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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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wurde, so sehr war er damit beschäftigt, nach Gladys zu linsen, wie wild jede ihrer Bewegungen zu verfolgen.
    Jeder außer ihm lächelte und zwitscherte und zerriß Geschenkpapier. Ich hatte meine noch nicht erspäht, zögerte aber, mich vorzuwagen, schwach, wie ich war, kraftlos wie ein Blatt im Herbst und ernstlich steif in den Beinen, dem geringsten Windhauch wehrlos ausgeliefert. Ich versuchte Würde zu bewahren. Zum Glück wirkten sie alle sehr beschäftigt, und mein Zustand wie auch meine Zurückhaltung blieben unbemerkt, und auch über den anbrechenden Tag, den ich einen Augenblick am Fenster beobachtete, verlor niemand ein Wort, es drehte sich alles um den wunderhübschen Kugelschreiber, um die wunderbare Nudelmaschine, um die herrliche, ah, einfach tierische Turnhose! Das Ganze hatte etwas Beruhigendes an sich. Aber nach einer Weile merkte ich, daß Hermann aufgehört hatte zu atmen.
    Ich wandte mich also Gladys zu und erkannte sogleich das kleine Paket, das sie gerade aufgehoben hatte. Sie zögerte einen Moment, dann betrachtete sie das fragliche Objekt mit einem schwachen Lächeln. Es sah aus, als hätte sie Zeit en masse, als wollte sie das Ding eine ganze Weile untersuchen, ohne es zu öffnen. Hermann schenkte mir eine schmerzliche Grimasse. Ich stellte erfreut fest, daß er wieder atmete. Plötzlich baute sich Elsie vor mir auf. Ich trat einen Schritt zur Seite, ohne einen Ton zu sagen, ohne davor zurückzuschrecken, die Spitzen ihrer Brust zu streifen, jedoch mit Eiseskälte. Wahrscheinlich war ihr die Zeit lieber gewesen, wo ich sie in den Mund nahm oder mit meinen Händen umschloß und mich eine Viertelstunde lang darum kümmerte, bis sie von Kopf bis Fuß anfing zu zittern, aber wer war schuld daran?
    - Du schaffst es nicht, mich wütend zu machen …. flüsterte sie mir zu und schob mir ein paar Päckchen unter den Arm, die für mich bestimmt waren.
    - Freut mich zu hören …. erwiderte ich, um meine Aufmerksamkeit sogleich wieder auf Gladys zu konzentrieren, und das just in dem Augenblick, da sie sich endlich dazu durchrang, es aufzumachen, ihr famoses Geschenk. Natürlich wußte sie haargenau, von wem es war, und während sie vorsichtig an dem hübschen Bändchen zupfte, das sich darum schlang, strahlte ihr ganzes Gesicht, wie es nur in tiefster und innigster Wonne erlaubt ist, fürwahr, ein Sieg auf der ganzen Linie. Dennoch, trotz der himmelschreienden Klarheit des Phänomens, gab es einen, der noch nicht kapiert hatte, was das bedeutete, der beinahe zitterte und immer noch Blut und Wasser schwitzte. War ich denn so ein erbärmlicher Lehrer, blieb denn nichts von all dem, was ich ihm beigebracht hatte …?!
    Ein Hauch von Bestürzung wehte für einen Moment über mein Haupt, lang genug, um mich dem Gedanken nahezubringen, daß ich alles von Anfang bis Ende verpfuscht hatte.
    - Du hast wohl nie einen Fehler gemacht …?
    - Reden wir nicht mehr davon … Ich hab dich aus meinem Leben gestrichen, brummte ich, ohne deshalb die Kraft aufzubringen, ihr meinen Arm zu entreißen.
    - Ah, ich bitte dich … Schau mich an …!
    Ich hatte ganz und gar nicht den Eindruck, daß sie das verdiente, und im übrigen hatte ich nur Augen für Gladys, die so langsam wie irgend möglich mit ihrem Auspacken fortfuhr. Ich an ihrer Stelle hätte Angst gehabt, Hermann schlafe ein, aber sie war sich ihrer Sache verdammt sicher. Und damit ihm nur ja nichts entging, rückte sie merklich näher an ihn heran. Es war ein Wunder, daß niemand seine Nase dazwischen steckte, daß ein Typ wie Harold am anderen Ende des Zimmers beschäftigt war.
    - Ich glaube dir nicht …!
    - Elsie, laß mich in Frieden. Jetzt ist nicht der rechte Moment. Sie preßte sich an mich. Ich seufzte und betete, daß sie stillhielt, denn Gladys’ Werk näherte sich seiner Vollendung.
    Hermann war wie versteinert. Der lässige Stil, den er ansonsten mit Bedacht pflegte, war nur noch eine blasse Erinnerung, und es war sicher das erste Mal, daß ich ihn nicht infolge einer körperlichen Anstrengung schwitzen sah, zudem mitten im Winter, höchstens noch, wenn er Fieber hatte. Ich hatte größte Lust, ihm einen Tritt zu verpassen, damit er wach wurde, aber ich brauchte beide Beine, um nicht umzufallen, und in gewisser Weise mußte ich zugeben, daß auch Elsie nicht ganz überflüssig war, ich war froh, mich auf sie stützen zu können. Also versuchte ich in geistigen Kontakt mit ihm zu treten, aber vergebens, ich brüllte wütend vor seiner Tür, doch er

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