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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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niemandem verborgen.
    »Hrrhmmm. Razzien unter der Bevölkerung, Weißmantel-Kontrollen an den Portalen und verstärkte Überwachung des Luftraums ...« Keru wischte sich das Maul ab. »Unsere Begriffe von ›subtil‹ scheinen stark auseinander zu gehen.«
    Telios hielt seinem Blick stand. »Der Gouverneur wird immer paranoider. Er scheint sich nicht im Klaren zu sein, dass diese Maßnahmen die Leute nur unnötig beunruhigen und gegen uns aufbringen. Es gibt bereits überall Proteste.«
    »Ist uns nicht entgangen.« Endriel tunkte ihr Brot in den Eintopf und dachte an die Graffiti, die in letzter Zeit immer mehr Wände in den größeren und kleineren Städten verunstalteten; die Reinigungskolonnen kamen gar nicht damit hinterher, sie wieder zu entfernen. Viele dieser Kritzeleien waren ungewohnt bösartig; die geistloseren davon dichteten dem Gouverneur irgendwelche Geschlechtskrankheiten an, während andere die Friedenswächter als ein Rudel weiß angemalter Wölfe karikierten, das um eine Schafsherde herumschlich.
    Ein Spruch war ihr besonders im Gedächtnis geblieben: » Wer bewacht die Wächter? «
    Natürlich versuchte die Propagandaabteilung der Weißmäntel dem entgegen zu wirken. Endriel hatte die Plakate gesehen: Sie zeigten junge, stolze und schöne Friedenswächter aller Völker und Geschlechter in blitzblanken Uniformen. Sie blickten gemeinsam zur Sonne, die das Mandala-Siegel des Gouverneurs trug und von einer Staffel Drachenschiffe umflogen wurde. »Ordnung, Schutz und Loyalität«, stand in klaren, schwarzen Komdra-Lettern darunter.
    Wenn billiges Pathos verboten wäre, würden sich die Weißmäntel dann selbst ausliefern?
    »Ich kann die Leute verstehen.« sagte der Admiral. »Die Händler haben finanzielle Einbußen, die Bürger fühlen sich überwacht und beobachtet. Das Problem ist: Es wurde zwar noch nicht offiziell verkündet, dass der Kult wieder da ist, aber –
    »... man muss kein Genie sein, um sich zusammen zu reimen, was die alte Geistermaske so nervös macht«, vollendete Endriel.
    Telios nickte grimmig. »Und wie du dir sicher vorstellen kannst, beruhigt das Gerede vom Kult die Leute nicht gerade. Wir erzählen ihnen Geschichten von Piraten, die versuchen, Waffen und Himmelsblut zu schmuggeln, aber die wenigsten schlucken sie.«
    »Natürlich weiß auch niemand in Ihrem Orden etwas von Syl Ra Vans Mitwirken an der Auferstehung des Kults?«
    »Niemand weiß es, Xeah. Ich habe nicht mal meine engsten Vertrauten informiert. Ich meine, die wenigen, die mir noch geblieben sind.« Abwesend blickte Telios zum Fenster hinaus, zu den Begräbnisbäumen im Garten. »Also muss ich weiter Syl Ra Vans willigen Gefolgsmann spielen. Und er will natürlich Ergebnisse sehen, immerhin geht es um seine Macht – und sein Leben.« Er rieb sich die geschlossenen Augen mit Daumen und Zeigefinger.
    Es tat Endriel weh, ihn so erschöpft zu sehen. Sie wollte gerade etwas sagen, als Telios fortfuhr: »Wie wir erwartet haben, hat sich der Kult nach der Sache in Xida-Ma absolut still verhalten. Die Schatten wissen, sie haben sich zu schnell gezeigt und verwischen nun ihre Spuren. Mittlerweile sind sie genau das: Schatten. Man fühlt ihre Präsenz, aber sie sind nicht greifbar – und wenn man sich nach ihnen umdreht, sind sie schon wieder verschwunden. Ich bin sicher, die Leute werden insgeheim von ihnen gegen den Gouverneur und den Orden angestachelt – nicht, dass dazu viel nötig wäre.«
    »Können Sie den Leuten nicht einfach sagen, was los ist?«, fragte Miko. »Wenn Sie ihnen vom Kult erzählen, können die Leute Ihnen doch vielleicht helfen, seine Mitglieder aufzuspüren!«
    Telios stieß ein kurzes, humorloses Lachen aus. »Miko, kannst du dir vorstellen, wie sie reagieren werden, wenn wir offen zugeben, dass der Kult ein drittes Mal auferstanden ist? Du könntest genauso gut behaupten, die Plage Rokor sei wieder am Leben. Der halbe Planet würde in Panik geraten!«
    »Oh.« Mikos schmale Schultern sanken herab.
    »Aber wie ich dich kenne, ist dir nicht wohl dabei, die Leute zu belügen, oder, Andar?«
    Der Admiral sah Endriel an. »Nein. Lügen dieser Größenordnung werden nämlich selten vergeben. Andererseits, wenn mich meine Dienstzeit eins gelehrt hat, dann, dass nichts so unberechenbar ist wie Zivilisten.«
    »Sie sagten ›der halbe Planet‹ würde in Panik geraten.« Nelen zuckte besorgt mit den Flügeln. »Glauben Sie, die andere Hälfte gehört schon zum Kult?«
    »Es würde mich nicht

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