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Rueckkehr ins Leben

Rueckkehr ins Leben

Titel: Rueckkehr ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ishmael Beah
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Fahrt und dem endlosem Nachdenken darüber, weshalb uns
    unsere Vorgesetzten hatten gehen lassen, brauchten wir die Gewalt, um uns aufzumuntern.
    Der Jubel wurde von einer Gruppe von MPs unterbro-
    chen, die in die Küche kamen und uns aufforderten, ihnen zu folgen. Sie richteten die Gewehre auf uns, aber wir lachten sie aus und gingen nach draußen, wo die Militärfahrzeuge
    warteten, die uns an einen anderen Ort bringen sollten. Wir waren so glücklich, dass wir es den Rebellenjungen gezeigt hatten, dass wir nicht auf die Idee kamen, die MPs anzugreifen. Außerdem waren es zu viele. Offenbar hatten sie inzwischen kapiert, dass wir keine Kinder waren, mit denen sie spielen konnten. Einige der MPs standen am Fahrzeug, um-klammerten ihre Gewehre und beäugten uns vorsichtig.
    »Vielleicht bringen sie uns zurück an die Front«, sagte Alhaji.
    Und aus irgendeinem Grund sangen wir die Nationalhymne
    auf dem Weg zu den Fahrzeugen.
    Aber wir wurden nicht an die Front zurückgebracht.

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    Stattdessen fuhren sie mit uns nach Benin Home, einem an-
    deren Rehabilitationszentrum in Kissy Town am östlichen
    Rand von Freetown, weit weg von der Stadt. Benin Home
    hatte einst Approve School geheißen und war ein staatliches Jugendzentrum gewesen. Bei unserer Ankunft durchsuchten
    uns die MPs gründlich. Das Blut unserer Opfer und Feinde
    auf unseren Armen und unserer Kleidung war noch frisch.
    Die Worte des Lieutenants hallten mir noch im Kopf: »Von
    jetzt an werden wir jeden Rebellen töten, dem wir begegnen, Gefangene werden keine gemacht.« Ich lächelte schwach, war froh, dass wir es den Rebellen gegeben hatten, aber ich fragte mich auch wieder, wieso man uns hergebracht hatte. Die
    MPs bewachten uns in jener Nacht, in der wir auf den Ver-
    anden saßen und in die Dunkelheit starrten. Ich konnte an nichts anderes denken als daran, was mit meinem G3-Gewehr passiert war, welchen Film meine Einheit an jenem Abend
    wohl sah und welch gutes Marihuana und Koks ihnen zur
    Verfügung stand. »Hey, ihr da, habt ihr ein bisschen Tafe * für uns?«, fragte Mambu die MPs, die ihn gar nicht beachteten.
    Ich fing an zu zittern. Die Wirkung der Drogen aus der
    Nacht, bevor man uns in die Stadt gebracht hatte, ließ nach.
    Ich ging auf der Veranda auf und ab und war unruhig. Mein Kopf fing wieder an wehzutun.

    * Marihuana

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    Es machte mich unglaublich wütend, von Zivilisten gesagt zu bekommen, was ich zu tun hatte. Selbst wenn sie uns nur
    zum Frühstück riefen, brachten mich ihre Stimmen derart auf die Palme, dass ich gegen eine Wand, meinen Spind oder
    sonst irgendwas in meiner Nähe schlug. Vor wenigen Tagen
    noch hätten wir darüber entschieden, ob sie leben oder sterben würden. Deshalb weigerten wir uns auch zu tun, was
    von uns verlangt wurde, vom Essen einmal abgesehen. Wir
    bekamen Brot und Tee zum Frühstück, Reis und Suppe zum
    Mittag- und zum Abendessen. An Suppen gab es solche mit
    Okraschoten, Maniok- oder Kartoffelblättern oder etwas
    Ähnliches. Wir waren unglücklich, vermissten unsere Ge-
    wehre und unsere Drogen.
    Nach jeder Mahlzeit kamen die Schwestern und Mitarbei-
    ter und wollten mit uns über die vorgesehenen medizinischen Untersuchungen auf der Krankenstation von Benin Home
    und die uns verhassten psychotherapeutischen Einzelgesprä-
    che reden. Kaum fingen sie davon an, warfen wir mit Schüsseln, Löffeln und Lebensmitteln nach ihnen. Wir jagten sie aus dem Speisesaal und verprügelten sie. Eines Nachmittags, nachdem wir die Schwestern und Mitarbeiter rausgejagt hatten, steckten wir dem Koch einen Eimer über den Kopf und
    schubsten ihn so lange in der Küche herum, bis er sich die Hand an einem siedendheißen Topf verbrannte und uns versprach, uns mehr Milch in den Tee zu geben.
    Deshalb ließ man uns in der gesamten ersten Woche mehr
    oder weniger ziellos herumstreunen. In derselben Woche ließ die Wirkung der Drogen nach. Ich gierte derart nach Koks
    und Marihuana, dass ich ein einfaches Blatt Papier zusam-

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    menrollte und rauchte. Manchmal durchwühlte ich die Ta-
    schen meiner Armeehosen, die ich noch immer trug, nach
    Krümeln von Marihuana oder Koks. Wir brachen in die
    Krankenstation ein und klauten Schmerzmittel – weiße und
    cremefarbene Tabletten – sowie ein paar rote und gelbe Kapseln. Wir leerten die Kapseln, zermahlten die Tabletten und mischten das Pulver. Aber die Mixtur erzielte nicht den ge-wünschten Effekt. Wir wurden von Tag zu Tag wütender und
    damit auch immer

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