Rueckkehr nach Connemara
sie nicht in Ruhe lassen? Und warum musste er sie mit so schmerzlichen Erinnerungen konfrontieren?
Ich habe ihm doch gar nichts getan, sagte sie sich ärgerlich. Sie konnte nichts dafür, dass ihre Mutter mit Seamus geschlafen hatte. Und nicht sie war vor acht Jahren betrunken nach Hause gekommen, sondern Harry. Es war nicht ihre Schuld, dass Lorcan damals den falschen Schluss gezogen und etwas verraten hatte, was ein Geheimnis hätte bleiben müssen.
Trotzdem war alles auf sie, Kathleen, zurückgefallen, was schrecklich ungerecht war. Sie versuchte verzweifelt, das Schluchzen zu unterdrücken.
Sie hatte sich tapfer durchgebissen, als sich Harrys Gesundheitszustand ständig verschlechterte und er immer öfter betrunken war. Nie hatte sie Zeit gehabt, sich selbst zu bemitleiden. Aber aus Gründen, die sie selbst nicht verstand, hatte sie sich und ihre Emotionen nicht mehr unter Kontrolle, seit Lorcan da war. Sie war nahe daran, zusammenzubrechen, und darüber ärgerte sie sich. Gerade jetzt musste sie einen kühlen Kopf bewahren.
"Kathleen", sagte Lorcan noch einmal leise.
Mit seinem Ärger und Zorn konnte sie umgehen, aber nicht mit seinem liebevollen Verständnis. Deshalb brach sie erneut in Tränen aus und blieb unglücklich neben dem Oleanderbaum stehen.
Lorcan blickte sie hilflos an. Er hatte beabsichtigt, sie zu quälen und ihr mehr zuzumuten, als sie ertragen konnte, damit sie nachgab und ihm ihren Anteil verkaufte.
Aber als er ihre schlanke Gestalt in dem übergroßen Pullover betrachtete, in den sie zwei-oder dreimal hineingepasst hätte, begriff er, dass sie schon längst alle Grenzen überschritten hatte.
Statt seine Chance zu nutzen, tat er etwas ganz
Außerplanmäßiges.
"Weine nicht", bat er sie unbeholfen.
"Tue ich ja auch gar nicht", stieß sie schluchzend hervor und fuhr wie wild mit dem Besen über den Boden.
Ihre verstockte Weigerung, einfach zuzugeben, was sowieso jeder sehen konnte, berührte ihn irgendwie, und er umfasste ihr tränennasses Gesicht.
"Dann regnet es wohl Salzwasser", sagte er leicht belustigt.
Sie gab sich geschlagen und legte den Besen hin. Mit großen Augen sah sie ihn traurig an. Impulsiv nahm er sie in die Arme, und sie schmiegte sich sogleich an ihn. Ihre Schultern zuckten, als sie an seiner kräftigen Brust herzzerreißend schluchzte.
Plötzlich kam er sich wie ein Schuft vor. "Es tut mir so leid", flüsterte er zerknirscht an ihrem seidenweichen Haar. "Verzeih mir, dass ich so ein Durcheinander in deinem Leben angerichtet habe. Ich wusste nicht, dass du keine Ahnung hattest, was mit deiner Mutter los war. Sonst hätte ich geschwiegen. Glaub es mir bitte."
Ihr Körper fühlte sich an seinem so weich und biegsam an, dass er am liebsten jeden Zentimeter davon liebkost hätte. Nach einigen Minuten ging ihr Atem regelmäßiger. Aber jetzt hatte Lorcan ein Problem.
Schmerzerfüllt schloss er die Augen. Er war damals
schrecklich eifersüchtig gewesen. Immer noch quälte ihn die Erinnerung daran, wie sie gekichert hatte, als sein verhasster Bruder sie betatschte. Ich war wie verzaubert von ihr, dachte er.
Und jetzt war er wieder nahe daran, sich von ihr verzaubern zu lassen. Rasch trat er einen Schritt zurück, damit sie nicht spürte, wie heftig sein Körper reagierte.
In dem Moment blickte sie ihn mit ihren großen braunen Augen an, in denen Tränen schimmerten. Ihre Wimpern waren feucht, und sie sah so hilflos und verloren aus, dass er sich unwiderstehlich zu ihr hingezogen fühlte. Und als er dann noch ihre Lippen betrachtete, die leicht zitterten, konnte er sich nicht mehr beherrschen. Er küsste sie sanft, und das Salz auf ihren Lippen kam ihm vor wie Nektar.
Er spürte, wie sie erbebte, während sie seine Küsse erwiderte.
Ungestüm und voller Verlangen, als hätte er schon viel zu lange darauf gewartet, überließ er sich dem herrlichen Augenblick.
6. KAPITEL
Lorcans Zärtlichkeit ließ Kathleens Widerstand
zusammenbrechen. Sie umfasste seinen Kopf und presste die Lippen noch fester auf seine, um diesen wundervollen Moment nicht enden zu lassen.
Sie wünschte sich, seinen harten Körper noch unendlich lange an ihrem zu spüren und zu wissen, dass sie nicht träumte.
Es war Wirklichkeit, jemand sorgte sich um sie, wenn auch nur für kurze Zeit. Vielleicht sind wir beide ausgehungert und brauchen Liebe und Leidenschaft, dachte sie wie betäubt, als sie sich immer ungestümer küssten.
"Halt mich, Lorcan", flüsterte sie, während sie seine Hände zu
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