Rückkehr nach Wedenbruck
gemeinsam mit Achim die Fohlen auf die Koppel, damit sie sich im Schnee austoben konnten.
Bille blieb eine ganze Weile bei Black Arrow und Zottel in der Box. Mini wollte mit dem Pony später nach Wedenbruck reiten, um mit Lena und ihrer Panja einen Ausflug durch die verschneiten Felder zu machen. Bille beneidete sie fast darum. Jetzt mit Zottel ins Gelände zu gehen, wie gut würde ihr das tun! Aber vielleicht war es für Mini noch wichtiger?
Wie so oft hatte die Kleine in den Weihnachtsferien nicht zu ihren Eltern fahren können, die mit dem Zirkus in Kalifornien unterwegs waren. Deshalb war Bille besonders froh, dass sie und Lena so dicke Freunde geworden waren und Mini für die Krolles fast wie eine Tochter war.
Schließlich verabschiedete Bille sich von ihren beiden Vierbeinern, holte San Pietro aus der Box und begann ihn für das Training fertig zu machen. Die kleine Schürfwunde, die sie gestern an seinem rechten Hinterbein entdeckt und behandelt hatte, war zum Glück gut verheilt, und der Wallach schien äußerst guter Laune zu sein. Übermütig blies er ihr ins Gesicht.
Als sie den Sattel auflegte, kam Hubert in den Stall zurück. „Puh, was für ’ne Kälte! Und so plötzlich. Muss man sich ja erst wieder dran gewöhnen.“ Er rieb sich heftig die Hände, während er neben Bille trat. „Na? Du hast auch schon mal frischer ausgesehen. Machst dir die Entscheidung mächtig schwer, stimmt’s ?“, stellte er bedächtig fest. „Na ja, England! Und so ’n Angebot, das ist ja fast wie ’n Sechser im Lotto!“
„Du sagst es“, murmelte Bille und wandte sich ab. „War Feodora schon draußen?“, fragte sie, um vom Thema abzulenken.
„Ja, Simon hat sie nur ein bisschen longiert. Ist nicht so gut drauf, unsere königliche Hoheit. Schlecht gefressen, schon gestern Abend. Simon hat sie sich genau angesehen, aber gefunden hat er nichts. Ich dachte ja, es sind wieder die Zähne. Aber die sind in Ordnung.“
Bille trat an die Box der Stute. „Mach uns keinen Kummer, Mädchen! Oder willst du jetzt auch schon in Rente gehen?“
Feodora hob kaum den Kopf. Erschöpft, wie geistesabwesend, stand sie in einer Ecke ohne sich zu rühren. Bille seufzte. Nicht du auch noch, dachte sie. Wo du zu einem solchen Kraftpaket geworden bist in den letzten Jahren. Ehrgeizig, eine richtige Kämpfernatur.
„Warst du heute schon drüben im Stutenstall?“, riss Hubert sie aus ihren Gedanken.
„Nein. Warum?“
„Wir haben einen Neuzugang. Simon hat Pünktchen rübergeholt. Er hat Angst, dass in Peershof keiner merkt, wenn es bei ihr so weit ist.“
„Aha. Da bringt er sie lieber gleich zu uns auf die Entbindungsstation. Ein kluger Entschluss “, sagte Bille lächelnd. Aber warum hat er mir das nicht erzählt ?, setzte sie in Gedanken hinzu. Noch bin ich doch nicht fort.
„Also, dann komm, Pietro. Wir müssen was tun für unser Geld.“
Simon hatte seine ganze Aufmerksamkeit auf Jamaika gerichtet, als Bille in die Halle kam, er nickte ihr nur kurz zu. Eine Weile arbeitete jeder für sich. San Pietro war in Hochform und forderte Bille heute keine besondere Anstrengung ab. Sie war froh darüber, denn ihre Gedanken wollten sich trotz aller Bemühung nicht sammeln, sie schwirrten wie lästige Fliegen um das Problem, das sie seit Tagen bewegte. Wusste Simon eigentlich, wie mies sie sich fühlte? Wie allein gelassen mit all den Fragen, die sie quälten? So konnte es einfach nicht weitergehen, sie brauchte Klarheit - wenigstens, was ihn betraf!
Als Simon Jamaika zum Schritt durchparierte und die Zügel lang ließ, wendete sie den Fuchswallach und stellte sich ihm in den Weg. Durchdringend sah sie ihn an. Simon blickte erstaunt auf.
„Ich muss dich etwas fragen, Simon Henrich. Und bitte gib mir eine ehrliche Antwort!“
„Okay. Worum geht’s?“
„Liebst du mich?“
Simon zuckte zusammen. „Bist du verrückt? Das weißt du doch!“
„Ich bin mir da nicht mehr so sicher. Sonst würde ich ja nicht fragen.“ Bille spürte, wie ihr Hals enger wurde. Verdammt, jetzt bloß nicht die Heultour, das fehlte noch!
Simon lenkte seine Stute an ihre Seite, und sie ritten im Schritt nebeneinander her. „Ich weiß, warum du auf so einen idiotischen Gedanken kommst. Ist vielleicht auch kein Wunder. Ich kann dir nur mit einer Gegenfrage antworten: Wenn ich dich anflehte, meinetwegen auf den Traumjob in England zu verzichten, wäre das Liebe? Das wäre purer Egoismus, Bille. Das weißt du.“
„Okay. Okay, kapiert, du hast
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