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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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und schwach wimmerte inmitten des Kissens, in dem er seinen Kopf vergraben hatte.
    - Ich frage mich, ob er gemerkt hat, daß Harold seinen Wagen hat mitgehen lassen …. erklärte ich versonnen. Es ist hart, morgens wach zu werden und festzustellen, daß alles noch schlimmer ist, als man dachte.
    Als ich sie später zu ihrem Wagen brachte, bat sie mich, über ihr Angebot mit dem Aquarium nachzudenken, letztlich sei ihr meine kränkende und lachhafte Interpretation der Sache schnurzegal, sie habe Lust, mir ein Geschenk zu machen, und ich könne darüber denken, was immer ich wolle.
    Ich blieb mit einem sanften Lächeln um die Lippen auf dem Bürgersteig stehen, während sie ihre Schlüssel suchte. Kaum verhüllt durch die schwachen Bemühungen ihres Minirocks, glänzten ihre langen Beine auf dem Sitz wie in einem Bild des Gartens Eden.
    - Na schön, einverstanden …. meinte sie und warf mir einen Blick von schräg unten zu. In zwanzig Jahren gebe ich mich dir hin … Tag für Tag!
    Ich beugte mich ein wenig vor, damit sie nur ja mein Lächeln sehen konnte.
    - Ciao! Bleib keusch und rein …. sagte ich.
     
    Harold tauchte fünf Tage später wieder auf. Die Versöhnung dauerte einen Großteil des Nachmittags, und als ich Bernie abends traf, hatte seine Haut wieder Farbe angenommen, und er war ein anderer Mensch.
    - Ehrlich, Dan, man fragt sich glatt, ob die Wiedersehensfreude nicht hundertmal den Schmerz einer Trennung aufwiegt …!
    Ich persönlich kannte dieses Problem nicht, aber ich fand, er hatte ein etwas kurzes Gedächtnis.
    Obwohl er sich drei Tage lang dahingeschleppt hatte. Nicht mal mehr ein Ei runterbekommen hatte. Mir ein ums andere Mal versichert hatte, lieber wolle er sterben, sollte Harold nicht zurückkommen. Ich hatte die meiste Zeit bei ihm verbracht, und mir dröhnten noch die Ohren von seinen Seufzern und seinem ständigen Harold hier und Harold da. Nicht einmal die Fensterläden hatte er aufgemacht. Er hockte im Halbdunkel auf dem Bett, und ich hatte darauf verzichten müssen, ihn da rauszuholen, solange es draußen noch hell war, und auch nach Einbruch der Dunkelheit gestattete er sich gerade mal ein paar Schritte im Garten. Und er weigerte sich, vom Telefon fortzugehen, für den Fall, daß Harold anrief.
    - Worauf wartet der denn …?!! Er weiß doch, daß ich ihm verzeihe … Ich habe ihm noch jedesmal verziehen …!!
    Mittlerweile kannte ich die ganze Geschichte:
    - Dan, ich pfeif drauf, wenn er von Zeit zu Zeit mit ‘nem Mädchen pennt, aber doch nicht eine Woche lang …!
    Oder auch:
    - Dan, ich weiß, daß ich niemals das Glück finden werde, denn alle Typen, die ich geliebt habe, waren echte Männer, Dan, mein Leben ist eine unmögliche Geschichte …!
    Da stimmte ich ihm gern zu. Ich hatte immer schon gedacht, daß man es nicht leicht hat. Ich war bereit zuzugeben, daß seine Neigung die Sache nicht einfacher machte, aber ich konnte ihm versichern, daß sie auch für mich kompliziert war, um nicht zu sagen unmöglich, und dabei knöpfte ich mir nur Frauen vor.
    Er weigerte sich, mir zu glauben. Er war überzeugt, sein Fall sei die schwerste Prüfung, die man sich nur vorstellen könne, denn jede Partie sei von vornherein verloren.
    - Was würdest du von einem Spiel halten, meinte er zu mir, bei dem du nicht den Hauch einer Chance hast, was hältst du davon, jemanden zu lieben, eben weil er dich nicht lieben kann … ? Dan, kannst du dir die Qualen vorstellen, die man ertragen muß, wenn man zu so etwas verdammt ist …? Meine Güte, wie soll ich bloß gegen eine Frau ankommen, miß du dich mal mit einer Göre von zwanzig Jahren mit einem Paar Titten …! Dan, all meine Liebhaber haben mich wegen einer Frau verlassen, und Harold wird wie die ändern zur Herde zurückkehren, denn über kurz oder lang kommt alles wieder ins Lot. Das ist eine Welt, in der ist kein Platz für mich.
    Es lief einem kalt den Rücken hinunter, wenn man ihn so reden hörte. Ich stand dann meist auf und stellte mich ans Fenster, um mich in dem Licht, das durch die Fensterläden drang, zu amüsieren. Ich tat alles, um vom Thema abzulenken, und ergötzte mich an dem Schattenspiel an der gegenüberliegenden Wand, während er zur Decke starrte.
    Als Harold endlich zurückkam, fiel mir ein Stein vom Herzen, und ich atmete erleichtert auf. Nicht daß im Laufe dieser schmerzlichen Tage das Band, das Bernie und mich vereinte, verschlissen oder auch nur ausgeleiert gewesen wäre, aber allmählich hatte ich die Nase voll,

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