Rueckkehr nach Connemara
Lorcan
ungemein attraktiv. Er stand da und beobachtete sie.
Kathleen warf einen Blick auf sein Auto. Seine Mutter war offenbar doch nicht mitgekommen.
"Meinst du mich oder den Lieferwagen?" fragte sie betont munter.
"Du siehst aus wie immer", antwortete er.
"Oh." Was für ein Kompliment! Wie immer bedeutete wahrscheinlich schmutzig, erhitzt und zerzaust.
Niedergeschlagen probierte sie noch einmal, den Wagen anzulassen. Aber wieder geschah nichts. "Hilfst du mir schieben?"
"Was hat er denn?"
"Weiß ich nicht. Meist ist es der Anlasser, heute jedoch nicht", erwiderte sie mürrisch und dachte besorgt an die Reparaturkosten.
"Lass ihn verschrotten", riet Lorcan ihr und öffnete den Kofferraum seines Wagens.
Plötzlich konnte Kathleen sich nicht mehr beherrschen. "Wie geht es deiner Mutter?" stieß sie hervor.
"Fantastisch."
"Das freut mich. Kommt sie zurück?"
Er schlug den Kofferraum wieder zu und blickte Kathleen nachdenklich an. "Nein. Es gefällt ihr gut in Dublin. Hier möchte sie nicht mehr leben. Aber ich werde sie oft besuchen."
Kathleen war erleichtert. "Hast du ihr von mir erzählt?"
"Ja. Sie hat mir geraten, vorsichtig zu sein." Er kam auf sie zu und wischte ihr Kinn mit einem Taschentuch ab. "Ich habe ihr versichert, dass ich mit der Situation fertig werde."
Dieser arrogante Kerl! dachte sie ärgerlich. "Dann sieh mal zu, wie du mit dem Lieferwagen fertig wirst. Meine Kunden warten schon auf die Ware. Leihst du mir dein Auto?"
"Nein, auf keinen Fall." Er drehte sich um und wollte ins Haus gehen.
Schnell versperrte sie ihm den Weg. "Du brauchst deine Abneigung mir gegenüber nicht auf meine Kunden zu
übertragen. Sie verlassen sich auf mich. Wenn ich sie hängen lasse, spricht es sich im ganzen County herum. Aber dann wird jeder erfahren, dass du dahinter steckst, das verspreche ich dir", drohte sie.
Sekundenlang blickte er sie an und runzelte die Stirn. "Okay.
Ich bin gleich wieder da und fahre dich, wohin du willst - unter einer Voraussetzung: Du erwähnst überall, was für ein hilfsbereiter Mensch ich bin."
"Abgemacht! Danke!" rief sie erfreut aus. "Ich lade die Sachen um. Wir müssen nach Louisburgh und Delphi Lodge."
"Über die Famine Road?" Er versteifte sich und zog die Augenbrauen zusammen. "Was habe ich doch für ein Glück!" Er warf Kathleen einen Blick über die Schulter zu. "Wo ist Conor?"
"Bei Bridget in der Kinderkrippe. Wenn ich zu viel Arbeit habe, nimmt sie ihn mir ab. Es gefällt ihm so gut bei ihr, dass ich mir manchmal überflüssig vorkomme."
"Sie ist wirklich großzügig. Nicht jede Frau würde sich um das Kind der Geliebten ihres Mannes kümmern", stellte er kühl fest und verschwand.
Kathleen atmete tief ein. Sie musste ihn unbedingt
überzeugen, dass ihre Beziehung mit Declan harmlos war, damit er endlich aufhörte, sie so verächtlich zu behandeln. Ich werde ihn aufklären, nahm sie sich fest vor, während sie ins Haus eilte, um sich zu waschen.
An dem Tag zeigte sich das Wetter in Connemara von der besten Seite. Die grünen Hügel ragten sanft in den wolkenlosen blauen Himmel. Schafe und Kühe weideten auf den Torfwiesen und überquerten langsam die Straße. Beide Seitenfenster waren geöffnet, und sie genossen die frische, reine Luft. Mehrmals hielt Lorcan an einem der hundert Seen an und stand
schweigend am sandigen Ufer, um die friedliche Landschaft zu bewundern.
Kathleen war klar, dass er seine Heimat sehr liebte. Während der ganzen Fahrt umspielte ein Lächeln seine Lippen, und seine Schritte wirkten leicht und beschwingt, wenn er zum Auto zurückkam.
In Louisburgh half er ihr bereitwillig beim Ausladen. "Jetzt müssen wir nur noch nach Delphi Lodge", sagte sie, als sie weiterfuhren. "Dort möchte ich gern einen kurzen Spaziergang machen. Du brauchst nicht mitzukommen."
"Das will ich aber", erklärte er sanft.
Sie bekam Herzklopfen und sah ihm in die Augen. "Gut", erwiderte sie so normal, wie ihre trockene Kehle es zuließ.
Vielleicht können wir uns doch noch gütlich einigen, überlegte sie, denn er wirkte anders als zuvor, viel herzlicher und glücklicher.
Nachdem sie alles ausgeliefert hatten, parkte er den Wagen weiter unten an der Famine Road vor einem Monolithen.
Kathleen überlegte, ob Lorcan sich erinnerte, dass er damals in den Semesterferien an derselben Stelle geparkt hatte. Sie sagte jedoch nichts. Es war auch schon lange her. Wenig später war die Tragödie über sie hereingebrochen.
Sie wanderten umher, an Gebirgsflüssen
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