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Rubinsteins Versteigerung

Rubinsteins Versteigerung

Titel: Rubinsteins Versteigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Seligmann
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und dann doch zu tun, was du willst!«
     
    Nach dem Essen gehe ich auf mein Zimmer. Du musst heute was tun, Rubinstein. In einer Woche ist Französisch-Klassenarbeit, zwei Tage darauf das Gleiche in Mathe. Verdammt, ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren. Was geht mich dieser Scheiß-Balzac an. Ich möchte wissen, wie ich mich heutzutage bei der Taucher anstellen soll.
    Was willst du eigentlich, Rubinstein? Die Alte ist eine Klassefrau. Sie lädt dich zu sich ein. Das heißt, sie mag dich. Wenn sie dich mag, dann will sie auch mit dir vögeln. Nicht wie die jüdischen Mädchen, die es zwar auch wollen, aber trotzdem nicht tun. Mit der Taucher wirst du schlafen. Du wirst mit ihren kleinen Brüsten spielen und mit ihrer Muschi.
     
    »Jonny, du wirst am Telefon verlangt.«
    »Wer ist es denn, verdammt noch mal?«
    »Ich glaub, Rachel Blum.«
    Die hat mir gerade noch gefehlt. Ich reiße die Tür auf, trample zur Telefonkonsole. »Ja?«
    »Grüß dich, Jonny, ich wollte mich nur erkundigen, wie es dir geht?«
    »Prima. Sonst noch was?«
    Esel kommt aus der Küche gerannt. »Wie kannst du nur so mit dem Mädchen reden?«, zischt sie.
    Rasch schiebe ich die Hand über den Hörer. »Das geht dich einen Dreck an, und jetzt verschwinde, du Lauscherin, sonst passiert was.« Gleichzeitig blubbert Ruchales Stimme an mein Ohr.
    »Nein. Ich wollte dich nicht stören.«
    »Unglücklicherweise tust du es doch. Wir schreiben Ende der Woche Klassenarbeiten in Mathe und Franz.« Welches jüdische Mädchen hätte kein Verständnis für den Ehrgeiz ihres Heiratskandidaten?
    »Das tut mir leid, Jonny. Ich bin mit meinen Aufgaben nämlich schon fertig, und meine Mutter hat nichts dagegen, wenn ich schon etwas eher zur ›Sinai‹ gehe.«
    Verstehe, du kannst es kaum erwarten. »Das ist schön für dich. Wir wollten uns doch sowieso etwas früher dort treffen.«
    »Ja. Eine Stunde vor der Zeit, oder?«
    »Exakt.«
    »Ich … ich könnte schon ein bisschen früher kommen.«
    »Das geht wegen der verdammten Paukerei heute leider nicht.«
    »Schade. Dann viel Spaß beim Lernen.«
    »Danke. Also bis später. Schalom.«
     
    »Schämst du dich nicht, so mit einem jüdischen Mädchen zu sprechen, Jonny?«
    »Nein!«
    »Und was ist mit Mara?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Ich dachte, ihr seid befreundet.«
    »Soso, dachtest du?«
    »Also, was ist?«
    »Nichts.«
    »Was heißt nichts? Hat sie mit dir aufgehört?«
    »Es war umgekehrt, wenn du nichts dagegen hast.«
    Verdammt, die alte Hexe fragt so lange, bis ich die Geduld verliere und ihr sage, was sie erfahren will.
     
    »Hallo?«
    Weshalb kann sich kein Jude in diesem Land unter seinem Namen am Telefon melden wie jeder normale Mensch? Haben die Alten immer noch Angst, dass die Gestapo oder Himmler persönlich ihre Gespräche abhört?
    »Frau Fuchs, geben Sie mir bitte den Peter.«
    »Wer ist denn dran?«
    »Jetzt tun Sie nicht so, als ob Sie mich nicht erkannt hätten.«
    Merkwürdig, auch ich scheine mich nicht mit meinem Namen zu melden. »Und tun Sie bitte auch nicht, als ob Sie Peter erst suchen müssten, der Kerl hält um diese Stunde immer sein Mittagsschläfchen.«
    »Ja, und deshalb werde ich ihn nicht wecken.«
    »Das werden Sie doch tun! Mara Levy hat mich gebeten, Peter unbedingt etwas auszurichten. Anscheinend sind beide verabredet.«
    »Warte, einen Moment …« Ich höre ihre Schritte, dann ein Klopfen. »Katerchen, die Mara. Der Jonny will dir was von ihr ausrichten.«
    »Sofort, Jonny, Peter kommt sofort, einen Moment.«
    Na also, sie funktioniert noch besser als Esel.
    »Was ist mit Mara, Jonny?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Meine Mutter hat was davon gefaselt, du wolltest mir was von ihr ausrichten.«
    »Das muss sie falsch verstanden haben.«
    »Feiga, wenn du noch einmal so einen Scheiß erzählst, kannst du was erleben.« Der Bursche will mir zeigen, wie sehr er seine Alte im Griff hat. Mein Gott, wie sehr müssen uns unsere jiddischen Mammen beherrschen, dass wir uns ständig vormachen müssen, es sei umgekehrt.
    »Er hat aber wirklich gesagt, dass er dir was von Mara ausrichten soll, Katerchen …«
    »Halt’s Maul!«
    Genau wie bei uns! »Beruhigt Euch, Reb Jid. Ich wollte, dass deine Mamme dich aus deiner Siesta reißt, und ich dachte mir, dass Mara deiner Mutter besonders am Herzen liegt.«
    »Soso. Dürfte ich endlich erfahren, weshalb du mich angerufen hast?«
    »Um mit dir zu kickern.«
    »Soll sein. In einer Stunde am Isartor, o. k.?«
    »Ich dachte,

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