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Rückkehr nach Wedenbruck

Rückkehr nach Wedenbruck

Titel: Rückkehr nach Wedenbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Recht.“ Bille seufzte erleichtert. Sie streckte ihre Hand zu Simon hinüber und er drückte sie fest. „Ich bin ein Idiot - weil ich manchmal vergesse, warum ich dich eigentlich so liebe.“ Sie verzog ihr Gesicht zu einem komisch-verzweifelten Grinsen.
    „Unter anderem, weil du so schrecklich erwachsen und weise bist. Und ich bis jetzt weder das eine noch das andere.“
    San Pietro hatte genug von der langweiligen Schrittrunde. Vielleicht war ihm auch Jamaika zu nahe gerückt, jedenfalls machte er plötzlich einen heftigen Satz zur Seite, mit dem er Bille fast aus dem Sattel katapultierte.
    „ Uuups ! Was war denn das? Pietro!!“ Bille arbeitete sich mühsam auf den Pferderücken zurück.
    Simon lachte. „Ja ja . Hast du das nicht gelernt? In der Kurve immer schön nach innen legen. Das weiß jeder Karussellfahrer“, neckte er sie.
    „Klar! Aber dazu müsste er vorher ansagen, welche Kurve dran ist, die linke oder die rechte!“, konterte Bille.
    Nach dem Gespräch mit Simon fühlte sie sich wesentlich besser. Ihr Problem allerdings war deshalb noch lange nicht gelöst. Zum Glück gab es an diesem Tag besonders viel zu tun. Zwei der Kunden erschienen nacheinander, um ihre Pferde zu reiten und sich von den Ausbildern genau Bericht erstatten zu lassen. Später kam ein Neuzugang auf den Hof, der von Bille ausprobiert werden musste. Hans Tiedjen bestand darauf, dass sie das Pferd übernahm, und Bille hatte den Eindruck, er wolle sie jetzt jede nur mögliche Erfahrung machen lassen, um sie besser auf England vorzubereiten.
    Es handelte sich bei dem Neuen um einen braunen Wallach, ein bildschönes Pferd. Leider hatte er sowohl schlechte Nerven als auch schlechte Manieren. Dass er „Ladykiller“ hieß, schien Bille wie eine Ironie des Schicksals. Insgeheim stöhnte sie. Warum brachte man ihnen die Pferde immer erst dann, wenn man sie gründlich verdorben hatte und selbst nicht mehr weiterkam? Wenigstens hatte der Besitzer die Absicht, sich von dem Wallach zu trennen, wenn der seine Ausbildungszeit in Groß-Willmsdorf hinter sich hatte. Er wollte sich ein leichter zu reitendes Pferd zulegen.
    Am besten, du schaffst dir gleich einen Kaltblüter an !, dachte Bille.
    Jedenfalls würde die Arbeit mit dem Wallach so nicht vergeblich sein, und sie hatten die Möglichkeit, selbst einen geeigneten Käufer für Ladykiller zu finden.
    Hans Tiedjen hatte Bille die Verhandlung mit dem Kunden allein führen lassen. Es war spät geworden. Bille war hungrig und müde, als sie mit dem Neuen zum Stall hinüberging. Er sollte die alte Box von Black Arrow beziehen. Doch schon in der Tür hielt Simon sie auf. Hinter ihm kam Achim eilig heran und nahm ihr den Braunen ab.
    Simon wirkte gehetzt. „Da bist du ja endlich! Wir müssen sofort in die Tierklinik! Feodora hat eine schwere Kolik! Komm, hilf uns beim Verladen, unterwegs erzähl ich dir alles.“
    Bille überlief es eiskalt. Doch es dauerte nur einen Atemzug lang, dann funktionierte sie mit der Zuverlässigkeit einer Maschine. Sie half den Männern, die vor Schmerzen stöhnende Stute vorsichtig in den Transporter zu schieben. Feodora, die sonst ohne Aufforderung mit Schwung jede Rampe hinauflief, ging jetzt unwillig, in winzigen, steifen Schritten. Hans Tiedjen und Simon hatten ihren Leib mit einer dicken Decke umwickelt.
    Bille sprach beruhigend auf die Stute ein, während die Männer den Transporter noch zusätzlich mit weicher Einstreu auspolsterten. Dann hasteten sie zum Wagen vor und fuhren behutsam vom Hof.
    Zum Glück war die Landstraße vom Schnee frei geräumt, und so kamen sie zügig vorwärts. Unterwegs berichtete Simon, dass Feodora am Nachmittag plötzlich unruhig geworden war und heftig nach ihrem Bauch geschlagen hatte. Doktor Dörfler war sofort gekommen und hatte ihr eine Spritze gegeben. Als nach anderthalb Stunden auch eine zweite Spritze nichts bewirkte, war klar gewesen, dass Feodora sofort in die Klinik musste!
    Bille zählte sorgenvoll die Minuten. Sie empfand die Qualen der Stute, als wären es ihre eigenen, und atmete auf, als sie endlich vor der Pferdeklinik hielten.
    Jetzt konnten sie nicht mehr viel tun. Das Klinikpersonal übernahm den Fall mit der gewohnten Routine. Solange Feodora in der Box stand und per Tropf eine Kochsalzlösung zugeführt bekam, bemühte Bille sich, durch eine leichte Massage ihre schlimmen Schmerzen zu lindern. Hans Tiedjen und Simon standen neben ihr, streichelten die Stute und versuchten sie zu beruhigen, doch schließlich

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