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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Stimme über Lautsprecher, »landen Sie augenblicklich oder Sie zwingen uns, Sie abzuschießen! Ich wiederhole –! «
    Nicht fair , dachte der ehrenwerte Chasu von den Keem-Brali mit hängenden Schultern. Das ist einfach nicht fair!
    Nelen stieß die angestaute Luft aus. »Ihr Geister! Ich war noch nie so froh, die Weißmäntel zu sehen!« Sie hob die Flügel und ließ sich rückwärts auf die Konsole fallen, wo sie lange Zeit liegen blieb.
    »Ich hab nie daran gezweifelt, dass wir es schaffen«, sagte Miko. Niemand brachte es übers Herz, ihm zu widersprechen.
    »Wir leben noch.« Endriel atmete tief durch. »Das heißt, du bist entweder gut geflogen, oder er hat schlecht gezielt.« Sie zwinkerte Keru zu. Er hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten.
    Endriel schüttelte ihre verkrampften und verschwitzten Hände. Durch die Brückenkuppel verfolgte sie, wie das weiße Schiff zur Landung ansetzte, nachdem Chasus Pilot wohlweislich dem Befehl der Staatsdiener nachgekommen war.
    Da piepste auch schon der Geisterkubus. Endriel stellte das Signal durch.
    Genau wie bei ihrer letzten Begegnung auf dem Flug nach Ulon-Darna, zeigte der Kristall das Bild einer Draxyll mit lehmfarbener Haut.
    »Ich grüße Sie ein zweites Mal, Kapitän Naguun«, sagte Kapitän Xaba Kwu-Dal trocken, jedoch nicht ohne Sympathie. »Wer hätte gedacht, dass wir uns sobald wiedersehen?«
    »Und das keine Sekunde zu spät«, sagte Endriel, aufrichtig dankbar. »Ich dachte schon fast, dieser Verrückte schneidet uns in kleine Scheiben. Ich meine ... wer immer er auch ist.«
    »Das werden wir bald herausfinden«, versprach Kwu-Dal. Die Friedenswächterin hob die Mundwinkel. »Nun entschuldigen Sie mich bitte. Wir werden diesen Leuten ein paar sehr unangenehme Fragen stellen – und ich ahne, dass ihnen die passenden Antworten fehlen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie unseren gemeinsamen Freund, Admiral Telios von mir grüßen würden, sollten Sie ihn in nächster Zeit sehen.«
    »Mit Vergnügen. Und ich würde mich wiederum freuen, wenn Sie uns benachrichtigen, falls es eine Belohnung oder so etwas gibt. Korona , Ende!«
    Kapitän Kwu-Dals Abbild nickte ihr zu, dann verblasste der Kubus wieder. Endriel wandte sich an ihre Mannschaft. »Also gut, genug Heldentaten für heute. Wird Zeit, dass wir nach Hause kommen! Irgendwelche Einwände?«
    Es folgte allgemeines Kopfschütteln. Endriel ließ sich erleichtert auf den freien Diwan gegenüber der dösenden Xeah fallen. Nelen landete neben ihr. »Weißt du was?«, fragte sie. »Alles in allem hat das echt Spaß gemacht. Ich meine, bis auf die Todesangst zwischendurch.«
    Endriel lächelte.
    Keru nahm die Fahrt wieder auf und setzte Kurs Richtung Osten – nach Olvan. Nach Hause.
    Endriel starrte zu den Lichtkugeln an der Decke, die jetzt wieder in hellem Schein strahlten. Ihr letzter Gedanke, bevor auch ihr die Augen zu fielen, galt ihrem Onkel Andar, den sie viel zu lange nicht gesehen hatte.
    Ob er wohl stolz auf mich wäre?

3. Schattenjäger
    »Die drei Tugenden eines Friedenswächters: Mut, Gehorsam und ein leicht auszuschaltendes Gewissen.«
    – Graffiti an der Markthalle in Olvan
    Zum wiederholten Male ließ Admiral Andar Telios den Deckel seiner antiken Taschenuhr aufspringen. Die Zeremonie zog sich nun schon vom frühen Abend bis zum Einbruch der Nacht hin; die Füße taten ihm weh und seine Beine brachten ihn fast um. Aber er musste Haltung bewahren.
    Die ewigen Paraden und Ansprachen waren glücklicherweise längst abgehakt. Nun erhielt jeder einzelne der fünfhundertunddrei Kadetten dieses Jahrgangs seine Abzeichen und die Sakedo-Klinge aus den Pranken von Direktorin Kelwai hinter ihrem Podium. Unter donnerndem Beifall marschierte ein Absolvent zackigen Schrittes zurück in die Reihen seiner Kameraden, während schon der nächste aufgerufen wurde.
    Telios seufzte. Das hier war Zeitverschwendung. Wichtigere Dinge warteten auf ihn, und er bildete sich ein, dass der Gouverneur, der ihn hierher beordert hatte, dies nur zu gut wusste. Doch Syl Ra Van hatte darauf bestanden: in einer Zeit wie dieser sei es wichtig, dass der Admiral gesehen würde. Es gäbe ohnehin schon genug hässliche Geschichten über ihn und seine Arbeit im Sonderausschuss Nummer Neunzehn.
    Telios klappte die Uhr wieder zu und versenkte sie in der Brusttasche seiner frisch gewaschenen, gebügelten und gestärkten Paradeuniform. Er sah hinunter zu den jungen Leuten, die im Zentrum des Exerzierplatzes standen, der

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