Rückkehr nach St. Elwine
die zinkoxidhaltige Salbe, die sie vorsorglich aus der Klinik mitgebracht hatte. Bei Cleo verschorften die leidigen Windpocken bereits. Ihr ging es schon wesentlich besser als den beiden anderen Geschwistern. Mariah schien ein wenig erhöhte Temperatur zu haben, was an sich nicht weiter tragisch war.
„ Du musst jetzt endlich mal ein Auge zu tun! Deshalb gehst du mit Cleo nach oben und legst dich in mein Bett. Ich schlafe hier unten, bei den anderen Mädchen“, dirigierte Elizabeth energisch.
„ Aber das kann ich doch nicht machen.“ Rachel sah sie entgeistert an.
„ Warum nicht? Nenn mir einen vernünftigen Grund!“
„ Ich bin ihre Mutter“, stellte Rachel in aller Logik fest.
„ Ja und eine sehr müde dazu. Oder willst du etwa plötzlich was anderes behaupten?“
Unglücklich schüttelte ihre Freundin den Kopf.
„ Dann los jetzt! Deine Kinder brauchen dich morgen wieder und zwar frisch und ausgeruht.“
Liz unmissverständlicher Tonfall, ließ keine weitere Widerrede zu.
„ Ich gehe ja schon. Das könntest du aber auch netter sagen“, warf Rachel kleinlaut ein und gähnte hinter vorgehaltener Hand.
„ Du kennst mich doch, Herzchen.“
„ Allerdings.“
Rachel schnappte sich Cleo und stapfte die Treppe hinauf.
27. Kapitel
Liz war ratlos. Seit nahezu zwei Wochen plagten sie nun bereits diese Übelkeitsattacken aus scheinbar heiterem Himmel. Jedes Mal, wenn sie sich übergeben hatte, ging es ihr danach wieder bestens. Hin und wieder fühlte sie sich vielleicht ein bisschen müde und zerschlagen, aber wem ging es, bei diesem hässlichen Herbstwetter, nicht so. Eine kleine, selbst verordnete Diät, mit leicht verdaulicher Kost hatte nichts gebracht. So bat sie kurzerhand die Chefärztin der Gynäkologie um eine Ultraschalluntersuchung.
„ Eigentlich tippe ich auf eine Magenverstimmung. Das geht nun schon die dritte Woche so", erklärte sie der Kollegin.
„ Ich habe gerade einen Moment Zeit, Elizabeth. Machen wir es gleich?", bot sich die Ärztin an.
„ Ja, gut."
Liz legte sich auf die Liege, ließ sich das Gel auf dem Bauch verteilen und kam sich irgendwie ungewohnt klein dabei vor.
„ Nun, meine Liebe, ihr Magen ist okay. Aber ich habe hier einen kräftigen kleinen Herzschlag. Sehen Sie selbst!"
Sie drehte den Bildschirm zu Elizabeth herum und wies mit dem Finger auf die pulsierende Kontraktion.
Liz riss die Augen auf.
„ Das kann nicht sein, unmöglich."
Sie spürte einen eisigen Knoten im Bauch.
„ Es ist aber so, Elizabeth. Wir wissen schließlich beide, Frau Kollegin, wie solche Sachen passieren“, bemerkte die Gynäkologin trocken, woraufhin sie einen gereizten Blick von Elizabeth erntete.
„ Warten Sie, ich werde Sie gleich noch gründlich untersuchen!"
„ Kein Zweifel", stellte sich nach der Untersuchung heraus,
„ Sie sind in der zehnten Woche."
Elizabeths Gedanken überschlugen sich.
Schwanger!
Baby!
Das kann nicht sein, durfte nicht sein.
Wie sollte sie das bewerkstelligen?
Beruf, Baby, allein.
Allein, verdammt noch mal.
„ Ich kann nicht", stieß Elizabeth heftig atmend hervor.
Besänftigend legte ihre Kollegin ihr die Hand auf die Schulter.
„ Bitte jetzt nichts überstürzen, Elizabeth. Sie schlafen eine Nacht drüber, reden mit ihrem Partner und dann entscheiden Sie sich, wofür auch immer. Unterbrechungen werden bis zur zwölften Woche durchgeführt, aber das wissen Sie ja schließlich selbst.“
Natürlich tat sie das. Sie hatte bereits oft genug ihre Patientinnen ausführlich darüber beraten. Jetzt, wo sie selbst davon betroffen war, fühlte sich alles so ganz anders an - erschreckend anders.
„ Den Eingriff, wenn Sie sich denn dafür entscheiden sollten, sollten Sie allerdings an einer anderen Klinik vornehmen lassen. Überlegen Sie es sich in aller Ruhe! Es gibt bestimmt einen alternativen Weg." Die Gynäkologin lächelte milde und ließ Elizabeth allein.
Alternativer Weg, das klang so was von blöde, überlegte sie ärgerlich.
Auf alle Fälle würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als sich mit Josh in Verbindung zu setzen. Schließlich trug er einen nicht gerade unbeträchtlichen Anteil an ihrer offensichtlichen Misere.
Sie versuchte sich vorzustellen, wie er die Neuigkeit aufnehmen würde. Es wollte ihr nicht recht gelingen.
Jetzt steuerte Elizabeth mit dem Jeep, den sie sich kurzerhand von Rachel geliehen hatte, auf den leeren Parkplatz von Tanner House zu.
Am Mittag des heutigen Tages war es Liz endlich
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