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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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du immer noch, dass diese Liyen was zu verbergen hat?«, fragte er nach einem Moment des Schweigens.
    » Jeder hat was zu verbergen, das solltest selbst du wissen.«
    »Ja, natürlich ...« Heißes Blut stieg Miko ins Gesicht. War das eine Anspielung auf das, was er nachts und meistens auch morgens unter seiner Bettdecke anstellte? »Aber ... kann es nicht sein, dass sie und der Kapitän sich wirklich zufällig getroffen haben?«
    »Junge, deine Naivität ist rührend, aber nicht sehr unterhaltsam.«
    »Aber wenn sie wirklich eine von denen ist, wieso haben sie dann so lange drauf gewartet, uns was anzutun? Ich kann mir nicht vorstellen, wieso sie sich erst jetzt dafür rächen sollten, dass wir ihre Pläne durchkreuzt haben.«
    »Es gibt eine Menge Dinge, die du dir nicht vorstellen kannst.«
    »Das stimmt.«
    »Wir warten ab. Und hoffen, dass wir es überleben. Wie immer. Übrigens, Nelen hat mir von der Sache mit dem Sonnenauge und der Piratin erzählt.«
    »Oh, äh, hat sie?« Miko betete, dass sie seinen Ohnmachtsanfall dabei ausgespart hatte.
    Keru sah ihn an, das Raubtiergebiss gebleckt. Es wirkte beinahe ... väterlich? Nein, seine Erschöpfung musste ihm einen Streich spielen. »Vielleicht bist du doch nicht völlig nutzlos, Junge.«
    Miko war aufrichtig verwirrt und redete wieder schneller als er dachte. »D-Das war jetzt ein Kompliment, oder?«
    Keru starrte weiter ins Schneetreiben. »Vielleicht bin ich einfach nur müde«, murmelte er.
    Die Hand am Geländer, schlurfte Xeah die Wendeltreppe hinab ins Untere Deck der Korona , auf dem Weg zur kleinen Kombüse des Schiffs, in der sie hoffte, noch etwas kalten Jasmintee zu finden. Ihre Kehle war wie ausgedörrt, nachdem sie aus einem unruhigen Schlaf erwacht war. Nun kam es ihr vor, als würde sie auf Stelzen gehen. Einst hatte es eine Zeit gegeben – Jahre, Jahrzehnte zuvor – als Treppensteigen noch etwas gewesen war, an das man nicht mal einen Gedanken verschwendete, geschweige denn körperliche Kraft.
    Es gab vieles, so vieles, das sie in all den Jahren verloren hatte.
    Sie hielt an, schloss die Augen und kämpfte gegen ein Schluchzen. Barmherzige Prophetin, hilf mir! Was soll ich tun?
    Sie hörte die Motoren eintönig hinter der Tür zum Maschinenraum brummen. Die Lichtkugeln waren an und beleuchteten die hölzernen Wassertanks links und rechts, sowie die zu einer Pyramide gestapelten Kisten, die alle das Emblem der Hand der Freundschaft trugen. Xeah hatte sich fast von der Fracht abgewandt, als sie etwas Winziges auf der untersten Stufe der Pyramide bemerkte.
    Nelen hatte die Beine angewinkelt, die Arme darum geschlungen und das Kinn auf die Knie gelegt, während ihre Flügel wie lahm herunterhingen. Xeah war sich nicht sicher, ob die Yadi sie überhaupt bemerkt hatte, aber sie hörte sie leise seufzen. Ihr Mitleid mit dem Kind überwog ihren eigenen Kummer, und sie wollte Nelen beistehen – auch wenn sie sich nicht sicher war, welchen Trost sie ihr spenden konnte. »Nelen? Ist alles in Ordnung?«
    Die Yadi sah erschreckt auf. »Hm? Oh – ja!« Aber dann ließ sie wieder die Flügel hängen. »Das heißt ... nein, eigentlich nicht. Nichts ist in Ordnung.«
    »Möchtest du darüber reden?«
    Nelen zuckte mit den Achseln. »Ich kann es eh nicht ändern.«
    »Aber vielleicht können wir es gemeinsam.« Mit knackenden Gelenken hockte sich Xeah neben sie und legte den Kopf schräg.
    »Ich muss immer wieder dran denken, was Keru vorhin mit den Piraten gemacht hat ...«
    Xeah nickte. »Du weißt, er hat es getan, um uns zu schützen.«
    »Ja. Ja, das weiß ich. Das ist es auch nicht.« Nelen wickelte abwesend eine schwarze Haarsträhne um den Finger. »Nur – eben waren sie noch lebendig und im nächsten Moment ...« Sie verstummte. Erst nach einer Weile sagte sie: »Als ich noch klein war, hab ich immer gedacht, meine Eltern, meine Familie ... sie würden immer da sein. Und dann plötzlich, in nur einer Nacht, waren sie alle fort. Für immer. Einfach so.«
    Xeah ließ sie ausreden.
    »Bislang haben wir immer so viel Glück gehabt. Aber was ist, wenn das irgendwann mal vorbei ist? Wenn einer von uns ... oder wir alle ...? Ich meine, wenn wir auch ... einfach so!« Sie schnippte mit den winzigen Fingern; das Geräusch war kaum zu hören. »Endriel sagt immer, dass man so leben soll, dass man nichts zu bereuen hat; dass es dumm ist, an den Tod zu denken, solange man noch atmet. Aber ich kann nicht anders, verstehst du?«
    »Es heißt, man kann etwas erst

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