Rueckkehr ins Leben
gewalttätiger. Morgens verprügelten wir die Leute aus der Nachbarschaft, die an einer nahe gelegenen
Pumpe Wasser holten. Wenn wir sie nicht erwischten, warfen wir mit Steinen nach ihnen. Manchmal ließen sie ihre Eimer fallen und rannten davon. Wir lachten, wenn wir ihre Eimer kaputt traten. Nachdem wir einige von ihnen krankenhausreif geprügelt hatten, ließen sich die Nachbarn in der Nähe unseres Centers nicht mehr blicken. Die Mitarbeiter mieden uns noch mehr. Wir bekämpften einander Tag und Nacht.
Wir kämpften in den Stunden zwischen den Mahlzeiten
und brauchten dafür keinerlei Anlass. Während dieser Kämp-fe zerstörten wir den Großteil der Möbel und warfen die
Matratzen raus auf den Hof. Erst wenn uns die Glocke zum
Essen rief, hörten wir auf und wischten uns das Blut von den Lippen, Armen und Beinen. Nachts, wenn wir genug ge-kämpft hatten, schleppten wir unsere Matratzen raus auf den Hof und blieben dort still bis zum Anbruch des Morgens sitzen, so lange bis es Zeit fürs Frühstück war. Jedes Mal, wenn wir vom Frühstück kamen, lagen die Matratzen, die wir am
Abend vorher hinausgetragen hatten, wieder auf unseren Betten. Wütend schleppten wir sie wieder raus auf den Hof und verfluchten denjenigen, der sie hereingetragen hatte. Eines Abends saßen wir draußen auf unseren Matratzen, als es zu regnen anfing. Wir blieben sitzen, wischten uns den Regen aus den Gesichtern und lauschten dem Geräusch der Tropfen auf dem Ziegeldach und hörten den Sturzbächen zu, die auf dem Boden flossen. Es regnete nur ungefähr eine Stunde,
aber auch als es aufgehört hatte, blieben wir die ganze Nacht draußen auf den nassen Schwämmen sitzen, die einmal unsere Matratzen gewesen waren.
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Am folgenden Morgen, als wir vom Frühstück kamen, la-
gen die Matratzen immer noch draußen. Es war kein beson-
ders sonniger Tag, deshalb waren sie bis zum Abend auch
noch nicht getrocknet. Wir wurden wütend und suchten
Poppay, den Mann, der für das Lager zuständig war. Er war ein ehemaliger Militär und schielte auf einem Auge. Als wir ihn fanden, verlangten wir trockene Matratzen.
»Ihr müsst warten, bis eure, die ihr draußen liegen gelassen habt, wieder trocken sind«, sagte er.
»Wir dürfen nicht zulassen, dass ein Zivilist so mit uns
spricht«, sagte jemand, woraufhin wir zustimmend losbrüllten und uns auf Poppay stürzten. Wir versetzten ihm Schläge.
Einer der Jungs stach ihm in den Fuß und er fiel hin. Er hielt sich schützend die Hände über den Kopf, während wir ihn
unerbittlich traten und anschließend blutend und bewusstlos auf dem Boden liegen ließen. Wir schrien vor Aufregung, als wir zu unserer Veranda zurückkehrten. Allmählich wurden
wir still. Ich war wütend, denn ich vermisste meine Einheit, und ich brauchte mehr Gewalt.
Ein Sicherheitsmann, der das Center bewachte, brachte
Poppay ins Krankenhaus. Ein paar Tage später kam Poppay
zur Mittagszeit zurück, humpelte zwar, trug aber ein Lächeln im Gesicht. »Es ist nicht eure Schuld, dass ihr mir das angetan habt«, sagte er, als er durch den Speisesaal hinkte. Das machte uns wütend, denn wir wollten, dass uns »die Zivilisten«, wie wir die Mitarbeiter nannten, als Soldaten respektierten, die ihnen ernsthaft Schaden zufügen konnten. Die meisten Mitarbeiter waren so; wenn wir ihnen wehtaten, kamen sie lä-
chelnd zu uns zurück. Es war, als hätten sie einen Pakt geschlossen, uns nicht aufzugeben. Wegen ihres Lächelns hassten wir sie umso mehr.
Meine Hände hatten angefangen, unkontrollierbar zu zit-
tern, und meine Migräne war mit voller Wucht zurückge-
kehrt. Es fühlte sich an, als hätte ein Schmied seinen Amboss in meinem Kopf versteckt. Ich hörte und spürte das Hämmern von Metall in meinem Kopf, und die unerträglich heftigen Geräusche ließen das Blut in meinen Adern gefrieren und meine Muskeln starr werden. Ich krümmte mich und wand
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mich auf dem Boden, neben meinem Bett oder manchmal
auch auf der Veranda. Niemand schenkte mir Beachtung, da
alle in unterschiedlichen Stadien mit ihren eigenen Entzugs-erscheinungen beschäftigt waren. Alhaji boxte gegen die Zementsäulen an einem der Gebäude, bis seine Knöchel blutig waren und man bis auf seine Knochen sehen konnte. Er wurde in die Krankenstation gebracht und mehrere Tage lang
ruhiggestellt, damit er aufhörte, sich selbst zu verletzen.
Eines Tages beschlossen wir, die Glasfenster in den Klas-
senräumen zu zerschlagen. Ich erinnere mich
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