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Rueckkehr ins Leben

Rueckkehr ins Leben

Titel: Rueckkehr ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ishmael Beah
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abgesetzt. Ein
    Soldat führte uns nach Yele, einem Dorf, das vom Militär
    besetzt war. Es war ein großes Dorf mit über zehn Häusern.
    Die Soldaten hatten die meisten davon mit Beschlag belegt.
    Sie hatten die Büsche rings um das Dort gerodet mit Aus-
    nahme des Zugangs vom Fluss, wo wir ankamen. Auf diese
    Weise hatte es der Feind schwerer anzugreifen, erklärten uns die Soldaten.
    Am Anfang schien es, als wären wir in Yele endlich in Si-
    cherheit. Das Dorf war stets von lebhaftem Geplauder und
    Lachen erfüllt. Die Erwachsenen – Zivilisten wie auch Soldaten – sprachen über das Wetter, die Pflanzzeiten, die Jagd.
    Vom Krieg wurde überhaupt nicht gesprochen. Zunächst
    konnten wir nicht verstehen, weshalb sich die Menschen so verhielten. Aber allmählich überzeugte uns das Lächeln auf den Gesichtern der Menschen davon, dass wir uns keine Sorgen mehr zu machen brauchten. Einzig der Anblick verwais-
    ter Kinder trübte die Stimmung im Dorf. Es gab über dreißig Jungen zwischen sieben und sechzehn Jahren. Dazu gehörte
    auch ich. Abgesehen davon gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass unsere Kindheit bedroht war, geschweige denn, dass wir ihrer beraubt würden.
    Wir wohnten gemeinsam mit anderen Jungen in einem
    großen, halb fertig gemauerten Haus. Eine große grüne Plane diente als Dach, und wir schliefen auf winzigen Decken, die sich jeweils zwei von uns miteinander teilten, direkt auf dem blanken Boden. Die Soldaten hatten ihre Garnison in eines der anderen unfertigen Backsteinhäuser gelegt und trafen sich dort abseits der Zivilisten. Abends sahen sie Spielfilme und machten Musik, lachten und rauchten Marihuana. Der Geruch zog durch das gesamte Dorf. Tagsüber mischten sie sich unter die Zivilisten, und wir halfen ihnen in der Küche. Kanei und ich holten Wasser und spülten Geschirr. Unsere anderen Freunde halfen, Auberginen, Zwiebeln, Fleisch und
    Ähnliches in der Küche kleinzuschneiden. Ich hielt mich ge-116
    rne den ganzen Tag über mit kleinen Arbeiten beschäftigt, ging ständig zum Fluss und wusch unablässig Geschirr ab.
    Nur so konnte ich mich von den Gedanken ablenken, die
    mir schlimme Kopfschmerzen bereiteten. Aber um die Mit-
    tagszeit waren alle Aufgaben des Tages erledigt, das Abendessen war vorbereitet und wartete nur noch darauf, gegessen zu werden. Alle saßen auf den Veranden der Häuser, die auf den Dorfplatz ausgerichtet waren. Eltern zupften die Haare ihrer Kinder, Mädchen spielten Sing- und Klatschspiele und ein
    paar der jüngeren Soldaten spielten mit den Jungs Fußball.
    Während des Tages war das Leben im Dorf nicht von Angst
    erfüllt.
    Die Fußballspiele erinnerten mich an die Ligapartien, an
    denen ich teilgenommen hatte, als ich mit meiner Familie in das Bergbaugebiet von Mogbwemo gezogen war. Besonders
    erinnere ich mich an ein Endspiel, das mein Team, das aus Junior und ein paar Freunden bestand, gewonnen hatte. Meine Eltern waren beide zu dem Spiel gekommen, und zum
    Schluss applaudierte meine Mutter und lächelte breit, ihr Gesicht glühte vor Stolz. Mein Vater kam auf mich zu, fuhr mir über den Kopf, nahm meine rechte Hand, hob sie hoch und
    erklärte mich zu seinem Champion. Dasselbe machte er bei
    Junior. Meine Mutter brachte uns eine Tasse Wasser, und
    während wir tranken, fächelte sie uns mit ihrem Kopftuch
    Luft zu. Vor lauter Aufregung schlug mein Herz schneller
    und ich schwitzte gewaltig. Ich konnte den salzigen Schweiß schmecken, der mir von der Stirn auf die Lippen rann. Ich fühlte mich leicht, wie ich da bei meiner Familie stand, als könnte ich fliegen. Ich wollte den Moment festhalten, nicht nur um unseren Sieg zu feiern, sondern weil mich das Lä-
    cheln in den Gesichtern meiner Eltern an jenem Abend so
    glücklich gemacht hatte, dass ich das Gefühl hatte, als sei jeder Nerv meines Körpers zu neuem Leben erwacht und würde
    sich in der sanften Brise wiegen, die mich durchwehte.
    Ich zog mich bei Spielen im Dorf zurück und saß hinter
    den Häusern, starrte ins Nichts, bis meine Migräne vorübergehend nachließ. Ich erzählte niemandem, was mit mir los
    war. Die Symptome erwähnte ich nicht, wenn der »Sergeant

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    Doctor« – wie ihn die Zivilisten nannten – morgens alle Kinder und Familien zwecks Behandlung in einer Reihe aufstellen ließ. Der Sergeant Doctor erkundigte sich nach Fieber, Erkältungen und anderen Krankheiten, aber er fragte nie, ob jemand Albträume oder Migräne habe.
    Nachts spielten Alhaji, Jumah, Moriba und

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