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Rueckkehr ins Leben

Rueckkehr ins Leben

Titel: Rueckkehr ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ishmael Beah
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nicht mehr, was mich antrieb, aber anstatt wie alle anderen Steine zu suchen und damit die Scheiben einzuwerfen, zerschlug ich das Glas mit der Faust. Es gelang mir, mehrere Scheiben einzuschlagen, bevor ich mit der Hand im Glas stecken blieb. Ich zog sie heraus, sie blutete heftig. Ich musste auf die Krankenstation. Ich fasste den Plan, einen Erste-Hilfe-Koffer zu klauen und mich damit zurückzuziehen, aber die Schwester war immer da. Sie hieß mich auf dem Tresen sitzen, während sie die Glassplitter aus meiner Hand entfernte. Immer wenn sie einen Splitter rausfischte, der sich mir besonders tief ins Fleisch gebohrt hatte, verzog sie das Gesicht. Aber wenn sie zu mir hoch sah, blieb ich unbeweglich. Sie suchte in meinem Gesicht nach Anzeichen von Schmerz. Sie war verwirrt, fuhr
    aber damit fort, vorsichtig die Glassplitter aus meiner blutenden Hand zu ziehen. Ich spürte nichts. Ich wollte nur den Blutfluss stoppen.
    »Gleich tut’s weh«, sagte die Schwester, als sie sich daran-machen wollte, die Schnitte zu säubern.
    »Wie heißt du?« fragte sie, während sie mir die Hand ver-
    band. Ich antwortete nicht.
    »Komm morgen wieder, damit ich den Verband wechseln
    kann. Okay?« Sie strich mir über den Kopf, aber ich zog ihn weg und ging. Ich kam nicht zum Verbandswechsel zurück,
    doch ich wurde noch am selben Tag, als ich auf der Veranda saß, wegen eines Migräneanfalls ohnmächtig. Ich wachte in einem Bett auf der Krankenstation auf. Die Schwester wischte mir mit einem feuchten Lappen über die Stirn. Ich packte
    ihre Hand, schob sie weg und ging wieder fort. Ich setzte 162
    mich draußen in die Sonne und schaukelte vor und zurück.
    Mein gesamter Körper schmerzte, meine Kehle war trocken,
    und mir war speiübel. Ich erbrach etwas Grünes und Schlei-miges und wurde erneut ohnmächtig. Als ich Stunden später aufwachte, war wieder dieselbe Schwester da. Sie gab mir ein Glas Wasser. »Du kannst gehen, wenn du willst, aber ich
    schlage vor, dass du heute Abend im Bett bleibst«, sagte sie und zeigte mit dem Finger auf mich, so wie eine Mutter mit einem bockigen Kind spricht. Ich nahm das Wasser und
    trank, dann warf ich das Glas an die Wand. Die Schwester
    sprang von ihrem Stuhl auf. Ich versuchte aufzustehen und wegzugehen, aber es gelang mir nicht einmal, mich aufzuset-zen. Sie lächelte, kam an mein Bett und gab mir eine Spritze.
    Sie deckte mich mit einer Decke zu und wischte die Glas-
    splitter auf. Ich wollte die Decke von mir werfen, aber ich konnte die Hände nicht bewegen. Ich wurde schwächer, und
    meine Lider wurden schwer.
    Ich wachte auf und hörte die Schwester mit jemandem
    flüstern. Ich war verwirrt und wusste nicht, welcher Tag es war oder welche Uhrzeit. In meinem Kopf pulsierte es ein
    wenig. »Wie lange bin ich hier gewesen?«, fragte ich die
    Schwester und klopfte mit der Hand gegen die Bettkante, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
    »Sieh mal an, er kann ja sprechen! Und pass auf mit deiner Hand«, sagte sie. Als ich mich ein wenig aufgesetzt hatte, sah ich, dass da ein Soldat mit uns im Raum war. Eine Minute
    lang dachte ich, dass er mich wieder an die Front bringen würde. Aber als ich erneut zu ihm hinübersah, wusste ich, dass er aus anderen Gründen in die Krankenstation gekommen war. Er war eindeutig ein Stadtsoldat, gut gekleidet und unbewaffnet. Er war Lieutenant und angeblich gekommen,
    um sich zu vergewissern, dass wir medizinisch und psycholo-gisch gut versorgt wurden, aber er schien sich vor allem für die Krankenschwester zu interessieren. Ich war auch mal
    Lieutenant, dachte ich, Junior Lieutenant, um genau zu sein.

    Als Junior Lieutenant war ich für eine kleine Einheit von Jungen verantwortlich gewesen, die mit Missionen beauftragt 163
    wurde. Der Lieutenant und Corporal Gadafi hatten alle mei-ne übrig gebliebenen Freunde – Alhaji, Kanei, Jumah und
    Moriba – für meine Einheit ausgewählt, und so waren wir
    wieder einmal alle zusammen. Nur diesmal liefen wir nicht mehr vor dem Krieg davon. Wir befanden uns mitten drin
    und spähten Dörfer aus, in denen es Lebensmittel, Drogen, Munition, Benzin und andere Dinge gab, die wir brauchten.
    Ich berichtete dem Corporal, was wir herausgefunden hatten, und dann griff die gesamte Einheit das Dorf an, das wir aus-spioniert hatten, und tötete jeden, damit wir am Leben bleiben konnten.
    Bei einer unserer Spähermissionen stießen wir zufällig auf ein Dorf. Wir hatten gedacht, dass es noch über drei Tage entfernt sein

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