Rückkehr nach Kenlyn
uns hier langgeschleppt haben, nachdem wir im Wald gefangen wurden.«
»Das ist gut«, sagte Endriel stirnrunzelnd. »Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern.«
»Sie haben uns auf eins der Schiffe gebracht. Dort gab es einen Nexus, der in eine Halle führt. Ich glaube, dort weitere Portale gesehen zu haben.«
Wieder mischte Liyen sich ein: »Und diese Halle ist ...?«
»Direkt hinter dieser Tür.«
Sie hatten das Ende des Ganges erreicht. Endriel drehte sich zu Liyen und Nelen. »Keru und ich gehen rein. Ihr zwei wartet hier so lange, bis wir euch rufen.«
Beide nickten.
Keru musterte Endriel von Kopf bis Fuß. »Kannst du kämpfen?«
»Ich weiß nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß. Es war immer noch ein Echo von Schmerz in ihren Zellen, als würde sich ihr Körper weigern, die Tortur der Foltermaschine zu vergessen. »Ich ... denke schon.«
»Kannst du kämpfen?«, wiederholte er, schärfer diesmal.
»Ja«, sagte sie, um Entschlossenheit bemüht. Ein Zischen ertönte, als sie das Sonnenauge zur Sicherheit noch einmal durchlud. »Auf drei!«, sagte sie und versuchte, die Riesenaale in ihren Eingeweiden zu ignorieren. »Eins. Zwei ...«
» Drei! « Keru riss die Tür auf, und sie rannten in den kreisrunden Saal dahinter. Versiegelte Nexus-Portale waren ringsum in den dunklen Stein eingelassen; zwölf nackte Säulen stützten seine mit Lichtkugeln gespickte Decke. Es gab nur zwei Türen: die, durch die sie gekommen waren, und eine direkt gegenüber.
Ein halbes Dutzend Schatten in schwarzen Körperpanzern wirbelte zu ihnen herum, aber die Flüchtlinge hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite: Endriel gab zwei Schüsse auf einen Wächter ab, bevor dessen Hand seine Waffe erreichte. Die Wucht der Strahlensalve warf ihn von den Beinen, doch sein schimmernder Harnisch hatte die lähmende Energie abgefangen.
Im gleichen Moment zuckte etwas glühend Rotes dicht an ihrer rechten Wange vorbei und zwang sie, hinter einer Säule Deckung zu suchen, den Rücken gegen den Pfeiler gelehnt, die Augen zur Wand.
Der Pulsschlag hämmerte in ihren Ohren. Drei, vier, fünf weitere Energieladungen schossen in blitzartiger Abfolge an ihr vorbei; sie schlugen in den Marmor ein, ohne Spuren zu hinterlassen, was ihr etwas Entscheidendes verriet: Ihre Gegner benutzten immer noch Lähmungsstrahlen.
»Wir haben den Kaiser in unserer Gewalt!«, brüllte Keru. Er feuerte mit der einen Hand, während die andere die schwarze Rüstung als Schild vor sich hielt. »Runter mit den Waffen, oder –!«
Entweder konnten die Kultisten ihn nicht verstehen, oder sie wollten es nicht, denn sie schossen ungeachtet der Gegenwart ihres Gebieters weiter auf den Skria. Vielleicht glaubten sie, dass dem Kaiser unter seiner Rüstung nichts passieren würde. Oder sein Stillschweigen hatte sie die Täuschung durchschauen lassen.
Soviel zu diesem Plan ...
Endriel lud abermals ihr Sonnenauge durch und beobachtete dabei die unscharfe Reflektion ihres Gegners in dem polierten Stein. Dann rannte sie aus der Deckung der Säule, während ihre Waffe fünf Schüsse hintereinander spuckte – zwei davon trafen den Wächter: einmal im Magen, einmal an der Schulter. Dennoch warf ihn der Schuss nicht um, und er revanchierte sich mit einem langen Strahlenimpuls in ihre Richtung. Endriel konnte in letzter Sekunde hinter der nächsten Säule verschwinden und hörte, wie der Stein gleichgültig die Salve schluckte.
Die Energiezelle ihrer Waffe war mittlerweile halb verbraucht; sie regenerierte sich, aber langsam. Jeder Schuss musste sitzen.
In der Wand sah sie den Schemen des näherkommenden Schattens widerspiegeln ...
Entgegen ihrer Überzeugung drehte sie die Leistung ihrer Waffe auf zwei Drittel hoch; sie wollte die Kerle nicht töten, genau genommen wollte sie ihnen nicht mal weh tun – alles was sie wollte, war, aus dieser blank polierten Gruft zu entkommen! Aber die niedrige Einstellung würde bei diesen gepanzerten Mistkerlen kaum Schaden anrichten.
Endriel atmete tief durch – dann warf sie sich wieder in die Schlacht. Ein Schuss von ihr traf einen Skria-Schatten direkt in den Brustharnisch; er stürzte fauchend zurück, riss einen seiner Kameraden mit sich; doch noch bevor das geschehen war, hatte sie den nächsten Wächter an den Beinen erwischt. Er stürzte, konnte dabei aber noch feuern. Endriel warf sich zur Seite – und verlor ihr Sonnenauge!
»Scheiße!«, keuchte sie und griff nach der Waffe – da stand ein menschlicher Schatten
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