ ungeheurer Macht, aber sie konnte es unmöglich mit allen gleichzeitig aufnehmen. Sie musste sich einen nach dem anderen vorknöpfen, und selbst dann standen ihre Chancen schlecht. Dennoch wollte sie das Messer nicht sinken lassen und aufgeben. Sie wirbelte herum und lief auf den Verfolger zu, der den Geräuschen nach am nächsten an sie herangekommen war, während die Verzweiflung sie fast auffraß. Da!, schien eine Stimme in ihrem Unterbewusstsein zu rufen. Ja, da!
In diesem Augenblick verspürte sie einen Stromstoß, der sie so plötzlich und überwältigend traf wie ein Blitzschlag. Kira erstarrte so abrupt, dass sie das Gefühl hatte, gegen eine unsichtbare Betonwand gelaufen zu sein. Einen Sekundenbruchteil lang geriet sie in Panik und sah an sich herunter, um herauszufinden, ob sie von mehreren Klingen durchbohrt worden war und sich deshalb nicht bewegen konnte. Dann allerdings flutete etwas anderes durch ihr Nervensystem und ersetzte die Verzweiflung durch Wellen der Erleichterung und Ungeduld.
Und da erst merkte Kira, dass ihre Gefühle gar nicht ihre eigenen gewesen waren. Sie gehörten Mencheres. Er ist hier.
Im nächsten Augenblick rissen starke Arme sie empor und umfingen sie mit vertraut prickelnder Energie. Kiras Erstarrung löste sich, sodass sie sich in der Umarmung umdrehen und Mencheres ansehen konnte. Mit
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