Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
Vom Netzwerk:
Explosion in Xida-Ma ums Leben gekommen. Zumindest fehlte jede Spur von ihm, obwohl die Fahndung noch immer andauerte.
    So lautete die offizielle Fassung, die sich aus den Berichten herauskristallisierte, die Telios und die verbliebenen Mitglieder seiner Mannschaft unter Eid abgelegt hatten. Monaro hatte jeden einzelnen dieser Berichte genau studiert: Keiner widersprach dem anderen. Sogar der Gouverneur hatte sie geschluckt.
    Allerdings verfügte Monaro über seine eigenen Quellen – und er wusste mehr als der Admiral ahnte. Es gab Lücken in der Geschichte, kleine, unnötige Verzögerungen beispielsweise, die Telios anscheinend selbst verschuldet hatte.
    Die Frage war: wieso? Reine Unfähigkeit? Kaum. Für Monaro war klar, dass mehr dahinter steckte. Er wusste, dass der Admiral irgendetwas zu verbergen hatte. Nur nutzte ihm dieses Wissen gar nichts, da ihm Beweise fehlten, die er der Kommission und Syl Ra Van vorlegen konnte.
    Noch.
    Ein halbes Dutzend Portale führte ihn in die Abgeschiedenheit des Stillen Hauses. Seine Sekretäre erwarteten ihn bereits, baten um Unterschriften für Sondergenehmigungen, informierten ihn über anstehende Verhöre und versorgten ihn mit den Überwachungsprotokollen der letzten Stunden. Der Vizekommissar kümmerte sich gewissenhaft um jeden einzelnen von ihnen, dann betrat er sein Büro.
    Das einzige Licht dort, bunt und wechselhaft, stammte von den Geisterkuben, die an der Steinmauer gegenüber seinem Schreibtisch befestigt waren. Jeder der Kristalle zeigte die Szenen, welche die geheimen Augen der Schattenkommision aufzeichneten: Hier ein Gespräch zwischen zwei Kapitänen in einem ansonsten leeren Korridor, dort Rekruten bei einer Parade. Eines zeigte den Ausblick auf einen Balkon im Ostflügel des Hauptquartiers, auf dem sich zwei Instruktoren ausruhten, ein anderes ein stark frequentiertes Foyer mit Springbrunnen.
    Nachdem er sich hingesetzt hatte, aktivierte er die Projektionsscheibe, die in der Oberfläche seines Schreibtischs eingelassen war. Er gab sieben Passwörter ein und öffnete die Akte, von der niemand außer ihm wusste. Sie war sein eigenes, ganz privates Projekt.
    »Zeige Eintrag ›Andar Telios‹«, befahl er der Maschine, und die Aufzeichnung von Telios’ Gesicht drehte sich zwischen seinen Händen in einer Endlosschleife hin und her. Monaro betrachtete den entschlossenen Blick, die narbenlose Haut, den schwarzen Bart um die Lippen und das energische Kinn. Das Charisma des Admirals wurde sogar von Angehörigen anderer Völker wahrgenommen. Hier war jemand, dem andere folgten – wenn nötig in ihr eigenes Verderben. Eine gefährliche Gabe.
    Bis jetzt war es Monaros eigenen Agenten nicht gelungen, einen Aufzeichner auf die Dragulia zu schmuggeln: Telios ließ regelmäßig jeden Winkel seines Schiffs überprüfen. Die Friedenswächter, die unter ihm dienten, hielten fest zu ihm.
    Aber jeder hatte seinen Preis. Und außerdem gab es noch ein anderes Stück in dem Mosaik.
    Auf eine Handbewegung hin erlosch die Projektion des Admirals und eine andere wurde abgespielt.
    Zuerst war nur ein Gemenge aus Farbflecken zu erkennen, dann stellte sich die Aufnahme schärfer. Monaros Leute hatten sie ihm vor sechs Monaten verschafft. Inzwischen besaß er andere, doch aus irgendeinem Grund faszinierte ihn diese ganz besonders.
    Sie zeigte das Gesicht einer jungen Menschenfrau mit langen, braunen Haaren, die hinter leicht abstehende Ohren gekämmt waren. Einen Moment lang schien sie zu bemerken, dass sie beobachtet wurde; sie hielt inne und verengte die großen, braunen Augen zu misstrauischen Schlitzen, während sie, ohne es zu wissen, direkt in den Aufzeichner blickte. Dann schüttelte sie den Kopf, ging weiter durch die Menge von Passanten. Die Aufzeichnung stoppte – und begann von neuem.
    Sie war die Tochter von Telios’ mittlerweile verstorbenem Mentor. Kai Novus war auf ihrem Schiff vor dem Orden geflüchtet. Und sie war eine enge Freundin des Admirals.
    Monaro legte die Hände zu einem Giebel zusammen. »Endriel Naguun«, murmelte er.
    Es wurde höchste Zeit, dass sie sich unterhielten.

ZWEITER TEIL:
LIYEN

13. Das Mädchen aus Lorsha
    » Zu viele unserer Feinde sind verlorene Freunde. «
    – Sprichwort
    Wann immer er die Augen schloss, erwachten die Bilder wieder zum Leben: der Kopf des Draxyll, der plötzliche Ruck, der schlaffe, leblose Hals, die gefletschten Raubtierzähne in dem weißen Gesicht. Er hatte versucht zu schlafen, es zu vergessen. Ohne Erfolg.
    Als

Weitere Kostenlose Bücher