Ruby und Niall
persönliche Worte mit dem Boss wechseln zu können, und erst, nachdem der letzte Pressegast verschwunden war, begannen sie mit dem Aufräumen. Sean und Niall räumten die Technik ein, brachten Ordnung in das allgemeine Durcheinander.
"Was hast du vor heute?", fragte Sean, "das Übliche?"
Das Übliche in Boston war ein Gang in den Pub, wenn sie noch Hunger hatten, fielen sie vorher noch beim Spanier um die Ecke ein, um sich eine Grundlage zu schaffen. Der tägliche Ablauf eines typischen Tages in der Truppe war geprägt von der Arbeit für den Boss, und dass sie wie in einer großen Familie ständig aufeinanderhockten. Sie aßen gemeinsam, hielten die Häuser in Ordnung und stellten sicher, dass der Boss zufrieden war, tranken sich am Abend gegenseitig unter den Tisch.
Niall hatte wenig Lust, mit den Jungs um die Häuser zu ziehen und er schob seinen Gips vor und sagte, er würde zuhause bleiben.
"In zwei Wochen startet die Tour", sagte Sean.
Niall nickte nur, rollte das Kabel über Hand und Ellenbogen ordentlich auf.
"Muss ich mich um Ersatz umsehen?"
"Hmh?"
Sean stampfte statt einer weiteren Erklärung einmal mit dem Fuß auf.
"Oh", machte Niall, "ich bin auf jeden Fall dabei. Ich geh nächste Woche ins Krankenhaus und lass den Gips abnehmen. Krücke adé."
In seinem Zimmer unter dem Dach schloss er die Tür hinter sich ab. Nachdem das Türschloss repariert war, fühlte er sich besser in seinem Zimmer. Michael hatte in einem Wutanfall die Tür eingetreten, aber darüber sprach niemand mehr. Dinge wurden repariert und man ging zur Tagesordnung über.
Niall hockte rauchend am Fenster, baumelte mit dem Gipsbein und spielte mit dem Handy herum. Der Akku war voll aufgeladen, Rubys Nummer abgespeichert. Alle anderen Nummern, die er noch im Kopf hatte, hatte er ebenfalls unter Kurzwahlen eingegeben. Einen Moment hatte er überlegt, welche Nummer er als Nr. 1 und welche als Nr. 2 speichern sollte, hatte dann die Handynummer vom Boss als Nr. 1 gespeichert. Rubys Nummer landete unter Nr. 10, weil er sich fast sicher war, dass niemand so weit suchen würde, sollte er in seinem Handy herumschnüffeln.
Er wollte sie unbedingt anrufen, aber er wusste nicht, was er sagen sollte. Es gab Dinge, die er unbedingt wissen wollte, aber wie sollte er danach fragen, ohne aufdringlich zu sein?
Am Abend, als er durch das ganze Haus hörte, wie die Jungs sich für den Abend mit viel Bier fertigmachten und noch im Gehen ausknobelten, wer fahren musste, rief er sie endlich an.
Es klingelte zweimal, dann meldete sie sich mit einem sehr vorsichtigen "Hallo?"
"Was hast du vor heute Abend?", fragte er.
Sie trafen sich in ihrer Gegend, wo er sicher war, niemandem von seinen Leuten über den Weg zu laufen. Ruby trug eine schwarze Basecap über ihrem roten Haar, auf der sich der Schnee gesammelt hatte. Sie war den Weg zu Fuß gelaufen, während Niall mit dem Bus gekommen war.
In der Neon-Bar, in der Niall sich ein wenig fehl am Platz fühlte, fiel sie ihm um den Hals, drückte ihm einen dicken Kuss auf den Mund.
"Wie ist es bei dir gelaufen?"
"Ich könnte schon wieder durchbrennen", antwortete Niall, "vermutlich kriege ich gerade dann wieder eins auf den Sack, wenn ich nicht mehr damit rechne."
"Und was hast du mit deinem Haar angestellt?" Sie langte über den Tisch und wuschelte mit der flachen Hand durch sein Haar. Er sah aus, als habe er die Finger in die Steckdose gesteckt.
"Ich hatte viel zu tun heute", sagte er, worauf sie ein Stück von ihrem Stuhl in die Höhe sprang und rief: "Ich weiß! Ich hab dich im Fernsehen gesehen!"
Sie hatte gemeinsam mit Alfie auf der Couch gesessen und ferngesehen, als sie den kurzen Beitrag in einer Promi-News-Sendung gesehen hatte. Obwohl ihr der Boss bekannt gewesen war, hatte sie diesmal sehr genau hingeschaut und Niall in der Ecke entdeckt, als die Kamera kurz über ihn hinweggeschwenkt war. Es war seltsam, jemanden im TV zu sehen, den man kannte. Zweidimensional reduzierte sich ein bekanntes Gesicht ins Unbekannte, aber sie hatte ihn sofort an seiner Haltung und an seinem Gipsbein erkannt.
"Was hat er gesagt, dass du wieder da bist?"
"Er ist viel zu beschäftigt im Moment", erwiderte Niall.
Sie bestellten sich eine Kleinigkeit zu essen, teilten sich dann einen Krug helles Bier.
"Von wem bekommst du eins auf den Sack?", fragte Ruby, "von dem Mann mit der Brille, der dich abgeholt hat?"
"Von Michael, das ist der Bruder meiner Ex-Freundin. Er konnte mich von Anfang an nicht leiden."
Ruby steckte sich einen
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