Rückgrad
dir …?! sorgt sich Elsie, die wie ein Schatten an mir klebt.
Ich antworte nicht, ich verlange nichts, ich gehe weiter und schleife sie mit, da sie sich nun mal an meinen Arm klammert.
Bis ich auf einen Stuhl treffe. Zuerst pralle ich mit den Beinen dagegen, doch dann, wie ich ihn entdecke, schenke ich ihm einen gerührten Blick. Dann belege ich ihn mit Beschlag.
- Allmächtiger Gott, was tut das gut …! stoße ich schnaufend hervor, dieweil ich mechanisch die Szenerie ringsum betrachte.
Es stellt sich heraus, daß wir in der Küche gelandet sind. Aber das ist mir ganz egal, solange man mich in Ruhe läßt. Der Tag bricht gerade an, und es herrscht ein angenehmes Halbdunkel. Der Raum ist so leer, wie ich es mir nur erträumen kann. Mit der Fußspitze stoße ich die Tür an, um das Gemurmel aus dem Wohnzimmer noch mehr zu dämpfen. Mir ist vage bewußt, daß ich damit meine letzten Kräfte vergeude, aber ich schöpfe daraus einen trüben Seelenfrieden. Kurzum, ich werde erhobenen Hauptes fallen. Die Morgendämmerung läutet die letzte Runde ein, aber tapfer habe ich die Nacht durchgekämpft, und ich habe keine Mühe gescheut. Drum sei ich erlöst, nun ende meine Prüfung, beschließe ich und beuge mich zum Tisch hinüber.
- O Dan, Liebling, du hast doch genug getrunken …!
Ach wo, was kümmert es mich …! Den Verstand zu einer Fratze verzerrt, greife ich seelenruhig nach der Flasche und führe sie mit müdem Armschwung an meine Lippen.
Ich zeige nicht die geringste Reaktion, als mit beiden Händen, ohne Vorwarnung, Elsie ihr Kleid zu schürzen beginnt. Ich kann ihr nur stumm zusehen, unfähig einzuschreiten. Sie daran hindern, sich rittlings auf meinem Schoß niederzulassen …?! Woher die Kraft nehmen? Wahre Tränen möchte ich vergießen ob dieses geschwächten Körpers, oh, dieser kleine Finger, unmöglich, ihn krumm zu machen, diese armen wackeligen Beine und diese völlige Lähmung, welche mich beim Anblick dieser langen, seidenweichen Schenkel befällt, die quer auf den meinen ruhen.
- Komm, steh auf! Schmeiß sie runter …! sporne ich mich an. Allein die Flasche an die Lippen zu setzen macht mir tierisch zu scharfen. Na gut …. sage ich mir. Wenn sie nur so bleibt, ohne sich zu bewegen, wenn sie stillhält, kein Problem … Meine Ehre ist gerettet, solange wir uns nicht auf mehr einlassen … Sie kann ruhig auf meinem Schoß sitzen, das heißt nichts … Wir können uns einen Moment zusammen ausruhen, ihr Kopf an meiner Schulter, das hat nichts weiter zu bedeuten … Sie soll bloß nicht glauben, ich hätte kapituliert … Sie soll brav sitzen bleiben, dann ist alles bestens … Ich bitte dich, Elsie …. einigen wir uns auf Remis …!
Wir rühren uns nicht. In dem zarten Halbschatten, den das langsame Heraufziehen des Tags nicht zerstört, gelingt es mir, einen Augenblick reiner Ruhe zu genießen. Es gibt nur noch diese Küche, der Rest der Welt ist zusammengebrochen, und ich will nichts, ich verlange nichts, nur das, was mir geschenkt ist, oh, wie heiter erscheint mir auf einmal das Licht des anbrechenden Tages.
Doch da wird sie auch schon wach. Nicht einmal eine Minute hat sie es ausgehalten. Herrgott, wie hatte ich ihr nur vertrauen können, wie oft muß ich noch auf ihre Doppelzüngigkeit hereinfallen, bis ich einsehe, daß sie niemals aufgeben, daß sie sich niemals an die Regeln halten würde, daß noch nie eine Partie beendet war, bevor sie nicht unser naives Haupt schwenken durften …! Kurz und gut, da sitze ich also, und ihre Hand, die schlängelt sich unter mein Hemd, wo ich vollkommen wehrlos bin. Es macht mich ganz krank.
- He, was tust du …?! murmele ich atemlos.
Man sollte meinen, meine Frage verleihe ihr Flügel. Sie klammert sich an meinen Hals und drückt sich an mich und preßt ihren Schamberg an meinen. Und ich weiß, was das bedeutet. In einem letzten Aufbäumen versuche ich die Flasche zu leeren, aber sie entwindet sie meinen Händen, indem sie mich mit sanften Worten trunken redet. Ich wimmere in meiner Ohnmacht, was sie verkehrt interpretiert, denn flugs schält sie eine nackte Brust aus ihrem finsteren Schlupfwinkel und gibt sie mir zu lutschen. Ich mache mich steif, ich starre sie an, zu Tode betrübt.
- O nein … Was machst du denn …??! ächz ich mit matter Stimme.
Sogleich packt sie die andere aus. Ich senke den Kopf. Und ich bin heilfroh über die relative Dunkelheit, während armselige Tränen aus meinen Augen quellen.
- O Elsie …! Was machs’n du
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