Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
wollen den sichersten Tresorraum in den USA filmen.«
Ruby sah sie nur ratlos an.
»Twinford City Bank, du weißt schon – das Gold.«
»Ach so. Ja, hab’s in der Zeitung gelesen – das diebstahlsichere Gold.«
Als sie wenig später das Lokal verließen, rief Mouse: »Bis bald, Clancy.«
»Ja, bis bald, Mouse«, rief er zurück.
Er tat, als wäre Ruby Luft für ihn.
Erst am späten Nachmittag kehrte Ruby nach Hause zurück, und als sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufgehen wollte, hörte sie die Singsangstimme von Barbara Bartholomew. Sie warf einen Blick ins Wohnzimmer: Rubys Mutter lag malerisch ausgestreckt auf einem neuen eleganten Sofa, während Barbara im Schneidersitz auf einem Stapel Seidenkissen saß. Die beiden schlürften raffiniert aussehende Cocktails und unterhielten sich angeregt.
»Du kannst dir nicht vorstellen, Babs, wie großartig Hitch heute Morgen reagiert hat – ich bin gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen.«
»Im Ernst?«
»Ja, weißt du, er hat mich in die Stadt gefahren – ich musste kurz zu Glenthorn, dem Juwelier, der gerade eine meiner Halsketten abändert …«
»Etwa die aus weißer Jade?«, fiel Barbara ihr ins Wort.
»Richtig, die aus weißer Jade«, bestätigte Sabina. »Ich will sie bei der Museumsfeier tragen und möchte eine andere Fassung haben, eine modernere …«
»Oh, da bin ich aber gespannt«, säuselte Barbara.
»Jedenfalls hat Hitch im Wagen gewartet, weil es wie üblich keinen freien Parkplatz gab.«
»Oh, Sabina, meine Liebe, gibt es dort nie – ist es nicht schrecklich?«
»Doch, finde ich auch. Warum der Bürgermeister nichts dagegen unternimmt, ist mir ein Rätsel! Aber egal, wo war ich stehen geblieben?«
»Hitch saß im Wagen«, sagte Barbara.
»Richtig. Also … ich gehe kurz in das Geschäft, maximal dreißig oder auch vierzig Minuten, und Hitch fährt ständig um den Block, und als ich wieder auf der Straße stehe und darauf warte, dass er wieder auftaucht … weißt du, was da passiert?«
»Was?«, flüsterte Barbara und war ganz Ohr.
»Da kommt ein Taschendieb und reißt mir die Handtasche weg!«
»Allmächtiger! Ich fass es nicht!«
»Ist leider wahr! Und kein Mensch tut etwas. Ich meine, der Typ ist natürlich blitzschnell weggerannt, aber … das sollte man als Frau doch erwarten dürfen, oder?«
»Definitiv«, bekräftigte Barbara.
»Doch das Tolle kommt erst: Plötzlich kommt Hitch um die Ecke gebogen und sieht, dass ich dem Räuber nachbrülle. Er springt aus dem Wagen und läuft dem Kerl nach. Ich hab noch nie einen Mann so schnell rennen sehen!«
»Hitch, euer Butler? Das glaub ich jetzt nicht!«
»Kein Scherz, Barbara, er rennt dem Kerl nach, holt ihn ein, verpasst ihm ein paar gezielte Karatehiebe, und der Kerl lässt meine Handtasche fallen.«
»Wahnsinn!«
»Ich habe meine Handtasche jedenfalls wieder und bin mit einem blauen Auge davongekommen.«
»Und was war mit dem Dieb?«
»Hitch hat ihn eine Feuerleiter hinaufgejagt und über das Dach vom Wilmot-Gebäude, aber von dort aus ist der Räuber ungefähr zwölf Meter tief auf einen vorbeifahrenden Laster der Müllabfuhr gesprungen – und weg war er!«
»Oh, Sabina, da hast du ja einen tollen Butler – halt ihn dir warm.«
»Darauf kannst du wetten, Babs!« Die beiden Frauen brachen in ein kindisches Gekicher aus.
Ruby ging in die Küche, wo Hitch gerade ein paar Appetithäppchen zubereitete.
»Wie ich höre, waren Sie heute der Held des Tages.«
»Na ja, Taschendiebe zu jagen gehört eigentlich nicht zu meinen Aufgaben, ist aber eine nette Abwechslung zur Zubereitung von Käsestangen und anderen Snacks.«
»Aber Sie machen es wirklich ganz ausgezeichnet«, sagte Ruby und äffte den Tonfall ihrer Mutter nach.
»Es ist nicht so schwer, wie es aussieht. Willst du es ausprobieren?«
»Nö, ich würde nur Ihren Stil versauen. Aber ich vermute, dass Ihre Schulter langsam besser wird, wenn Sie jetzt schon Diebe eine Feuerleiter hochjagen können, oder?«, sagte Ruby.
»Ja, sieht ganz so aus – und das kann nur eines bedeuten. Ich werde demnächst von hier abgezogen, aber ich werde dafür sorgen, dass ein Ersatzmann kommt, der auf dich aufpasst.«
»So, so, genau wie die gute alte Mary Poppins werden Sie einfach verschwinden«, sagte Ruby und goss sich ein Glas Bananenmilch ein.
»Tja, Kleine. Ich sage nicht, dass es nicht superkalifragilistisch war, dich kennenzulernen, aber andererseits bin ich auch ganz froh, wieder meinem normalen Broterwerb
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