Rueckkehr ins Leben
musste, aber nach einem Fußmarsch von nur
anderthalb Tagen rochen wir den Duft von heißem Palmöl.
Es war ein wunderschöner Tag, der Sommer schenkte uns
seine letzten Sonnenstrahlen. Wir verließen sofort den Pfad und näherten uns dem Dorf durch das Gebüsch hindurch. Als wir die strohgedeckten Häuser sahen, krochen wir näher an das Dorf heran, um zu sehen, was dort vor sich ging. Ein paar Bewaffnete lungerten faul herum. Vor jedem Haus lagen
Bündel aufgestapelt. Offenbar bereiteten sich die Rebellen darauf vor, das Dorf zu verlassen. Wären wir zum Stützpunkt zurückgegangen, wären uns die Lebensmittelvorräte durch
die Lappen gegangen. Also beschlossen wir anzugreifen. Ich gab den Befehl, dass sich alle an strategischen Stellen um das Dorf herum platzieren sollten, damit wir den gesamten Ort überblicken konnten. Alhaji und ich gaben den anderen drei Jungen ein paar Minuten Zeit, um ihre Positionen einzunehmen, dann schlichen wir noch näher an das Dorf heran,
um den Angriff zu starten. Wir beide gingen zurück zum
Pfad und krochen diesen auf beiden Seiten entlang. Wir hatten zwei Panzerfäuste und fünf raketengetriebene Granaten dabei. Wir waren nahe genug herangekommen und ich hatte
mit dem Gewehr bereits die Gruppe, mit der ich anfangen
wollte, ins Visier genommen, als mir Alhaji auf die Schulter tippte. Er flüsterte, er wolle seine Rambo-Techniken üben, bevor wir das Feuer eröffneten. Noch bevor ich etwas sagen 164
konnte, vermischte Alhaji ein wenig Dreck mit Spucke und
Wasser aus dem Rucksack und schmierte sich den Brei ins
Gesicht. Er schnallte sich das Gewehr auf den Rücken und
nahm sein Bajonett heraus, strich mit dem Finger über die glatte Klinge und hielt sie sich vors Gesicht. Dann kroch er durch die Mittagssonne, die das Dorf ein letztes Mal erhellte, bevor wir es in Finsternis stürzten.
Als Alhaji außer Sichtweite war, zielte ich, um ihm De-
ckung zu geben, mit der Panzerfaust auf das Dorf, dorthin, wo die meisten Bewaffneten saßen. Wenige Minuten später
sah ich ihn hinter Hausecken kauern und zwischen den Häu-
sern umherkriechen. Er presste sich flink gegen Mauern, damit er nicht gesehen wurde. Langsam kroch er an einen dö-
senden Wachposten heran, der sich mit dem Gewehr auf den
Knien sonnte. Alhaji hielt der Wache die Hand vor den
Mund und schnitt ihm mit dem Bajonett die Kehle durch.
Dasselbe tat er mit einigen weiteren Wachen. Aber er hatte einen Fehler gemacht: Er versteckte die Leichen der Männer, die er erfolgreich getötet hatte, nicht. Ich freute mich noch über sein Manöver, als einer der Wache haltenden Männer,
der auf seinen Posten zurückkehrte, die Leiche seines Kollegen entdeckte und loslief, um den anderen Bescheid zu sagen.
Das musste ich natürlich verhindern, also erschoss ich ihn mit meinem G3 und legte rasch zwei Panzerfaustgranaten gegen
die anderen Bewaffneten nach.
Der Schusswechsel begann. Ich wusste nicht, wo Alhaji
steckte, aber während ich schoss, kam er auf mich zugekrochen. Ich hätte ihn fast erschossen, erkannte aber noch rechtzeitig sein schmutziges Rambo-Gesicht. Wir machten uns an die Arbeit, töteten jeden, der sich blicken ließ. Wir ver-schwendeten keine einzige Kugel. Wir waren im Schießen
sehr viel besser geworden, und unsere Größe verschaffte uns einen Vorteil, da wir uns unter den kleinsten Büschen verstecken und die Männer töten konnten, während diese sich
noch fragten, woher die Kugeln überhaupt kamen. Um das
Dorf vollständig unter unsere Kontrolle zu bringen, warfen Alhaji und ich die übrigen Granaten, bevor wir hineingingen.
Wir gingen zunächst um das Dorf herum und töteten alle,
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die aus den Häusern und Hütten kamen. Danach wurde uns
klar, dass es niemanden mehr gab, der uns beim Tragen helfen konnte. Wir hatten alle getötet. Also schickten wir Kanei und Moriba los, um Hilfe zu holen. Sie nahmen Munition
von den toten Rebellen mit, von denen einige noch immer
ihre Gewehre umklammert hielten. Wir blieben zu dritt im
Dorf. Statt uns zwischen die Leichen, die Säcke mit Lebensmitteln und Drogen sowie die Munitionskisten zu setzen,
gingen wir im nahe gelegenen Busch in Deckung und be-
wachten das Dorf. Abwechselnd gingen wir runter und hol-
ten uns Essen und Drogen. Wir saßen still in den Büschen
und warteten.
Zwei Tage später kehrten Kanei und Moriba mit dem
Corporal, einigen Soldaten und ein paar Zivilisten zurück, die die Bündel mit Lebensmitteln, Drogen und
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