Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
dumm ich mich immer mit diesen hochtechnischen Anrufbeantwortern anstelle. Irgendwie drücke ich immer auf die falsche Taste.«
Ruby biss sich auf die Zunge, um nichts Unhöfliches zu sagen. »Wisst ihr wenigstens noch, was sie genau gesagt hat?«
»Nur dass sie sich in Miami ein paar schöne Tage macht bei ihrem Cousin Ernie, den sie schon ewig nicht gesehen hat!«, erklärte Sabina fröhlich.
»Ein Cousin Ernie?«, wiederholte Ruby verdutzt, doch da läutete es an der Tür, und ihr Vater ging nachsehen, wer es war.
»Ach herrje!«, rief Sabina und sprang auf. »Das müssen diese Sushi-Leute sein!«
»Die was ?«, fragte Ruby.
»Wir haben für heute Abend die Leute vom Museumskomitee eingeladen – den Museumsdirektor, Enrico Gonzales, die Humberts und natürlich … das ist das Aufregendste, wie heißt er noch mal, dieser Gustav Soundso aus der Schweiz dürfte inzwischen auch eingetroffen sein.«
»Nein, Schatz«, sagte Brant, der gerade wieder in die Küche kam. »Er hat angerufen und gesagt, dass er es leider nicht geschafft hat.«
»Wie schade!«, sagte Sabina.
»Freddie Humbert kann auch nicht kommen, er hat noch in der Bank zu tun.«
»Doppelt schade!«, sagte Sabina. »Aber es wird sicher trotzdem amüsant werden.«
Ruby verdrehte die Augen. »Was dagegen, wenn ich fernsehe?«
»Nun, die Sache ist die, Schatz: Ich dachte, wir machen einen japanischen Abend und essen auf Kissen an niederen Tischen auf dem Boden, da wir ja ohnehin keine Esszimmermöbel mehr haben. Da fiel mir diese Lösung ein – wird bestimmt niedlich aussehen.«
»Was? Ihr könnt unser Esszimmer doch nicht in Klein-Japan verwandeln!«
»Doch, es wird gerade dekoriert.«
»Wir würden uns freuen, wenn du auch dabei bist, Ruby-Schatz. Wie wär’s, wenn du Clancy einlädst?«
Clancy – auweia, prompt regte sich Rubys schlechtes Gewissen wieder. »Wisst ihr was? Ich glaube, ich mache für mich allein einen japanischen Abend – in meinem Zimmer, wenn es euch recht ist. Hab noch massenhaft Hausaufgaben zu machen.«
»Aber, Schatz, du wirst doch wenigstens zu allen ›Hallo‹ sagen! Sie freuen sich schon darauf, dich zu sehen!«
Nachdem Ruby zwei volle Stunden lang zu allen »Hallo« gesagt hatte, konnte sie sich endlich in ihr Zimmer verziehen. Dort schlug sie ihr Notizbuch auf und listete alles auf, was sie über Lopez wusste.
Blacker mochte sie,
die anderen vom Spektrum-Team auch fast alle, und folglich ist anzunehmen, dass sie ihr Team ebenfalls mochte.
Hat Groete sie auch tödlich genervt?
Das ist mehr als wahrscheinlich.
Sie war abenteuerlustig
und folglich bestimmt kein Mauerblümchen.
Sie kam immer sehr gepflegt zur Arbeit,
außer das eine Mal, als sie nur eine Hand manikürt hatte.
Ich glaube, sie war eine Person, die Geheimnisse hatte – ob jemand davon wusste?
Ruby nahm den Springbrunnen-Kugelschreiber aus ihrer Tasche.
Wo kommt dieser Kuli her?
Wie ist er unter ihren Schreibtisch gekommen?
Wie kam er in ihre Hände?
Nun, das war ein interessanter Gedanke! Was, wenn Lopez es satt hatte, immer nur am Schreibtisch zu sitzen, und auf die Idee gekommen war, selbst mal aktiv zu werden? Was, wenn sie herausgefunden hatte, was mit Brunnen gemeint war, nämlich ein Hotel, das offenbar ein Treffpunkt war. Und wenn sie sich selbst dort umgesehen hatte?
Es war zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber durchaus möglich.
21. Kapitel
Einmal blinzeln
An diesem Tag war Ruby eindeutig etwas nervös. Sie stand eine halbe Stunde früher auf als sonst, stibitzte ihrer Mutter einen kleinen Taschenspiegel und befestigte ihn an ihrem Fahrradlenker – jetzt musste sie den Kopf nicht mehr drehen, um zu sehen, ob sie verfolgt wurde.
Okay, vielleicht litt sie ja an Verfolgungswahn, aber das war immer noch besser als … na ja, egal.
Im Amster Green Park war so viel los wie immer: Man sah Joggerinnen und Jogger, Leute, die ihren Hund ausführten, zur Arbeit gingen oder auf den Bänken saßen und die Zeitung lasen – weit und breit nichts Verdächtiges, aber sie wollte vorsichtshalber eine neue Route nehmen. Als sie diesmal zur Linkskurve kam, fuhr sie einfach daran vorbei und weiter geradeaus. Sie nahm den längeren Weg, die Strecke, bei der man über eine Holzbrücke fuhr, die nur für Radfahrer und Fußgänger gedacht war.
Alle paar Minuten blickte sie in den Spiegel, es war ziemlich viel Verkehr, doch Ruby blieb auf dem Gehweg und kam ganz flott voran. Und immer wenn sie dachte, ein Auto verfolge sie, hatte es
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