Rueckkehr nach River's End
Scottys Gesicht herum. »Du muss t dir jetzt dringend den Appetit verderben.«
Scotty betrachtete den Riegel mit tränenverschmierten Augen. Sein Mund zitterte, aber prompt kam nur noch ein jämmerliches Wimmern über seine Lippen. »Schokoriegel.«
»Genau. Magst du Schokoriegel? Das hier ist ein ganz besonderer. Er ist nur für tapfere Jungs. Ich wette, du bist tapfer.«
Scotty schniefte, streckte die Hand aus und konzentrierte sich so auf den Riegel, daß er gar nicht mehr bemerkte, wie seine Mutter eilig sein Knie verband. »Okay.«
»Bitte, er gehört dir.« Noah hielt die Belohnung hoch und ein zaghaftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
»Danke. Vielen Dank.« Die Mutter wirkte sehr erleichtert.
Olivia verstaute die Erste-Hilfe-Ausrüstung bereits wieder in ihren Rucksack. »Sie sollten sich auch so einen Kasten besorgen, wenn Sie viel wandern. Im Andenkenladen in River's End bekommen Sie ihn, oder Sie können einen in der Stadt kaufen.«
»Steht ganz oben auf meiner Liste. Und Notfallschokolade. Noch einmal vielen Dank.« Die Frau warf Frank und Celia einen Blick zu. »Sie haben zwei tolle Kinder.«
Olivia wollte etwas sagen, zog aber nur den Kopf ein und blieb stumm. Allerdings nicht schnell genug, um ihren unglücklichen Gesichtsausdruck vor Celia verbergen zu können. »Ihr beide seid ein gutes Team«, bemerkte sie vergnügt. »Das kleine Abenteuer hat mich hungrig gemacht. Wann gibt es etwas zu essen, Liv?«
Olivia horchte auf. Liv, dachte sie. Das klang stark, zuverlässig und klug. »Ein Stück weiter unten kommen wir zu einem schönen Fleckchen. Wenn wir Glück haben, sehen wir dort auch ein paar leibhaftige Biber und nicht nur ihre Dämme.«
Sie fanden die Stelle schnell.
Olivia nagte an ihrem Hühnchen und hielt sich zunächst zurück. Wenn sie die Bradys beobachtete, empfand sie ein sehnsüchtiges Ziehen, einen dumpfen, neidischen Schmerz. Sie schämte sich für ihre Eifersucht auf diese harmonische kleine Familie. »Ich gehe noch ein Stückchen weiter.« Sie zwang sich dazu, langsam aufzustehen. »Vielleicht entdecke ich ein paar Biber. Wenn ich welche finde, komme ich Sie holen.«
»Arme Kleine«, murmelte Celia, während Olivia den Pfand entlangging. »Sie ist einsam. Ich glaube, ihr ist gar nicht bewußt, wie einsam sie ist.«
»Ihre Großeltern sind gute Menschen, Celia.«
»Sicher sind sie das. Aber sie hat keine Kinder um sich herum! Kinder ihres Alters, mit denen sie an einem wunderschönen Tag wie heute spielen könnte.«
»Sie geht noch nicht einmal in die Schule«, schaltete Noah sich ein. »Sie hat mir erzählt, daß ihre Großmutter sie zu Hause unterrichtet.«
»Sie haben sie unter eine gläserne Glocke gesteckt. Eine wunderschöne Glocke«, fügte Celia hinzu, während sie sich umsah, »aber trotzdem bleibt es eine Glocke.«
»Sie haben Angst, und dazu haben sie allen Grund.«
»Ich weiß, aber was werden sie tun, wenn Olivia mit den Flügeln gegen die Glocke zu schlagen beginnt? Und was wird aus ihr, wenn sie das nicht tut?«
Noah stand auf. »Ich denke, ich gehe auch noch ein Stück weiter. Schließlich habe ich noch nie einen Biber gesehen.«
»Er hat ein gutes Herz«, bemerkte Celia und lächelte ihm nach.
»Ja, und außerdem ist er sehr neugierig. Ich hoffe, er quetscht sie nicht aus.«
»Hab' Vertrauen, Frank.«
»Wenn ich das nicht hätte, würde ich mir auch die Biber ansehen, anstatt hier gemütlich ein Nickerchen zu machen.«
Mit diesen Worten streckte er sich aus und legte den Kopf in den Schoß seiner Frau.
Noah fand Olivia am Flussufer , wo sie einsam und ruhig hockte. Der Anblick prägte sich ihm ein - ähnlich und doch ganz anders als das Bild von dem kleinen Mädchen auf der Flucht vor seinem Kummer.
Sie starrte auf das Wasser, das schnell, hell und klar vorbeiplätscherte.
Diesmal läuft sie nicht vor ihrem Kummer davon, dachte er. Sie lernt gerade, damit zu leben.
Sie drehte den Kopf, als sie ihn kommen hörte, und blickte ihm mit großen, ernsten Augen ins Gesicht. Er ließ sich neben ihr nieder.
»Hierher kommen sie zum Spielen«, erklärte sie ihm mit leiser Stimme. »Um die Menschen kümmern sie sich kaum, sie sind daran gewöhnt. Aber man hat mehr Glück, wenn man nicht allzuviel Lärm macht und sich nicht bewegt.«
»Ich nehme an, du verbringst viel Zeit damit, einfach in der Gegend herumzusitzen.«
»Hier gibt es immer etwas zu sehen oder zu tun.« Sie starrte nach wie vor auf den Fluß. In Noahs Gegenwart verspürte sie ein
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