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Rueckkehr ins Leben

Rueckkehr ins Leben

Titel: Rueckkehr ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ishmael Beah
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Deckung. Als sie näher kamen, eröffneten wir das Feuer, fällten jene, die vorne standen. Dem Rest jagten wir in den Sumpf hinterher, wo wir sie verloren. Dort hatten die Krabben bereits begonnen, sich an den Augen der Toten gütlich zu tun. Einzelne Körperteile und zerschmetterte
    Schädel lagen im Sumpf, und das Wasser war jetzt durch Blut ersetzt worden. Wir drehten die Leichen um und nahmen
    ihnen Munition und Gewehre ab.
    Ich hatte keine Angst vor diesen leblosen Körpern. Ich
    verachtete sie und trat sie mit Füßen, damit sie herumrollten.
    Ich fand ein G3-Gewehr, Munition und eine Pistole, die der Corporal selbst behielt. Mir fiel auf, dass die meisten der toten Schützen sehr viel Schmuck um Hals und Handgelenke trugen. Einige von ihnen hatten mehr als fünf goldene Uhren
    am Handgelenk. Einer der Jungen, dessen ungekämmtes Haar
    nun blutdurchtränkt war, trug ein Tupac-Shakur-T-Shirt, auf dem stand: »All eyes on me.« Unsere Seite hatte ein paar der erwachsenen Soldaten verloren – und ich meine Freunde
    Musa und Josiah. Musa, den Geschichtenerzähler, gab es nun nicht mehr. Jetzt hatten wir niemanden mehr, der uns Geschichten erzählte und uns zum Lachen brachte, wenn uns

danach zumute war. Und Josiah – hätte ich ihn nur am ersten Trainingstag weiterschlafen lassen, vielleicht wäre er dann überhaupt nicht an die Front gekommen.
    Bei Anbruch der Nacht erreichten wir das Dorf und setz-

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    ten uns an die Wand des Armeehauses. Es war still. Und als fürchteten wir die Stille, begannen wir, unsere Gewehre und die, die wir erbeutet hatten, vom Blut zu reinigen und die Kammern zu säubern und zu ölen. Wir schossen mit den
    Waffen in die Luft, um ihre Funktionstüchtigkeit zu überprü-
    fen. Ich ging an jenem Abend zum Essen, bekam aber nichts herunter. Ich trank nur Wasser und fühlte mich leer. Als ich zu meinem Zelt ging, stolperte ich gegen eine Zementmauer.
    Mein Knie blutete, aber ich spürte nichts. Im Zelt lag ich auf dem Rücken, die Kalaschnikow auf dem Bauch, und das G3,
    das ich mitgebracht hatte, lehnte am Zeltpflock. Nichts bewegte sich in meinem Kopf. Er war leer, und ich starrte an die Decke des Zelts, bis ich wie durch ein Wunder wegdöste.
    Ich hatte einen Traum, in dem ich Josiah vom Baumstumpf
    aufhob und plötzlich ein Bewaffneter vor mir stand. Er hielt mir das Gewehr gegen die Stirn. Ich wachte sofort aus meinem Traum auf und schoss ziellos im Zelt herum, bis die
    dreißig Schuss des Magazins aufgebraucht waren. Der Corporal und der Lieutenant kamen und nahmen mich mit nach
    draußen. Ich schwitzte, sie spritzten mir Wasser ins Gesicht und gaben mir noch ein paar von den weißen Kapseln. Ich
    blieb die ganze Nacht auf und konnte eine Woche lang nicht schlafen. In jener Woche rückten wir noch zweimal aus, und ich hatte keine Probleme mehr abzudrücken.

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    Der stechende Schmerz in meinem Kopf – oder die Migräne,
    wie ich später erfuhr – ließ nach, als mein Tagesablauf zunehmend von soldatischen Pflichten bestimmt wurde. Wäh-
    rend des Tages übernahm ich, anstatt auf dem Dorfplatz Fuß-
    ball zu spielen, Schichten als Wachtposten um das Dorf herum, rauchte Marihuana und schnupfte Brown Brown, das ist Kokain mit Schießpulver, welches immer auf den Tischen
    bereitlag, und ich schluckte natürlich auch noch mehr von den weißen Kapseln, von denen ich inzwischen abhängig
    war. Sie verliehen mir sehr viel Energie. Als ich das erste Mal alle diese Drogen auf einmal genommen hatte, begann ich so stark zu schwitzen, dass ich mich vollständig auszog. Ich zitterte am ganzen Körper, sah nur noch verschwommen und
    verlor für mehrere Minuten das Gehör. Ich lief ziellos durchs Dorf, unruhig, weil ich einen ungeheuren Energierausch er-lebte und mich gleichzeitig wie betäubt fühlte. Aber nachdem ich die Drogen einige Male genommen hatte, spürte ich nur noch diese Abstumpfung gegenüber allem und derartig viel
    Energie, dass ich wochenlang nicht schlafen konnte. Nachts sahen wir Filme. Kriegsfilme, Rambo, Rambo II, Das Phantom-Kommando und so weiter, die mithilfe eines Generators liefen oder manchmal auch über eine Autobatterie. Wir alle wollten wie Rambo sein und konnten es nicht abwarten, seine Techniken selbst anzuwenden.
    Wenn uns die Lebensmittel, die Drogen, die Munition oder
    das Benzin zum Ansehen der Kriegsfilme ausgingen, plünderten wir die Lager der Rebellen in den Städten, Dörfern und Wäldern.
    Wir griffen auch Dörfer von Zivilisten an, um Rekruten

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