Rueckkehr nach River's End
Mutter aufgewachsen war.
Im Laufe der Zeit aber wollte sie mehr über ihre Mutter in Erfahrung bringen. Und über den Mann, der sie getötet hatte. Ihre Mutter würde sie für immer von ganzem Herzen lieben - genau wie sie ihren Vater hassen würde.
Und sie wollte sich niemals so verlieben, wie ihre Mutter es getan hatte.
Sie würde immer eine selbständige Frau sein, und zwar von diesem Moment an.
Olivia wusch ihr Gesicht in einem Bach und blieb dann still sitzen, bis sie sicher sein konnte, daß sämtliche Spuren von Tränen und ihren heftigen Gefühlen verschwunden waren. Ihre Großeltern musste n beschützt werden - das war ein weiteres Versprechen, das sie sich gab. Sie würde dafür sorgen, daß ihnen kein Leid zugefügt wurde.
Als sie auf die Lichtung trat, entdeckte sie ihren Großvater, der zwischen den Blumen jätete. Sie ging auf ihn zu und kniete sich lächelnd neben ihn. »Genau das habe ich eben am Gästehaus gemacht. Die Gärten dort sehen wirklich toll aus.«
»Du hast meinen grünen Daumen geerbt, Kindchen.« Er zwinkerte ihr zu. »Uber die Farbe des Daumens deiner Großmutter wollen wir lieber nicht sprechen.«
»Mit ihren Zimmerpflanzen kommt sie doch ganz gut zurecht! Gerade hat übrigens eine Familie im Gästehaus eingecheckt, ein Ehepaar mit Sohn.« Beiläufig rupfte Olivia einen Stengel Unkraut aus. Sie wollte den Großvater nicht anlügen, also hatte sie beschlossen, am Rande der Wahrheit zu balancieren. »Die Mutter hat erzählt, daß sie hier als Teenager gewandert ist, aber die beiden anderen können meiner Meinung nach keinen Busch von einem Stachelschwein unterscheiden. Jedenfalls würde ich sie gern morgen auf einer kleinen Wanderung begleiten. Wir könnten am Fluß entlang zum Irely-See gehen, damit sie unterwegs Fotos machen können.«
Er hockte sich auf die Fersen, und eine Sorgenfalte zeichnete sich auf seiner Stirn ab. »Ich weiß nicht, Livvy.«
»O bitte! Ich kenne den Weg doch! Ich bin schon auf Führungen mitgegangen, und ich möchte wissen, ob ich es auch kann. Es ist doch nur bis nach Irely. Wenn ich es gut mache, könnte ich lernen, im Sommer auf den anderen Pfaden Führungen zu leiten und vielleicht Vorträge für die Kinder halten. Und wenn ich älter bin, kann ich sogar über Nacht wegbleiben und Naturkundlerin werden, so wie die Leute drüben im Park. Nur daß ich viel besser wäre, weil ich hier aufgewachsen bin. Weil es meine Heimat ist.«
Er rieb ihr mit den Fingerknöcheln über die Wange. In ihren Augen entdeckte er Julie, Julie als junges Mädchen, das ihm von seinem Traum, eine große Schauspielerin zu werden, erzählte. Julies Traum hatte sie ihm weggenommen, während Olivia ihren Traum in der Nähe verwirklichen wollte.
»Du bist jung genug, um deine Meinung noch ein Dutzend Mal zu ändern.«
»Niemals! Und ich werde nie erfahren, ob ich es überhaupt kann und ob es tatsächlich das ist, was ich mir wünsche, wenn ich es nicht versuche. Morgen will ich es doch nur ein bisschen antesten.«
»Nur bis Irely?«
»Ich habe dem Vater den Rundweg hinter dem Gästehaus gezeigt, bevor ich herkam. Er hatte offenbar Angst, sich zu verlaufen.« Beide kicherten. »Ich glaube, weiter als Irely schafft er es sowieso nicht.«
Sie wusste , daß sie gewonnen hatte, stand auf und klopfte ihre Jeans ab. »Ich sehe nach, ob Großmama Hilfe in der Küche braucht.« Dann beugte sie sich vor und legte die Arme um Robs Nacken. »Ihr sollt stolz auf mich sein.«
»Ich bin stolz auf dich, Baby.«
Sie drückte ihn fester. »Warte ab«, flüsterte sie, dann lief sie ins Haus.
Olivia war auf die Minute pünktlich. Sie hatte beschlossen, daß dies von nun an ebenfalls zu ihrem Leben gehören würde. Sie würde immer pünktlich sein, und sie würde sich immer gut vorbereiten.
Schon vor der vereinbarten Zeit traf sie am Gästehaus ein, um die Lunchpakete für die Wanderung in Empfang zu nehmen. Es gehörte zu ihren Aufgaben, den Proviant zu transportieren.
Sie hob den Rucksack auf die Schulter und stellte die Träger ein.
Sie hatte ihren Kompass dabei, ihr Messer, Wasserflaschen, zusätzliche Plastiktüten, um Müll oder Essensreste zu verpacken, ihre Kamera, einen Notizblock, Bleistifte und eine Erste- Hilfe- Ausrüstung.
Am Vorabend hatte sie sich noch einmal ausführlich mit der Gegend und ihrer Geschichte beschäftigt. Sie wollte sichergehen, daß die Bradys einen unterhaltsamen und lehrreichen Nachmittag verbrachten.
Als sie an die Terrassentür der Wohnung trat,
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