Rückkehr nach St. Elwine
gelungen, Josh zwischen zwei Besprechungen ans Telefon zu bekommen.
„ Ich muss dringend mit dir reden, heute noch."
Was soll das, Liz?", hatte er nur kurz gefragt und war abwartend geblieben.
Nichts hatte ihr verraten, wie oft er in den letzten Tagen an sie gedacht hatte, wie er Nacht für Nacht kämpfte, endlich ihr Bild vor seinen Augen verschwinden zu lassen.
„ Es ist ungemein wichtig", hatte sie deshalb rasch hinzugefügt.
„ Hör zu, Liz, heute hast du dir einen denkbar ungünstigen Tag für deine kleine Unterredung ausgesucht. In fünf Minuten beginnt meine nächste Besprechung. Sie endet etwa gegen 17.00 Uhr. Und danach fahre ich gleich raus nach Tanner House. Wir, also meine Familie, essen am Abend alle gemeinsam."
„ Bitte, Josh. Ich würde dich nicht belästigen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre."
Ihm war das leichte Beben in ihrer Stimme keineswegs entgangen. Er hatte kurz überlegt und nach ein paar Sekunden der Stille schließlich eingelenkt.
„ Dann komm nach Tanner-House, irgendwann heute Abend! Dort können wir uns ungestört unterhalten."
„ Gut, danke." Erleichtert hatte Liz den Hörer aufgelegt. Nun drückte sie nervös auf den Klingelknopf neben der mächtigen Eichentür. „Guten Abend, ich bin mit Mr. Tanner verabredet. Ähm, mit Joshua Tanner", fügte sie hastig hinzu, bevor es zu irgendwelchen Verwechslungen kommen konnte. Man ließ sie ohne weiteres eintreten. Anscheinend hatte Josh das Personal bereits darüber informiert, dass er am heutigen Abend noch jemanden erwartete.
„ Wenn Sie bitte einen Moment warten wollen. Ich sage Mr. Tanner sofort Bescheid."
„ Natürlich.“ Liz schenkte der Frau ein unverbindliches Lächeln.
Einen Augenblick später erschien Josh in der Empfangshalle.
„ Ich hoffe, ich störe nicht beim Essen." Da sie mehr als nur ein bisschen nervös war, machte sie auf höfliche Konversation
„ Nein, nein. Wir essen erst in einer Stunde. Komm, wir gehen in die Bibliothek!" Er klang zumindest freundlich, wenn er auch einen leicht distanzierten Eindruck auf sie machte.
Josh betrachtete sie eingehend. Liz sah blass und müde aus. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen, seine Hände in ihre Locken geschoben und sie bis zur Besinnungslosigkeit geküsst. Doch er wusste einfach noch immer nicht, welche Spielchen sie mit ihm trieb. In den vergangenen Tagen hatte er tatsächlich mehrmals erwogen sie anzurufen und um Verzeihung zu bitten - wofür auch immer. Im letzten Moment hatte er es dann doch bleiben lassen. Er war gespannt, was sie ihm zu sagen hatte.
„ Was gibt es so Dringendes mit mir zu besprechen?" Ein durchaus freundliches Lächeln umspielte seinen makellosen Mund.
Liz schluckte, sie dachte plötzlich daran, wie gut sich seine sanften Lippen auf ihrem Körper angefühlt hatten. Sie glaubte auch nicht mehr daran, dass er nach ihr noch mit einer anderen Frau geschlafen hatte. Die Sache mit Vicky hatte sich als Irrtum erwiesen und auf der Gala war er allein erschienen. Vielleicht bestand ja doch eine klitzekleine Chance, dass sich alles zum Guten wenden würde. Sie hätte längst schon wegen ihres albernen Benehmens mit ihm sprechen müssen. Zu guter Letzt hatte sie immer gekniffen und vor sich selbst irgendwelche fadenscheinigen Entschuldigungen vor geschoben. Liz fasste all ihren Mut zusammen, straffte die Schultern und platzte in ihrer Nervosität dummerweise geradeheraus:
„ Ich bin schwanger!"
„ Häh, hab ich einen wichtigen Teil irgendwie nicht mitbekommen?“ Er klang jetzt genauso arrogant wie sie ihn sich früher immer vorgestellt hatte. Längst wusste sie es besser. Trotzdem ärgerte sich Elizabeth über seinen hochnäsigen Tonfall, wenn auch nur aus alter Gewohnheit. Ein wenig schärfer als beabsichtigt sagte sie: „Du hast mich schon verstanden. Ich bin schwanger.“
Von plötzlicher Panik erfasst sprang Josh auf die Füße. Sein Lächeln erstarb augenblicklich und eine scharfe Kälte breitete sich tief in ihm aus.
„ Das kann nicht sein. Ich habe ein Kondom benutzt. Immer! Ich benutze immer ein Kondom!" Sein schneidender Tonfall hätte sie alarmieren müssen. Doch sie konzentrierte sich ganz auf seinen eisigen Gesichtsausdruck und ihr sank das Herz bis in die Knie.
Selbst in seinen Ohren klangen seine Verlautbarungen beinahe wie eine lahme Entschuldigung, stellte Josh mit Entsetzen fest. Ein merkwürdiges Déjà-vu-Gefühl beschlich ihn plötzlich. Das musste er sich gewiss nicht noch einmal antun. Er fühlte
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