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Rubinsteins Versteigerung

Rubinsteins Versteigerung

Titel: Rubinsteins Versteigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Seligmann
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habe kaum was getan.«
    »Weshalb bist du dann heute hergekommen? Ich habe dich doch extra gefragt.«
    »Weil ich dich sehen wollte.« Und sowieso nicht gelernt hätte. Eben. Jetzt bin ich schon mal hier. Rachel möchte gedrückt werden – mein Schwanz ebenso. Also los! Ich fasse sie unters Kinn, drehe ihren Kopf zu mir, nähere mich ihremGesicht. Sofort öffnet sie leicht ihren Mund, die Lippen sind feucht. Mein Schmock bäumt sich auf, dennoch warte ich ein, zwei Sekunden, ehe ich sie küsse.
    Rachels Zunge trägt ihren Konfitürengeschmack in meinen Mund. Ich spüre ihre Zähne, fühle und höre ihren warmen, seufzenden Atem. Im Hintergrund jault Bee-Gee-Musik.
    Was will ich eigentlich mehr? Gut, sie ist keine Hilde Taucher. Aber sie hat mich wenigstens lieb – ohne Vorbehalte. Sie hat auch keine eigene Bude. Egal, ich würde sie sowieso nicht ficken, selbst wenn uns die Fürstensuite im Hotel »Vier Jahreszeiten« zur Verfügung stünde. Andererseits wäre gegen ein ordentliches Petting auch nichts einzuwenden.
    »Rachel, weißt du, dass du jetzt klasse aussiehst?«
    »Wirklich?«
    »Sicher, komm, tanzen wir ein wenig.«
    Wir schieben uns auf die Tanzfläche. Ständig rempelt man uns an. Ich bugsiere Rachel an den Rand, hinter die Bar. Endlich haben wir Luft. Der winzige Raum ist neongrell beleuchtet. Dicht gedrängt stehen Sologaffer, an die Spiegelwände gelehnt. Alle naselang öffnet sich eine der Klotüren. Jedes Mal weht ein Schwall Gestank aus den Scheißhäusern.
    »Jonny. Was ist mit dir los? Du guckst so benommen.«
    »Mir stinkt’s hier zu sehr. Komm, wir gehen zurück. Ach was, lass uns ganz aus diesem Scheißladen verschwinden.«
    »Wenn du meinst.«
    »Ja, ich meine! Komm, schnell.«
    Penetranter Latrinengestank hat sich in meiner Nasefestgesetzt. Bloß raus aus diesem Riesenklosett. Ich boxe den Weg zum Ausgang frei. Draußen lege ich meinen Arm um Rachels Schultern. »Langweilige Bude!«
    »Findest du?«
    »Ja. Stundenlang das gleiche Gejaule und Gehopse.« Esel wäre stolz auf mein Urteil und meine Wortwahl.
    »Aber die Musik war teilweise gar nicht so schlecht.«
    »Aber viel zu laut, und dieser Gestank nach Rauch und Alkohol.« Nicht nur Esel, alle jüdischen Mammes blicken jetzt gewiss mit Genugtuung auf mich.
    »Wo gehen wir denn nächstes Mal hin, Jonny?«
    Schau an! Ruchale legt wohl Wert auf langfristige Eheplanung.
    »Lass dich überraschen. Jedenfalls garantiere ich dir, dass wir uns dann in normaler Lautstärke unterhalten können und nicht wie auf dem Präsentierteller vor zahllosen Idioten sitzen werden.«
    Mal sehen, ob die jiddischen Mammes auch dann noch stolz auf mich sein werden.

SCHABBESGÄSTE
    »Du, Kraxä?« Weshalb rege ich mich eigentlich so auf? Was kann mir schon passieren? Dass er »nein« sagt. Na und?
    »Was willst’ denn, Rubinstein?«, fragt er mit fetter, ruhiger Stimme. Man müsste sein wie dieser Goj. Fast 1,90, breite Schultern – körperlich und seelisch. Der Kerl weiß, was er will.
    »Ja, weißt du, Kraxä, du hast doch mal gesagt, dass du fast jedes Wochenende mit deinen Eltern in euer Haus nach Niederbayern fährst und dass dann eure Wohnung leersteht. Da wollte ich fragen, ob ich nicht mal eure Bude oder dein Zimmer für’n paar Stunden haben könnte.«
    »Schau an, der Rubinstein!« Kraxäs Mund verzieht sich zu einem schiefen Grinsen, seine Augen bleiben jedoch unbewegt.
    »Host a Weib und woast net, wo’st die Alte legen sollst, ha?«
    »So ungefähr.«
    »Wann willst’s denn mausen?«
    Die Kerle kommen wenigstens gleich zur Sache. Kraxä hätte Hilde die passende Antwort auf ihr Flehen nach Vernunft und moralischer Rücksicht gegeben – dass ihr Hören und Sehen vergangen wäre. Der ist ein echter deutscher Ficker, kein Wichser und Hosenspritzer wie unsereins. »Ich dachte Samstagabend.«
    »Von mir aus. Muaßt aber schnell machen. Diesen Samstag bleib i nämlich in Minga. I geh aber mit a poar Spezln zum Saffa. So gegen zwöif werd i dann wieder dahoam sei. Bis dahin müaßt ihr eier G’schäft g’macht ham. Am Freitag gib i dir den Schlüssel. Wenn ihr abhaut, dann schlag die Tür einfach zua und wirf den Schlüssel in’ Briafkastn.«
    Geschafft! Für den Kerl ist es offenbar die reinste Routine. Und ich habe mich angestellt wie ein Jeschiwe-Bocher im Bordell. Ich hätte den Typen schon längst fragen müssen! Diesmal geht’s ans Eingemachte! Red dir nichts ein, Rubinstein. Kurz vor ihrer koscheren Möse wirst du haltmachen, wie alle

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