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Ruby und Niall

Ruby und Niall

Titel: Ruby und Niall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Recht
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Schlafgewohnheiten erzählt hatte, irgendwann in die Stille hinein fragte er, ob sie eine Mütze haben wolle, aber sie war bereits eingeschlafen.

Ein neuer Job

Helen wollte nicht wissen, wo und mit wem sie die Nacht verbracht hatte, weil sie es sich denken konnte. Ruby kam mit frischem Gebäck vom italienischen Feinkosthändler an der Ecke nach Hause, sie duschte, zog sich um und dann frühstückten sie zu dritt. Um ihrer Schwester einen Gefallen zu tun, hatte sie den dunklen Lidschatten weggelassen.
"Darf ich an deinen Laptop?", fragte sie, "ich bin auf Jobsuche."
Helen hatte keinen Drucker, deshalb schrieb Ruby sich die Namen und Telefonnummern, die sie in den passenden Stellenanzeigen fand, in eines von Alfies Schulheften.
Auf der Rückseite des Blattes notierte sie Wohnungen und Häuser zur Miete. Sie hatte vergessen, Niall nach seinem Budget zu fragen, deshalb suchte sie sehr optimistisch in den mittleren Preisklassen. Kleine Häuser in den weniger bevorzugten Gegenden waren billiger als Wohnungen in der besseren Nachbarschaft, und sie versuchte sich ein gemeinsames Leben mit Niall vorzustellen. In einem Haus mit Vorgarten. Es gelang ihr nicht.

    Lassen wir es langsam angehen
, dachte sie,
    es wird funktionieren, wenn wir nichts überstürzen. Ich mag ihn, es kribbelt, wenn ich ihn nur ansehe, aber reicht das für ein Leben zu zweit?

Vermutlich hatten sie von Anfang an alles überstürzt. Es machte alles komplizierter, wenn man versuchte, sich nach dem Sex näher kennenzulernen.

Sie rief bei den Firmen wegen der Jobs an, bekam hauptsächlich Absagen, wurde vertröstet, wurde dann zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. An ihrer Frisur konnte sie nichts ändern, aber Helen suchte ihr ein paar Röcke und Blusen heraus, die dem Bürostil entsprachen.
"Das ist bloß ein Call-Center", sagte Ruby, "ist das nötig?"
"Du bekommst keine zweite Chance für einen guten ersten Eindruck", sagte Helen, "zieh das an. Socken über die Stumpfhose, dann kannst du auf dem Weg dorthin deine dicken Straßenschuhe anziehen. Im Bürogebäude ziehst du dann die hier an."
Sie reichte Ruby ein Paar schwarze Pumps, die so spießig aussahen, dass Ruby verzweifelt das Gesicht verzog. Sie wünschte, sie hätte ihre Sommerpartyschuhe nicht bei Mona gelassen. Mit weißer Bluse und schwarzem Rock, der zwar eng geschnitten aber viel zu lang war, hätten rote Lackpumps sehr viel besser ausgesehen.
Als sie ihr Vorstellungsoutfit ausprobierte, kam Alfie nach Hause und schien ehrlich entsetzt darüber, wie Tante Ruby aussah.
"Gewöhn dich dran, du Frechdachs", sagte Ruby, "wenn ich den Job bekomme, werde ich immer so herumlaufen."
Aber die Maskerade war umsonst; als Ruby sich in dem riesigen Bürokomplex mit Hunderten von kleinen Firmen bei dem Callcenter vorstellte, bekam sie gesagt, dass der Job bereits vergeben sei.

Sie hatte nicht wirklich erwartet, dass es bereits mit dem ersten Termin klappen würde.

    Ich geh nicht kellnern
, dachte sie,
    da fülle ich lieber im Akkord die Regale im 24-Stunden-Supermarkt auf.

Sie rief Niall an, aber auf seinem Handy meldete sich nur die Mailbox. Sie wollte ihm nichts in die Konserve sprechen und hoffte, er würde sie zurückrufen, sobald er Zeit hatte, weil sie ihm unbedingt auch über die Fehlschläge auf dem laufenden halten wollte. In dem kleinen Feinkostgeschäft trank sie einen Espresso und plauderte mit dem netten Kerl hinter der Theke, wie nervig und frustrierend so eine Jobsuche war.
"Das liegt an der Wirtschaftslage", sagte er und lachte, als Ruby ihn den König der italienischen
    Bullshitter
nannte.
"Aber mal ehrlich", rief er zu ihr hinüber, während er die Antipasti-Theke neu bestückte, "wir suchen seit Wochen einen Fahrer für unseren Lieferservice. Wir können zwar nicht viel bezahlen, aber wir lassen niemanden verhungern. Keine Ahnung, weshalb wir niemanden finden."
"Was liefert ihr denn aus?"

Vincente Riganti, der Sohn des Inhabers, erklärte es ihr sehr ausführlich; er war froh für die Abwechslung, Ruby war die einzige Kundin im Laden.
"Wenn ich das so höre, muss man sich mit den Konserven, Nudeln, Soßen und den frischen Sachen aus der Theke nicht auskennen. Ihr packt alles zusammen und man fährt los. Man braucht nur ein Auto und muss sich ein wenig in Boston auskennen."
"Wir stellen das Auto", sagte Vincente, "und das hat einen Navi. Eigentlich brauchst du nur einen Führerschein und musst dich auf flexible Arbeitszeiten einstellen."
Er sagte das mit einem seltsamen

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