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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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seit Jahren infiltriert; es wäre kein Problem für seine Agenten, sich ebenfalls Zugang zu diesen Daten zu verschaffen und eine eigene, geheime Fahndung auszugeben.
    »Aber ich verstehe, dass ihr mir nicht traut«, sagte Liyen. »Denn das würde ich an eurer Stelle auch nicht tun – niemand mit ein bisschen Grips würde das.« Ihr Blick richtete sich auf Endriel. »Trotzdem bleibt die Frage, wie es jetzt weitergeht. Denn ich habe immer noch vor, dir zu helfen. Wohlgemerkt nicht um deinetwillen. Ich will nur Kai ein letztes Mal wieder sehen.«
    Endriel sah sich um: Xeah neigte leicht den Kopf; sie schien bereit, das Risiko einzugehen. Keru – soweit keine Überraschung – starrte nur düster vor sich hin. Nelen zuckte gleichzeitig mit Achseln und Flügeln, was sie als »geben wir ihr eine Chance« interpretierte. Auch Miko schien dieser Ansicht zu sein.
    »Also schön«, schloss Endriel. »Es bleibt dabei: Ich ... wir brauchen deine Hilfe. Aber dir sollte klar sein, dass wir dich unter Beobachtung halten – und dass du beim geringsten Verdachtsmoment von Bord fliegst.«
    Liyen nickte. »Hab verstanden.«
    »Äh, Kapitän?« Miko hob die Hand. »Was ist denn mit der Fracht? Müssen wir die nicht bald abliefern?«
    Endriel sah ihn verblüfft an. »Welche Fracht?«

12. Monaro
    »Hüte dich vor Männern mit Ambitionen.«
    – Sprichwort
    Varkonn Monaro betrachtete schweigend die Aufzeichnung. Das Gerät, das sie festgehalten hatte, musste sich an Bord eines ruhenden Drachenschiffs befunden haben, zumindest deutete dies der Schatten an, der auf den nächtlichen Nexus-Platz in Tian-Dshi fiel. Und so sah er aus erhöhter Perspektive die Trümmer von Holzbuden und scharlochrote Pfützen im Laternenlicht. Irgendwo brannte Feuer.
    Eine ständige Brandung von Murmeln und Rufen war zu hören. Hundert oder mehr Bürger waren angetreten. Gleichgültig ob Menschen, Skria, Draxyll oder Yadi, ihnen allen stand verzweifelter Zorn im Gesicht. Viele hatten augenscheinlich geweint; viele weinten noch.
    Wie eine weiße Mauer hatte sich ihnen eine Staffel Ordensmitglieder entgegengestellt, mit den Rücken zum Aufzeichner. Ihr Hauptmann, ein braun gescheckter Skria, stand vor seinen Leuten.
    »Dies ist meine letzte Warnung!«, brüllte er. »Lösen Sie die Versammlung auf und lassen Sie uns unsere Arbeit tun!«
    »Ha!«, rief der Rädelsführer der Menge, ein Mensch mit buschigem Bart und rotgeränderten Augen. Das Bild wurde kurz unscharf, bevor sich der Fokus auf ihn legte. »Eure Arbeit? Das fällt euch früh ein!« Die Bürger gaben lautstark ihre Zustimmung kund. Nicht wenige hatten sich mit Stöcken, Schaufeln und Fackeln bewaffnet.
    »Ich sagte: Gehen Sie zurück in Ihre Häuser! Wir haben alles unter Kontrolle!«
    »Ja, jetzt wo alles vorbei ist!«, rief jemand aus den Reihen der Bürger, der Stimme nach ein Draxyll. Das Aufzeichnungsgerät hatte vergeblich versucht, ihn einzufangen. »Und wo wart ihr, als wir euch gebraucht haben?« Die Menge stimmte ihm zu.
    »Meine Frau ist tot!«, sagte der bärtige Mensch. »Meine Tochter ist tot!« Wieder wurden erzürnte Rufe laut.
    »Ich verstehe Ihre Gefühle.« Der Hauptmann blieb unerschütterlich wie ein Fels. »Aber wir sind so schnell gekommen, wie wir konnten! Niemand hätte damit rechnen können, dass sie eine Stadt wie diese angreifen!«
    »Doch! Ihr!« Der Mensch richtete seinen Finger auf das Haupt des Skria. »Ihr hättet damit rechnen können! Ihr hättet damit rechnen müssen ! Früher waren hier drei Hundertschaften stationiert! Jetzt sind fast alle davon abgezogen – und die, die hier geblieben sind, stehen den ganzen Tag an den Portalen und beschnüffeln uns, als wären wir die Kriminellen! Wo ist der Rest hin, ha? Wo sind die Leute, die uns beschützen sollten?«
    »Sie werden anderswo benötigt, Bürger! Zum Schutz anderer Siedlungen!«
    »Zum Schutz oder zur Überwachung?«, rief jemand. Wer immer es war, er ging in der Menge unter.
    »Und Schutz vor wem?«, fragte der bärtige Mensch. Seine Stimme brach. »Warum sagt ihr es nicht endlich laut? Der Kult ist wieder zurück!«
    Fäuste wurden geschüttelt, die provisorischen Waffen gehoben. Das laute Organ des Skria-Hauptmann erhob sich über den Lärm. »Das sind Gerüchte, Bürger! Nichts als dumme Gerüchte!«
    »Sagt das den Leuten, die heute gestorben sind! Den Leuten, die ihr auf dem Gewissen habt!«
    Der Hauptmann hob seine Pranken. »Wie ich sagte: Ich verstehe Ihre Gefühle, Bürger! Dieser unglückliche

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