Rueckkehr nach River's End
sexy auf ihn wirkte. Ihr Haar war seit ihrem letzten Treffen nachgedunkelt, jedoch immer noch um einige Schattierungen heller als ihre Augen. Sie trug es zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, der ihr Gesicht frei ließ.
Die Konturen ihres Gesichts hatten sich verfeinert, verschärft und frauliche Züge angenommen.
Sie trug Jeans, ein Washington State University-Sweatshirt, keine Schuhe und einen leicht verärgerten Gesichtsausdruck.
Und Noah stand einfach nur da, starrte sie dümmlich an, war unfähig, etwas anderes zu tun, als zu grinsen.
Sie zog eine ihrer unglaublichen Augenbrauen hoch, und unvermittelt mischte sich ein Gefühl der Begierde in seine Wiedersehensfreude. »Falls du Linda suchst, die wohnt gegenüber. 2B.«
Das sagte sie so, als ob sie es schon häufig wiederholt hätte, mit einer Stimme, die kehliger klang als er in Erinnerung hatte.
»Ich suche nicht Linda, sondern dich.« Plötzlich drängte sich ihm der Gedanke auf, daß er das wahrscheinlich schon immer getan hatte, er schob ihn jedoch sofort als völlig absurd beiseite. »Und du hast mein Selbstbewußtsein gerade gewaltig angekratzt, weil du dich nicht an mich erinnerst.«
»Warum sollte ich...?« Olivia verstummte und betrachtete ihn genauer. »Du bist Noah! Noah Brady. Franks Sohn.« Ihr Blick bewegte sich von ihm weg, sie sah über seine Schulter. »Ist er...«
»Nein, ich bin allein gekommen. Hast du einen Augenblick Zeit?«
»Ja. Ja, natürlich. Komm herein.« Verwirrt trat Olivia zurück. Sie war gerade mit einem Referat über die Wurzelsymbiose von Pilzen beschäftigt. Sofort vergaß sie jedoch die Wissenschaft und ließ ihre Erinnerungen zu der kleinen Schwärmerei, die sie damals mit zwölf für ihn empfunden hatte, zurückschweifen.
»Ich kann uns Kaffee machen, aber vermutlich habe ich auch etwas Kaltes im Haus.«
»Ist mir beides recht.« Er ließ einen ersten Blick über den ordentlichen Raum, den aufgeräumten Schreibtisch mit dem summenden Computer, die sanft beigefarbenen Wände, das dunkelblaue Sofa streifen. Der Raum war kreativ eingerichtet, dabei schlicht und gemütlich. »Nette Wohnung.«
»Ja, mir gefällt's auch.« Ihre Worte klangen glücklich, als sei sie froh darüber, daß sie zum ersten Mal in ihrem Leben allein wohnte.
Sie veranstaltete kein Getue, redete nicht herum, wie gewisse Frauen, die sich für ein nicht vorhandenes Chaos entschuldigten. Sie stand ganz einfach dort und sah ihn an, so als ob sie nicht so recht wüsste , wo sie anfangen sollte.
Noah wand sich und stellte sich dieselbe Frage.
»Ah... einen Augenblick.«
» Lass dir Zeit.«
Er folgte ihr in die Küche, was sie wiederum nervös machte. Der Raum war kaum größer als ein Korridor und beherbergte auf einer Seite Herd, Kühlschrank und Spülbecken sowie eine winzige Arbeitsfläche dazwischen.
Als Noah am Fenster angekommen war, standen sie so eng beieinander, daß sich ihre Schultern berührten. Selten hatte
Olivia einen Mann so nah an sich herankommen lassen. »Cola oder Kaffee?« fragte sie nach einem schnellen Blick in den Kühlschrank.
»Cola wäre prima, danke.«
Er hätte aus der Dose getrunken, aber sie reichte ihm bereits ein Glas.
In Gottes Namen, ermahnte Olivia sich, bring endlich die Zähne auseinander und rede. »Was machst du in Washington?«
»Ich habe Urlaub.« Er lächelte sie an, und das Trommeln unter ihrem Herzen, das sie vor sieben Jahren schon einmal gespürt hatte, setzte prompt wieder ein, als ob es nie aufgehört hätte. »Ich arbeite für die L. A. Times.« Sie duftete nach Seife und Shampoo, und nach etwas anderem, mildem. Vanille, fiel ihm ein, wie die Kerzen, die seine Mutter so gern mochte.
»Du bist Journalist?«
»Ich wollte schon immer schreiben.« Er nahm ihr das Glas aus der Hand. Und weil er spürte, daß sich ihr Mißtrauen wie ein Rauchschleier zwischen sie drängte, lächelte er noch einmal und sagte sich, daß er sich Zeit lassen konnte, bevor er ihr den Grund für seinen Besuch verriet. »Mir standen noch ein paar Wochen Urlaub zu, und der Freund, mit dem ich ein paar Tage lang am Strand verbringen wollte, ist kurzfristig abgesprungen. Also be schloss ich, Richtung Norden zu fahren.«
»Dann bist du nicht beruflich hier.«
»Nein.« Das ist die Wahrheit, die absolute Wahrheit, redete er sich ein. »Ich bin allein unterwegs. Da kam ich auf die Idee, dich zu besuchen, immerhin bist du der einzige Mensch, den ich im ganzen Staat Washington kenne. Gefällt es dir auf dem
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