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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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war der Mann hinter der Maske das einzige Wesen auf Kenlyn, das wirklich in seine Seele gesehen, und mit Freuden erkannt hatte, dass er nichts anderes war als ein Werkzeug des Todes.
    Du hast ein solch wunderbares Talent , hörte er die verzerrte Stimme seines früheren Gebieters flüstern. Warum wehrst du dich dagegen?
    Kerus Pranke fegte den Werkzeugkasten zur Seite. Eine funkelnde Flut von Schraubenziehern, Lötstäben und Prüfkristallen ergoss sich auf die Dielen.
    Dann beruhigte sich sein Atem langsam wieder. Es war, als hätte der plötzliche Schuss Adrenalin ihn abgekühlt, seine Gedanken geklärt; als wäre die Wut das Ventil, nach dem er gesucht hatte. Und das machte ihm Angst.
    Da warnten ihn seine Sinne: Schritte in der Scheune, dann auf der Gangway.
    Als Endriel eintrat, war Keru zur Hälfte unter der Konsole verschwunden und tat, als würde er im Inneren der Maschine herumschrauben. Er sah nur ihre Beine. Wenn sie sich über das Werkzeug auf dem Boden wunderte, dann verriet ihre Stimme nichts davon.
    »Dacht ich’s mir doch, dass ich dich hier finde. Wir können bald essen.«
    »Hrrrhhmmmm«, knurrte er. Dann kam er aus seinem Versteck hervor und musterte Endriel knapp. Seine Ohren zuckten. Er sah, dass sie geweint hatte.
    Schweigen breitete sich aus. Was soll ich tun?, fragte sich Keru, während seine Miene wie gemeißelt blieb. Was soll ich sagen?
    Er brauchte nichts zu sagen; Endriel kam ihm zuvor: »Liyen Tela.« Sie setzte sich auf den rechten Diwan. »Wir müssen sie finden, Keru. Es geht nicht ohne sie.« Er wollte antworten, aber sie hob mit humorlosem Lächeln die Hand. »Schon gut, ich weiß, was jetzt kommt: ›Wir haben’s schon so oft probiert, das bringt alles nichts, wenn sie nicht gefunden werden will, werden wir sie auch nicht finden, grummel, knurr.‹«
    Er wandte ihr den pelzigen Rücken zu und sammelte sein Werkzeug ein. »Ich nehme an, es würde nichts bringen, wenn ich all das sage?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, antwortete sie und klang dabei leise und verletzlich wie eine Schneeflocke. »Ich weiß es ja selbst, Keru. Aber es ändert trotzdem nichts daran: Ich brauche ihre Hilfe.«
    »Deswegen sage ich es ja auch nicht.« Er ließ einen Schraubenschlüssel in den Kasten fallen. »Verrate mir lieber, wann es losgeht.«
    »Wann was losgeht?«
    Er drehte sich zu ihr um, sah ihr Stirnrunzeln. »Wir haben fürs Erste genug Gonn in der Tasche, um über die Runden zu kommen, und das Schiff ist bereit. Ich dachte, wir fliegen los, um weiter nach ihr zu suchen.« Er hob einen Hammer; ein Kinderspielzeug in seiner riesigen Pranke. »Damit du endlich Ruhe gibst.«
    Endriel begann zu strahlen. Sie schien ihm um den Hals fallen zu wollen, entschied sich jedoch glücklicherweise rechtzeitig dagegen. »Danke, Keru.«
    »Du weißt, dass es gut möglich ist, dass sie es war, die dem Kult Novus’ Namen verraten hat.«
    »Ja.«
    »Und du weißt auch, dass wir sie wahrscheinlich niemals finden werden, sollte sie tatsächlich zum Kult gehören.«
    Ein tapferes Nicken von ihr. »Das Risiko muss ich eingehen.«
    »Ich beneide dich um deine Hartnäckigkeit«, brummte Keru. Er ließ seine Zähne aufblitzen. »Du bist genau wie Yanek.«
    Er sah sie lächeln, und ihm war bewusst, dass sie diesen Vergleich vor gar nicht allzu langer Zeit noch als Beleidigung aufgefasst hätte. Er hörte immer alle Leute sagen, wie sehr Endriel nach ihrer Mutter käme. Nun, vielleicht äußerlich – ihren Kampfgeist und den Dickkopf hatte sie jedoch von ihrem Vater.
    Ein Dröhnen und Kreischen zerfetzte die Stille draußen; Keru nahm es früher wahr als Endriel. »Wir kriegen Besuch«, knurrte er.
    Die Scheune bebte.
    Als sie ins Freie traten, sahen sie Xeah, Miko und Nelen mit himmelwärts gerichteten Blicken vor dem Haus.
    Es war dunkel geworden. Etwas Großes hatte sich vor die Sonne gelegt und sperrte ihr Licht aus.
    Endriel sah nach oben: Das Flaggschiff Dragulia stand direkt über ihrem Haus, mit weit ausgebreiteten Schwingen, azurblaues Feuer speiend. Nelen rief Endriel etwas zu, doch der Lärm der Antriebe verschluckte ihre Stimme.
    Allein Kerus mächtiges Organ übertönte den Krach: »Sag ihm, er soll beim nächsten Mal nicht so einen Radau veranstalten!«, knurrte er unbeeindruckt und kehrte in die Scheune zurück.
    Endriel beobachtete, wie sich eine Luke an der Seite des größten aller Drachenschiffe öffnete, und eine Landbarke, weiß und mit dem Emblem des Ordens versehen, zu ihnen herab glitt. Hinter

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