Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
dich nach dem Match abholen, um dich zum Friseur zu fahren. Hast du das vergessen?
Mist! Ruby fiel siedendheiß ein, dass ihre Mutter es tatsächlich erwähnt hatte – wie hatte sie das vergessen können? So etwas konnte sie jederzeit auffliegen lassen! REGEL 7: NIEMALS KLEINIGKEITEN VERGESSEN! ES SIND GENAU DIE KLEINEN DINGE, DIE ANDERE AUF DIE SPUR DER GROSSEN BRINGEN . Das hatte Ruby schon zig Mal in Crazy Cops erlebt. Es war eigentlich eine ihrer wichtigsten Regeln.
»Hey, deine neue Jacke hat einen Riss«, sagte ihre Mutter. »Wie ist das denn passiert?«
Tja, Ruby, lass dir schnell was einfallen!
»Ähm, nun … ach ja …« Ruby überlegte fieberhaft, doch ihr fiel beim besten Willen nichts ein, was höchst untypisch für sie war.
»Es ist bei Mrs Beesman passiert, richtig?«
»Wie?«
»Ich war drauf und dran, eure Trainerin Newhart anzurufen«, sagte ihre Mutter, »weil ich nicht wusste, wo du steckst. Doch dann traf ich zufällig Clancy, und er hat mir erzählt, dass du neuerdings freiwillig der armen alten Mrs Beesman zur Hand gehst. Ruby, warum hast du es mir nicht erzählt? Ich finde es sehr, sehr lieb von dir, Schatz! Und dabei hast du deine neue Jacke ruiniert, stimmt’s? Wundert mich nicht – so wie ihr Hof aussieht!«
»Na ja …«, murmelte Ruby. Ihre Mutter löcherte sie mit Fragen über Mrs Beesman, doch Ruby konnte die ganze Zeit nur denken: Clancy hat mir ein Alibi verschafft, obwohl ich seine Anrufe ignoriere und ihm aus dem Weg gehe – trotzdem hat er mich gedeckt. Wow, so ein toller Freund!
Prompt regte sich ihr schlechtes Gewissen wieder.
Ihre Mutter wollte gar nicht mehr aufhören, über Mrs Beesman zu reden, und sagte ein ums andere Mal, wie stolz sie sei, eine Tochter zu haben, die einer armen alten Frau gegenüber so nett und hilfsbereit war.
»Ruby, du beschämst mich richtig! Ich selbst wäre nie auf die Idee gekommen, ihr zu helfen.«
Ruby schämte sich noch mehr.
Sie gab sich cooler, als sie sich fühlte. »Ach, Mom. Wir können nun mal nicht alle Heilige sein.«
Doch ihre Mutter ließ das Thema nicht so schnell fallen. »Auch wenn du so bescheiden tust, Ruby, bin ich als deine Mutter mächtig stolz auf dich, das kannst du mir nicht verbieten.« Sie küsste Ruby auf beide Wangen – und Ruby hatte den leisen Verdacht, dass genau das Clancys Rache sein könnte.
Auch beim Abendessen schwärmte Sabina noch in den höchsten Tönen von Rubys Gutherzigkeit, diesmal ihrem Mann gegenüber.
»Ganz großartig, Schatz«, sagte ihr Vater.
Später musste Sabina es auch noch Mrs Irshman am Telefon erzählen. »Sie hat Mrs Beesmans Hof aufgeräumt, ja, Mrs Beesman, die mit den vielen Katzen.«
Ruby wurde immer mulmiger – ihr würde nichts anderes übrigbleiben, als tatsächlich zu Mrs Beesman zu gehen und ihr ihre Hilfe anzubieten – andernfalls käme sie in Teufels Küche. Was hatte Clancy ihr da nur eingebrockt? Und so was soll ein guter Freund sein?
Als hätte sie nicht schon alle Hände voll damit zu tun, einen Banküberfall zu verhindern! Jetzt musste sie auch noch den total verwahrlosten Hof dieser verrückten Katzenfreundin ausmisten!
19. Kapitel
Eine einzige, klitzekleine Lüge
Am nächsten Tag war Sonntag, und Ruby wurde nicht bei Spektrum erwartet. Eine gute Gelegenheit, sich mal wieder um ihre Freunde zu kümmern – besonders Clancy. Sie wusste immer noch nicht, wie sie ihm ihr Fehlen in der Schule erklären würde, aber das Beste wäre wohl, ihm die Wahrheit zu sagen – sprich: natürlich die Lüge von der kranken Großmutter, die auf Hitchs Mist gewachsen war. Allerdings war es so, dass Ruby gar nicht gut darin war, ihre Freunde anzulügen. Mrs Drisco? Kein Problem. Ihre Eltern? Ein Kinderspiel. Nicht aber ihre Freunde – das fühlte sich irgendwie nicht richtig an.
Sie konnte nur hoffen, dass sich keiner von ihnen daran erinnerte, dass die fragliche Großmutter sich in Wirklichkeit schon längst von diesem Planeten verabschiedet hatte.
Es ist doch nur eine einzige, klitzekleine Lüge, sagte sich Ruby.
Sie stieg aus dem Bett und ging zu dem Kleiderhaufen, der auf dem Fußboden lag. Am Vorabend war sie so mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, dass sie die Uhr komplett vergessen hatte. Jetzt endlich hatte sie Gelegenheit, sie sich genauer anzusehen, um herauszufinden, was sie alles konnte. Doch komischerweise war ihre Jacke nicht mehr in dem Haufen – mehr noch: nicht mal mehr in ihrem Zimmer .
»Hey, Mom!«, rief Ruby. »Hast du meine Jacke
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