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Rückkehr nach Wedenbruck

Rückkehr nach Wedenbruck

Titel: Rückkehr nach Wedenbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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gab Bille auf. Gegen diese gewaltige Verkrampfung kam sie nicht an. Tränen rannen über ihr Gesicht, vor Verzweiflung und Hilflosigkeit.
    „Ich bin dafür, sofort zu operieren“, sagte der Arzt nach einer weiteren Stunde. „Es ist zu gefährlich, länger zu warten. Sind Sie einverstanden, Herr Tiedjen?“
    „Selbstverständlich. Bitte, tun sie alles, um sie zu retten! Sie soll um Himmels willen nicht länger leiden müssen!“ Seine Kiefernknochen traten hart hervor, als er die Worte herauspresste .
    Noch nie hatte Bille ihren väterlichen Freund so verzweifelt erlebt. Sie flüchtete sich in Simons Arme. Was nun kam, war schrecklicher anzusehen, als es für das Tier selbst war: die Narkose, das Zusammensinken des schweren Pferdekörpers - und dann das Aufhängen an den Beinen, damit es per Flaschenzug in den Operationsraum gefahren werden konnte. Bille hatte das alles schon miterlebt, und trotzdem war der Anblick für sie schwer erträglich. Obwohl sie natürlich wusste, dass das Tier in tiefer Bewusstlosigkeit lag und von alldem nichts mitbekam.
    Qualvolle Stunden des Wartens begannen. Um gegen die Übermüdung und Unruhe anzukämpfen, liefen sie vor der Klinik hin und her, doch bald flüchteten sie vor der eisigen Kälte erneut in den stickigen Warteraum, der nach kaltem Rauch und Putzmitteln roch. Sprechen konnten sie nicht. Jeder von ihnen begleitete auf seine Weise das Geschehen im Operationssaal, mit Stoßgebeten und dem flehenden Wunsch, es möge alles gut gehen.
    Um zwei Uhr nachts kam der Arzt schließlich zu ihnen. „Sie ist außer Gefahr. Eine böse Sache. Eine Wucherung aus Fettgewebe schnürte an einer Stelle den Darm ein. Wir konnten es zum Glück ganz entfernen, und ich denke, sie wird sich gut von dem Eingriff erholen. Ein sehr stabiles Pferd. Mit dem Springsport allerdings ist es für sie vorbei, darüber sind Sie sich sicher im Klaren, Herr Tiedjen.“
    „Natürlich, ich weiß. Sie wird keinen solchen Anstrengungen mehr ausgesetzt werden. Wenn sie nur gesund wird ...“
    „Eine Rentnerin mehr.“ Bille seufzte befreit auf. „Wir werden sie tüchtig verwöhnen, sie hat es sich redlich verdient in all den Jahren. Mein Gott, ich bin so froh ...“ Diesmal waren es Freudentränen, die ihr in die Augen traten.
    „Hoffentlich übersteht sie die Operation weiterhin gut. Wir werden morgen nach ihr sehen. Danke für alles, Doktor!“ Simon schüttelte dem Arzt heftig die Hand. Bille merkte, wie bewegt auch er war.
    „Kommen Sie, wann immer Sie wollen, Herr Henrich. Frau Abromeit ... Herr Tiedjen ... Gute Nacht.“ Er gab ihnen nacheinander die Hand und ging. An seiner gebeugten Haltung erkannten sie, wie erschöpft er sein musste.
    Schweigend traten sie die Heimfahrt an, diesmal nicht von angstvollen Gedanken, sondern einer großen Erleichterung erfüllt. Bille spürte, dass sich die Müdigkeit wie eine bleierne Decke auf sie senkte, jetzt, da alles vorbei war. Krampfhaft bemühte sie sich, die Augen offen zu halten, und fragte Simon die abwegigsten Dinge, um ihn vor dem Einschlafen am Steuer zu bewahren.
    Vor seiner Wohnungstür setzten sie Hans Tiedjen ab, wünschten ihm eine gute Nacht und fuhren bis zum Stall vor, um den Anhänger abzukoppeln.
    Bille gähnte. „Jetzt ein heißes Bad, drei belegte Brote, einen Tee mit viel Honig, und dann ins Bett. Ich spür jeden Knochen, so k.o . bin ich.“ Doch der Wunsch sollte sich nicht erfüllen.
    Als Simon ihr die Autotür aufhielt, stutzte Bille: „Hör mal! Da ist doch was! Es kommt aus dem Stutenstall ...“ Ohne seine Antwort abzuwarten lief sie zur Stalltür und öffnete sie vorsichtig, um die Nachtruhe der trächtigen Stuten nicht zu stören. Simon folgte ihr stolpernd, schon fast im Halbschlaf. Hinter der Tür blieben sie stehen und lauschten ins Dunkel.
    Das leise Stöhnen, das Bille gehört hatte, kam aus Pünktchens Box! Im Bruchteil einer Sekunde waren sie hellwach. Bille schaltete das Licht ein, und sie gingen auf Zehenspitzen näher. Die Stute lag an der hinteren Wand. Ihr Leib zog sich wie in heftigen Wellenbewegungen immer wieder zusammen. Es war offensichtlich: Pünktchen hatte bereits Austreibungswehen.
    „Verflixt! Konntest du dir keine bessere Nacht aussuchen?“, ächzte Simon. „Okay, es ist zu spät, sie jetzt noch in die Abfohlbox zu bringen, Bille. Wir müssen versuchen, sie von der Wand wegzukriegen. Und wir brauchen viel mehr Stroh.“
    Bille warf ihm einen amüsierten Blick zu. Väter! Wenn es um Pünktchen ging, verlor

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