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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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ein Ballon, dem die Luft ausging. Sie schlug auf die Konsole. » Scheiße! «
    Derweil gingen die Schattenschiffe auf Abfangkurs, mit der Gelassenheit von Jägern, die um den nahenden Tod der Beute wussten.
    Hundertvierzig Stundenkilometer. Hundertzwanzig.
    Endriel krallte sich an der Konsole fest. »Hast du einen Plan?«
    Sie fürchtete schon, Keru würde den Kopf schütteln. »Nur einen – wir landen und verlassen das Schiff.« Endriel wollte protestieren, aber er kam ihr zuvor: »Das ist die einzige Möglichkeit. Vielleicht können wir uns in den Wäldern irgendwo verstecken. Wenn wir hier drinnen bleiben – , er verstummte kurz, als die Baumspitzen unter dem sinkenden Schiff lautstark brachen, »– finden sie uns!«
    Endriel rang nach Luft. Die Korona zurücklassen? Alles in ihr rebellierte gegen diesen Gedanken, und so brachte sie die Worte nur mit Mühe über die Lippen: »Also gut. Versuch, irgendwo zu landen!«
    Das Schiff rumpelte unaufhörlich, als die Bäume gegen seinen Rumpf schleiften; Endriel hoffte, dass er härter war als die Tannen, Fichten und Kiefern unter ihm. Jeder versuchte, sich irgendwo festzuhalten, während Keru darum kämpfte, die taumelnde Korona halbwegs unbeschädigt über das Meer aus Wipfeln zu bringen.
    »Da vorne!« Eine Lichtung tat sich hinter den Baumkronen auf. Reste von Schnee leuchteten dort bläulich im heranrasenden Licht der Korona .
    »Wir landen!«, rief Keru aus. Jeder außer ihm schrie auf, als er die Antriebe und Levitationsmaschinen ruckartig deaktivierte. Das Schiff fiel zwei, drei Meter – dann kollidierte es mit dem Boden, erbebte und schaukelte. Endriel hörte schwere Gegenstände fallen und Glas splittern. Etwas knirschte besorgniserregend.
    Dann war Stille.
    Die Landekufen standen auf festem Grund. Als Endriel die zugekniffenen Augen wieder öffnete, sah sie die Stämme und Nadelzweige, die gegen die Brückenkuppel drückten. Hätte Keru die Landung nur eine Sekunde zu spät gewagt, wäre die Korona gegen die Bäume gekracht, so jedoch war sie mit ein paar Sprüngen im Glas davon gekommen.
    Die Navigationskarte zeigte ihre sich nähernden Verfolger.
    »Raus hier!«, befahl Endriel. Liyen, Nelen und Miko stürmten ihr voran; Keru nahm Xeah kurzerhand huckepack.
    Sie flüchteten durch das Mitteldeck. Es blieb keine Zeit, die Gangway auszufahren, also kletterten sie über die Steigeisen den Rumpf hinab. Die Luft war dünn und kalt, der Atem trat ihnen als Dampfwolken aus dem Körper. Endriel roch den würzig-aromatischen Geruch der Nadelhölzer und etwas, dass sie an einen brennenden Kamin erinnerte. Sie drehte sich um und sah hinter der Korona Flammen und Rauch von den Baumkronen aufsteigen. Dann sah sie die blauen Leuchtfeuer der Stahlfalken durch das Blätterwerk strahlen. Die Maschinen glitten aus dem Himmel herab, über den Wald hinweg. Endriel vermutete, sie würden das gleiche Manöver durchziehen wie die Piraten über Tian-Dshi und ihre Leute an Seilen herablassen.
    » He, willst du da Wurzeln schlagen? « Liyens Stimme ertönte dicht neben ihrem Ohr. Eine Hand packte sie am Arm und zog sie fort.
    Endriel erwachte aus ihrer Starre und beeilte sich, Liyen und den anderen zu folgen. Keru, mit der zitternden Xeah auf seinem Rücken, bildete die Vorhut; sein weißes Fell leuchtete zwischen dem Labyrinth der Baumstämme. Wahrscheinlich kannte er diese Wälder ebenso wenig wie sie, doch Endriel vertraute seinem Instinkt. Sie blieben alle dicht beinander, während Nelen als Späherin vorausflog.
    Die eng beieinanderstehenden Nadelhölzer sperrten das ohnehin blasse Licht der beiden Monde aus; Endriel fielen die beiden Schattenagenten ein, die sie und Kai damals von der Dragulia entführt hatten, kurz nachdem Andar sie in Kirall geschnappt hatte. Damals hatten sie schwarze Gläser vor den Augen getragen, die mit Sicherheit nur von außen dunkel wirkten. Endriel hatte keine Ahnung, was sie durch diese Visiere sonst noch alles sehen konnten – vielleicht ihre Wärmespur, die sie jetzt im Wald hinterließen? Wenn ja, hätten sie auch gleich stehenbleiben können, denn dann war jede Hoffnung, zu entkommen, vergebens. Sie wusste nicht, wie viele Schatten sich auf den Schiffen befanden, aber sie war sich ziemlich sicher, dass es diesmal mehr als zwei sein würden.
    »Hier!« Liyen hatte im Laufen einen dicken Ast vom Boden aufgelesen und reichte ihn ihr. Er war so lang wie ihr Arm. »Kein Sakedo, aber besser als nichts!«
    Endriel nahm den Knüppel dankbar nickend

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