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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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nicht wahr …?
    Er gab keine Antwort, natürlich nicht, er blickte sich lediglich nach einem anderen Utensil um, wahrscheinlich hätte es schon ein einfacher Grashalm getan.
    - Ich weiß nicht … Vielleicht hast du recht … Tatsache ist, daß ich in meinem Leben ein paar wahnsinnige Frauen hatte und es nie verstanden habe, sie festzuhalten. Ich weiß nicht, woran es liegt … Das ist kein Pech, ich hab eher das Gefühl, das hat mit mir zu tun … Ich kann dir aber nicht genau sagen, was es ist … Findest du, mit mir stimmt was nicht …. ich meine, abgesehen von meiner Wirbelsäule …?
    Ich entlockte ihm ein Lächeln. Mein Seelenleben war das größte Fiasko, das sich denken ließ, aber hatte das in diesem Moment irgendeine Bedeutung …?! Ich spürte an seinem Blick, worauf er hinauswollte.
    - Mmm, mach dir um mich keine Sorgen …. fügte ich hinzu.
     
    Wir saßen im Garten, als Dolbello aufkreuzte.
    Baden und goldbraune Kreuzigung hatten einen Großteil des Nachmittags in Anspruch genommen, danach waren Hermann und ich in die Stadt gezogen, um ein paar Flaschen zu kaufen – ein plötzliches Verlangen, ein paar Bloody Mary zu kippen, aber da war ich nicht der einzige-, während die Mädchen das Essen zubereiteten. Der Himmel errötete zart. Wir waren gut abgefüllt, und die Bloody gab uns den Rest, wir beobachteten Eichhörnchen in den Bäumen und lauschten amüsiert dem Kreischen der Vögel. Sarah war fast gelöst. Hermann und Gladys schienen an nichts zu denken. Ich träumte, sein Boot sei untergegangen, und wenn er nicht tot war, trug ihn eine mächtige Strömung in die Hölle davon.
    - Hey …! Sarah …! Wow …!! brüllte er und breitete die Arme aus, die Angelrute in der einen, den Pullover in der anderen Hand.
    Sie sprang auf.
    - Hey …! Dan …! Ich blieb sitzen.
    - Freut mich, dich zu sehen …! sagte ich und beobachtete resigniert, wie sie sich an ihn preßte, an seinen dunkel behaarten Oberkörper, so dunkel, daß er in dem Licht blau schimmerte. Er setzte seine Angel ab und hob Sarah in seine Arme.
    - Verflucht! Das ist ja ‘ne Überraschung …!
    Die Muskeln traten an seinen Armen und Beinen hervor, und noch bis ins Innere seines Schädels. Bei diesem Typ Mann fanden sie also ihr Gleichgewicht – Abel, der Typ, mit dem Franck in ihre zweite Ehe geflattert war, hatte einen Halsumfang von 46 –, immer und ewig dieses Bedürfnis nach Sicherheit, dieser tierische Ruf nach Stärke, nach dem Kerl, der den Eingang der Höhle bewachte, ohne ihnen mit seinen existentiellen Problemen auf die Nerven zu gehen … Das war es, was meine Aktien fallen ließ, um so mehr, als es nicht damit getan war, sich einen athletischen Körper zuzulegen, man mußte darüber hinaus eine gewisse Unverwüstlichkeit ausstrahlen, ein beruhigendes Licht in den Augen haben … Trotz allem, ich gab ihnen da nicht ganz unrecht, ich wußte nichts dagegen einzuwenden. Wenn sie ihr Instinkt dazu trieb, dort zu schwimmen, wo man stehen konnte, wenn sie letztlich den wählten, der ihnen am solidesten erschien, dann war das nur allzu verständlich. Und die Bloody Mary war nicht für die Katz.
    - O wei o wei …! murmelte Gladys, als die beiden in der Bude verschwanden.
    - Warum o wei o wei …? Meinst du, deine Mutter ist nicht in der Lage, uns aus der Klemme zu ziehen …?!
    - Doch, aber …
    - Ach, daß ich nicht lache! Da müßten schon zehn von seiner Sorte kommen, ehe ich mir Sorgen mache …! Eine Horde ausgehungerter Wölfe würde ihr die Hände lecken, wenn sie wollte.
    Ich hatte sie nur halb überzeugt, sie starrte weiter mit ängstlicher Miene auf das Haus, die Hände gefaltet, die Arme auf die Lehnen gepreßt und den Oberkörper nach vorne geneigt.
    - Hör mal …. fügte ich hinzu. Selbst wenn er wie ein wildgewordener Stier wieder rauskommt, wird nichts passieren. Ich hab’s deiner Mutter versprochen.
    Eine beruhigende Stille ergoß sich nach meinen Worten, eine betäubende Ruhe begegnete ihren Ängsten.
    - Was habe ich gesagt …?! trumpfte ich auf und streckte die Hände flach gen Himmel. Ist sie nicht großartig …!
    Sie beschlossen, in der Zwischenzeit das Zelt aufzuschlagen. Sie holten ihre Ausrüstung aus dem Fiat, und ich blickte ihnen nach, als sie zum Strand hinuntergingen, bis sie zwischen den Dünen verschwunden waren. Ich hatte ihr alles versprochen, was sie wollte, weil es nicht mehr möglich war, mit ihr zu reden. Ich hatte es versucht, aber schnell einsehen müssen, daß sie nicht mehr imstande war,

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