Rückkehr nach St. Elwine
sprechen. Es dauert auch wirklich nicht lange. Er ist sicher viel beschäftigt und so.“
Carry musterte die Frau ungeniert. Was, um alles in der Welt, hatte so jemand mit ihrem Chef zu tun? Ihr holpriges Amerikanisch war zwar nahezu fehlerfrei, aber dennoch merkwürdig akzentuiert.
Marc Cumberland schlenderte in das Büro.
„ Carry, ich brauche kurz Ihre Hilfe. Ich habe Jennifer nach Hause geschickt. Es geht ihr nicht gut.“
Er sah verwundert auf, als er Floriane Usher erkannte.
„ Hallo, immer noch auf der Suche nach einem Job?“
„ Oh, nein“, warf sie rasch ein. „Ich meine, im Grunde genommen schon. Aber eigentlich bin ich wegen einer anderen Sache hier.“
Carry tat sehr beschäftigt, spitzte aber die Ohren, um nur ja nichts von der Unterhaltung zu verpassen. Mr. Cumberland und diese Frau, mit den strubbeligen Löckchen, kannten sich offenbar ebenfalls. Na, das wurde ja immer interessanter.
„ Ich wollte Sie und Mr. Tanner gern zum Abendessen einladen. Ich bin Ihnen unendlich dankbar, dass Sie mir Kevin zurück gebracht haben.“
„ Mrs. Usher, Sie brauchen nicht...“
Flo unterbrach ihn. „Ich weiß, ich weiß. Aber ich möchte es. Bitte, schlagen Sie mir das nicht ab! Bitte!“
Der flehende Unterton in ihrer Stimme berührte etwas tief in seinem Inneren. Es entstand nur ein ganz kurzer Augenblick peinlicher Stille, während dem selbst Carry Lombard nicht mehr so tat, als hätte sie gerade etwas überaus Wichtiges zu tun. Sie starrte die Beiden jetzt unverhohlen an.
Marc räusperte sich schließlich. „Tja, also dann. Ich werde mit Josh reden. Da wir zu Höflichkeit erzogen wurden, ist es uns eine Freude, Ihre Einladung anzunehmen.“
„ Fein.“
Miss Strubbelkopf strahlte plötzlich über das ganze Gesicht. Marc fragte sich, warum es ihn völlig aus dem Konzept brachte, dass die Frau heute so wortkarg blieb.
„ Also dann, bis heute Abend bei mir zu Hause. Ich werde etwas typisch deutsches kochen. Ist Ihnen sieben Uhr recht?“
„ Heute? Ja, gut. Sicher, das geht schon in Ordnung.“
„ Bis später dann.“
Flo verließ das Büro so rasch, wie sie gekommen war. Sie freute sich sehr, dass er ihren Vorschlag nicht rundweg abgelehnt hatte, aber vielleicht lag es einfach nur daran, dass sie ihn überrumpelt hatte. Ihre Angst vor einer Absage war völlig grundlos, wie sich jetzt herausgestellt hatte. Ihr Herz war ihr zunächst in die Hose gerutscht, als sie Joshua Tanner, den sie insgeheim für den netteren der beiden Männer hielt, nicht antraf. Offensichtlich war auch Marc Cumberland ein freundlicher Mensch.
Also, auf in den Supermarkt, sie hatte noch eine Menge zu tun bis zum Abend. Kevin würde ausflippen vor Freude, wenn sie ihm das sagte.
Flo sah auf ihre Uhr. Die Kartoffeln waren gar. Der Spargel weich und die Schnitzel hielt sie im Backofen warm. Kevin und sie hatten bereits vor einer Stunde den Tisch gedeckt.
„ Mutti, kann ich schon die Kerzen anzünden?“, rief er aus dem Wohnzimmer.
„ Nein, erst wenn unsere Gäste eingetroffen sind.“
Sie lauschte und hörte, wie er ein Streichholz entzündete.
„ Ich dachte, ich habe etwas gesagt.“ Sie warf einen raschen Blick in den Raum. In dem Augenblick klingelte es an der Tür. Kevin sauste an ihr vorbei, um zu öffnen und schlug dabei das Streichholz aus.
„ Hallo Kevin.“
„ Hallo, Dr. Crane. Sie sind die Erste“, erklärte er ihr.
„ Ach ja, wirklich? Wer kommt denn noch?“ Elizabeth strubbelte ihm durch das Haar.
„ Na die beiden Männer, die mich gefunden haben. Der Indianer und sein Freund“, rief er voll Begeisterung aus.
Hm. Die Helden von St. Elwine.
Liz konnte nicht sagen, warum sie geglaubt hatte, einen Abend allein mit Kevin und Floriane zu verbringen. Sie und die Mutter des Jungen verband seit dem Abend vor zwei Tagen ein besonderes Band. Sie waren sich in den Stunden des Wartens näher gekommen. Liz mochte Floriane. Es imponierte ihr, wie sich die Frau allein mit ihrem Sohn in einem fremden Land durchschlug. Sie hatte das untrügliche Gefühl, eine neue Freundin gefunden zu haben.
Elizabeth schnüffelte. „Riecht ja toll. Ich habe den ganzen Tag noch nichts Vernünftiges gegessen.“
„ Dann komm und setz dich! Es ist alles fertig. Schnitzel, Kartoffeln, Spargel mit brauner Butter und geriebenen Semmeln“, verkündete Flo stolz.
„ Deutsches Essen?“
„ Absolut richtig und als Dessert Blaubeermuffins. Typisch amerikanisch. Ich hielt es für eine gute Kombination.“ Flo lachte
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