Rückkehr nach St. Elwine
Gesicht war recht hübsch. Er fand nicht eine einzige Sommersprosse. Der Mund war vielleicht etwas zu klein geraten. Was ihr ein kindliches, eher niedliches Aussehen verlieh.
Josh überlegte, wo er dieser Frau schon einmal begegnet war. Aber im Moment wollte es ihm einfach nicht einfallen. Ihre Kleidung wirkte auf den ersten Blick etwas abgetragen, doch sie war sauber und duftete leicht nach Blumen. Ihre nackten Füße steckten in bequemen Pantoletten, die vor ein paar Jahren mal in Mode gewesen waren. Sie hatte sich ihre Zehen blau lackiert. Ihr Haarschnitt allerdings ließ mehr als zu wünschen übrig. Überall standen kleine Puschel von ihrem Kopf ab. Es hatte ganz den Anschein, als sei sie damit in eine Brotmaschine geraten, Himmel .
Doch die Frage war allerdings, was sie hier zu suchen hatte. Nicht jeder normale Mensch hatte schließlich Zugang zur Chefetage einer der größten Firmen im ganzen Umland.
Marc starrte die Frau nun unverhohlen an. Miss Strubbelkopf quasselte ja ohne Punkt und Komma. Genau dass, was er an Frauen absolut nicht ausstehen konnte.
Er warf Josh wiederholt einen Seitenblick zu. Doch dieser war allem Anschein nach ebenfalls viel zu verblüfft, um einen Ton von sich zu geben.
Als Flo endlich aufschaute und die leicht dämlich dreinschauenden Mienen der Männer registrierte, hielt sie abrupt den Mund.
Es entstand eine peinliche Stille.
Da sie sich ziemlich unbehaglich und obendrein mehr oder weniger ertappt fühlte, plapperte sie lieber von neuem drauf los. Sie räusperte sich vorher noch.
„ Ehm sorry. Eine dumme Angewohnheit von mir, mich einfach in fremde Gespräche einzumischen.“ Sie stieß ein kurzes fahriges Lachen aus, fuhr aber ungehindert dessen fort: „Liegt wahrscheinlich daran, dass ich ein bisschen nervös bin. Dann neige ich hin und wider zu unüberlegtem Handeln. Ist wirklich nicht böse gemeint, ehm ... ja.“ Sie rieb sich die feuchten Handflächen an ihrer Jeans ab.
Marc registrierte ihren harten Akzent. Sie war eindeutig eine Ausländerin. Ach ja, sie sagte ja auch damals in der DDR . Wollte sie damit etwa andeuten, dass sie aus Deutschland, ja sogar aus diesem ehemaligen Ostblockstaat kam? Er hatte noch nie jemanden kennen gelernt, der tatsächlich aus jenem Land kam. Hier in Amerika wussten die Menschen ohnehin viel zu wenig darüber, war seine Meinung.
Josh schien endlich seine Sprache wiederzufinden. „Was tun Sie hier oben Miss ...?“
„ Oh, mein Name ist Floriane Usher.“ Sie gab den beiden Männern unaufgefordert, aber lächelnd, die Hand. Bei ihrer letzten flüchtigen Begegnung war ihr der Indianerhäuptling gar nicht so groß erschienen wie jetzt, wo sie ihm direkt gegenüber stand. Sie bedauerte ein bisschen, dass er einen gut geschnittenen Anzug, statt eines Lendenschurzes trug. Obwohl zu seiner Verteidigung gesagt werden musste, dass er auch darin mehr als gut aussah. Eben so wie sein blonder Freund, Old Shatterhand. Sie biss sich rasch in die Wange, um bei dem Gedanken nicht los zu prusten. Flo hüstelte kurz. Old Shatterhand mit hübschen, welligen Haaren, die vielleicht eine klitzekleine Spur zu lang waren, für eine Anstellung in der Chefetage. Aber sie war nun wirklich die Letzte, die sich darüber ein Urteil erlauben durfte. Schließlich griff sie stets eigenhändig zur Schere, um ihrem widerborstigen Haar irgendeine Art Schnitt zu verpassen. Es war ihr natürlich voll bewusst, dass ihr das nicht eben gut gelang, aber immerhin, sparte sie dadurch ihre kostbaren Dollars, die sie sonst einem Friseur in den Rachen schmeißen musste.
„ Ich suche einen Job“, platzte sie rasch heraus.
„ Da müssen Sie sich aber an die Personalabteilung wenden. Die befindet sich im Erdgeschoss.“
Flo lächelte Old Shatterhand an. „Von dort komme ich ja gerade. Zurzeit sind alle Stellen besetzt. Außerdem liegt wohl so etwas wie ein Einstellungsstopp vor. Das hat die Dame zwar nicht genau gesagt, aber doch angedeutet. Wahrscheinlich hat sie mich diesbezüglich gar nicht mal angelogen, da es ja offenbar tatsächlich irgendwelche Schwierigkeiten in dieser Firma gibt. Jedenfalls kam ich nicht umhin, dies Ihrem Gespräch zu entnehmen. So habe ich jetzt erst einmal eins und eins zusammengezählt. Natürlich wusste ich das vorhin noch nicht. Darum habe ich die Chefetage aufgesucht. Ehrlich gesagt, traute ich dieser Personalchefin nicht ganz über den Weg. Da hat man als Frau immer schlechtere Karten, wenn man eine Anstellung sucht. Besonders, wenn man
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