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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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dass er das neue Lieblingsschoßtier des Gouverneurs war.
    »Nein, Gebieterin.« Werons winzige Stimme klang gewohnt fest und leidenschaftslos. »Ich habe es gerade von unseren Leuten in Teriam erfahren: Syl Ra Van hat den planetenweiten Ausnahmezustand verhängt.«
    Liyen spürte, wie ihr Magen einen Salto schlug. Nach allem, was in den letzten Tagen geschehen war, hätte sie diese Offenbarung nicht so unerwartet treffen dürfen. Dennoch brauchte sie einen Moment, um zu reagieren. »Ich bin unterwegs«, sagte sie.
    Das Knallen von Stiefelschritten auf Stein hallte durch den Palast, als Liyen, flankiert von ihrer Leibgarde, Korridore und Nexus-Portale durchschritt.
    Als Yelos noch bei ihr gewesen war, hatte sie dieses dunkle Bauwerk ihr Zuhause genannt; nun, da er fort war, kam es ihr immer mehr wie ein Gefängnis vor, und die Aussicht, für die Dauer des kommenden Krieges in diesem Palast eingesperrt zu sein, erzeugte ein leeres Gefühl in ihrer Brust. Aber es gab Wichtigeres als ihren persönlichen Komfort; sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen – und sie durfte dabei keinen Fehler machen, denn nach allem, was sie wusste, konnte dies die letzte Chance sein, die der Kult hatte.
    Und während ihre Untertanen ihr Ehrerbietung erwiesen, versank Liyen in der Erinnerung an den Tag, als sie diesen Palast zum ersten Mal betreten hatte. Mit Yelos an ihrer Seite ...
    Drei Wochen waren vergangen, seit sie sich begegnet waren und er ihr das Leben gerettet hatte; drei Wochen, in denen sie durch die Welt gereist waren, so wie Kai und sie es zuvor getan hatten. Bereits nach der zweiten Woche hatte sie gewusst, dass sie in Yelos verliebt war – und dass er dieses Gefühl erwiderte. Er hatte viel mit Kai gemeinsam: den Hang zum Grübeln, den ewigen Drang nach Antworten, die Unfähigkeit, zu kapitulieren.
    Am Ende der dritten Woche eröffnete Yelos ihr, dass er eine Entscheidung getroffen hatte: Er würde zu seinen Leuten zurückkehren.
    »Und ich möchte, dass du mit mir kommst, Liyen.«
    »Ich dachte schon, du fragst nie«, sagte sie lachend und sah, wie sehr er sich darüber freute.
    Yelos sah sie ernst an. »Aber es gibt gewisse Sicherheitsmaßnahmen – zu meinem Schutz und zu deinem.«
    Er verband ihr die Augen und nahm sie bei der Hand. Eine lange Zeit führte er sie, und Liyen spürte, wie sie durch eine Reihe von Nexus-Portalen schritten: Mal waren sie im Freien und Wind strich über ihre Wangen, dann durchquerten sie hallende Gänge, mal beheizt, mal kalt. Alle zehn Schritte schien die Welt um sie herum eine andere zu sein, und ihr Innenohr reagierte knackend auf sich ändernde Druckverhältnisse. Dabei fühlte sie sich wie ein Geburtstagskind, das blind zu seinen Geschenken geführt wurde.
    Als er ihr die Augenbinde wieder abnahm, fand sie sich in einem Raum wieder, den sie zuerst für die Suite eines luxuriösen Hotels hielt: mit Fußböden aus Mahagoni, stuckverzierten Decken und Lichtkugeln in kristallenen Fassungen. Exotische Holzmasken und altertümliche Schwerter hingen an den weißen Wänden, drei Bücherregale reihten sich rechts von ihr aneinander, hier und da standen Büsten aus Ton und Porzellan, die Leute darstellten, die ihr mit ihrer stummen Würde wie Gelehrte vorkamen oder Herrscher vergangener Dynastien. In einer Nische stand das größte Bett, das sie je gesehen hatte, und daneben ein massiges Gebilde, so groß wie ein Skria, das von einem weißen Tuch fast gänzlich verborgen wurde.
    Bei all der Pracht erkannte sie erst spät, dass es keine Fenster gab. Sie drehte sich um: Der Nexus, durch den sie gekommen waren, hatte sich wieder verschlossen und lag in der Wand wie ein schwarzer Spiegel, in dem sie ihre eigene, verwirrte Reflektion erkannte. »Wo – wo sind wir?«
    Yelos lächelte und die Narbe an seinen Lippen kräuselte sich. »In meinen privaten Gemächern innerhalb des Palastes.«
    Sie verzog die Augenbrauen. »Wessen Palast?«
    Er zuckte die Achseln, als wäre es ihm peinlich. »Meiner.«
    Ohne ihm zu glauben, tat sie ein paar Schritte und bekam fast ein schlechtes Gewissen, als ihre Schuhe auf einen Teppich mit fantastischen Schleifenmustern traten, der wahrscheinlich mehr gekostet hatte als der Jadeturm des Gouverneurs. Sie drehte sich zu Yelos, der wie ein stolzer Gastgeber da stand. »Und wo sind wir – ich meine, wo auf Kenlyn?«
    »Das kann ich dir noch nicht verraten.« Er zwinkerte ihr zu. »Aber du wärst überrascht.«
    Wieder kreiste ihr Blick durch den Raum und blieb an dem großen

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