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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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eine schreckliche Enttäuschung und blinzelte Elizabeth an. Seine anfängliche Panik schlug in blinde Wut um, als sie ihn anschrie: „Dann war eben eins deiner Luxuspräservative kaputt. Ein ganz gewöhnlicher Defekt. So was soll schließlich vorkommen." Erschrocken über ihren eigenen Ausbruch hielt sie inne und versuchte sich wieder einzukriegen. Liz war es nicht gewohnt, so sehr aus der Fassung zu geraten. Ihre schneidende Stimme schien noch immer über dem Raum zu hängen. Nervös wischte sie sich ihre feuchten Hände an der Jeans ab.
    Josh starrte sie an, als wäre sie ein Gespenst. Ein merkwürdiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Er holte tief Luft, wich ihrem Blick aus und schwieg ein paar Sekunden lang. Dann sagte er mit bemerkenswerter Ruhe: „Damit kommst du bei mir nicht durch! Du enttäuschst mich, Liz. Ja, das tust du wirklich. Du lässt dich von jemand anderen anbumsen und willst es mir unterschieben. Wahrscheinlich weil ich die bessere Partie bin."
    Splitterndes Eis traf sie mitten ins Herz, ihr Verstand setzte aus. Ihre Hand schoss vor und noch bevor er ausweichen konnte, kippte sein Kopf bereits nach hinten, getroffen von ihrem kraftvollen Schlag. Auf seiner Wange brannte der Abdruck ihrer fünf Finger und aus seiner Nase, die von ihrem Handballen erwischt worden war, sickerte Blut. Josh blinzelte, der Schlag auf die Nase trieb ihm die Tränen in die Augen. Weit schlimmer traf Elizabeth der Anblick grenzenlosen Kummers in seinem Gesicht. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück.
    Noch immer reagierte er nicht. Inzwischen tropfte das Blut auf sein teures Seidenhemd. Liz suchte in ihren Taschen nach einem Papiertaschentuch. Sie wollte seine Nase säubern, doch er packte sie blitzschnell an ihren Handgelenken.
    „ Lass das! Fass mich nicht an! Ich möchte, dass du jetzt gehst!" Seine Stimme schien so brüchig wie Jahrtausende altes Papyrus.
    „ Du sollst wissen, Tanner, dass ich, seit ich wieder in St. Elwine lebe, mit keinem Mann außer dir zusammen war. Ich dachte ... Nun ich dachte, ich würde dir etwas bedeuten. Anscheinend hab ich mich geirrt. Es tut mir leid, wenn ich dich heute Abend belästigt habe. Das kommt bestimmt nicht wieder vor." Blind vor Tränen lief sie hinaus, hastete durch die Halle, vorbei an Victoria und erreichte schließlich die große Eichentür.
    „ Dr. Crane." Verblüfft schaute ihr Joshs Schwester hinterher. Die Tür zur Bibliothek stand offen und Vicky wollte in Erfahrung bringen, was da soeben zwischen dieser Frau und ihrem Bruder passiert war. „Josh, bist du hier? Huch ... Gott, du blutest ja. Was um alles in der Welt..."
    „ Sei still!" Er schnitt ihr kurzerhand das Wort ab. „Ich gehe mich duschen und umziehen. Und bitte kein Wort zu den anderen da draußen!" Die Verletztheit in seinen Augen erschreckte sie.
    „ Josh, was ist denn passiert?"
    „ Nicht jetzt, Vicky! Nicht jetzt!"
     
    Elizabeth wusste kaum wie sie es geschafft hatte, das Auto wieder heil in der Garage abzustellen. Es hatte angefangen zu regnen, als sie auf Tanner House in den Wagen gestiegen war. Jetzt goss es wie aus Eimern. Nun, wie passend, denn wie heißt es schließlich so schön: ein Unglück kommt selten allein. Hastig lief sie ins Haus. Wie immer um diese Zeit herrschte bei den Gandertons Trubel. Die Familie war mit dem Abendessen fertig und Rachel sorgte dafür, dass die Mädchen sich duschten und sie die Küche aufräumen konnte.
    Liz stieg die Stufen hinauf. Eigentlich hätte sie etwas essen müssen, verspürte jedoch momentan keinen Hunger. Sie ging sofort ins Badezimmer, zog sich aus und stellte sich unter die heiße Dusche. Erst jetzt konnte sie ihren immer wieder zurück gedrängten Tränen freien Lauf lassen. Schluchzend sank sie schließlich auf die Knie. Der Wasserstrahl prasselte auf ihren Rücken und ihren Kopf, es kümmerte sie nicht. Noch niemals zuvor in ihrem Leben, hatte sich Elizabeth so furchtbar einsam und zurückgewiesen gefühlt - so schrecklich allein und verlassen. Nicht einmal als ihr Vater gestorben war, hatte sie solch scharfen Schmerz verspürt. Warum hatte Josh ihr das angetan? Wenn sie nicht genau wüsste, wie großzügig, wie freundlich und hilfsbereit und vor allem wie zärtlich, er sein konnte ... Sie verstand seine Reaktion nicht. Wie er sie angesehen hatte - so als hätte sie ihm etwas Furchtbares angetan. Liz lachte bitter auf und stellte endlich die Dusche ab. Sie mochte keinerlei Verschwendung. Langsam trocknete sie sich ab. Was bildete der Mann

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