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Rückkehr von den Sternen

Rückkehr von den Sternen

Titel: Rückkehr von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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in der Schwerelosigkeit hängen und warten. Etwas lange, stimmt schon, aber nicht allzu sehr. Und weiter nichts.
    Ja, aber die Menschen wurden wahnsinnig davon; einige zog man in epileptischen Zuckungen in die Rakete der Basis. Das war nämlich allem, was im Menschen steckt, am meisten zuwider – diese vollkommene Vernichtung, die Verlorenheit, der Tod bei vollerhaltenem Bewußtsein, es war die Erfahrung der Ewigkeit, sie ging in den Menschen ein und ließ ihn ihren greulichen Geschmack kosten. Das stets für unmöglich, unsichtbar gehaltene Wissen über die in alle Richtungen verlaufende Bodenlosigkeit der außerirdischen Existenz wurde uns zuteil; ein endloses Fallen, Sterne zwischen den – ach, so hilflos zappelnden Beinen, die Nutzlosigkeit der Hände, des Mundes, der Gesten, aller Bewegung und Unbeweglichkeit. In den Raumanzügen schwoll der Schrei an, die Unglücklichen heulten – genug.
    Genug dieser Erinnerungen an das, was ja doch nur eine Probe, eine Einleitung war, absichtlich und vorsorglich eingerichtet und das noch mit Sicherheitsvorkehrungen: keinem der »Gekrönten« ist, im körperlichen Sinne, etwas passiert – nichts; samt und sonders wurden sie von der Basis-Rakete wiedergefunden. Allerdings sagte man uns auch das nicht, damit die Authentizität der Situation nach Möglichkeit erhalten blieb.
    Die Krönung verlief bei mir gut, weil ich ein eigenes System hatte. Es war ganz einfach und vollkommen unehrlich. Als man mich aus der Luke warf, schloß ich die Augen. Dann dachte ich an die verschiedensten Dinge. Das einzige, was man dabei in rauhen Mengen braucht, ist der Wille. Man mußte sich fest vornehmen, diese unglückseligen Augen eben nie zu öffnen, komme, was da wolle. Janssen, glaube ich, wußte von meinem Kniff. Aber er hatte für mich keine Konsequenzen. Vielleicht hielt der Doktor es sogar für gut?
    Das alles geschah auf Erden oder in ihrer Nähe. Dann aber kam keine erdachte und im Labor geschaffene Leere. Die nun wirklich, nicht nur scheinbar, tötete. Manche schonte auch sie: Olaf, Gimma, Thurber, mich, die anderen sieben vom »Ulysses« – und ließ uns sogar zurückkehren. Und dann verschmähten wir, die nichts anderes so sehr wie die Ruhe ersehnten, unseren Traum, als wir ihn so vollkommen verwirklicht sahen. Ich glaube, Plato hat einst gesagt: »Unglückseliger – du wirst bekommen, was du ersehntest.«

VII

    Eines Nachts, schon sehr spät, ruhten wir, von der Liebe erschöpft, und Eris seitlich gekehrtes Gesicht lag in der Biegung meines Ellbogens. Wenn ich hochblickte, konnte ich direkt gegenüber, durch das offene Fenster, die Sterne zwischen den Wolken sehen. Es gab keinen Wind, der Vorhang über der Fensterbank erstarrte zu einem weißen Phantom, aber vom Ozean kam eine einzelne Welle, und ich hörte ein anhaltendes Dröhnen, das sie ankündigte, dann ein ungleichmäßiges Rauschen, mit dem sie am Strand zerbrach, dann herrschte wieder einige Herzschläge lang Stille, und dann stürmte eine neue Welle an das flache Ufer. Aber ich hörte diese sich regelmäßig wiederholende Erinnerung an die irdische Existenz kaum, schaute mit weitgeöffneten Augen das Kreuz des Südens an, dessen Beta unsere Führerin gewesen war; ich hatte jeden Tag mit ihren Messungen begonnen, so daß ich sie am Ende ganz automatisch und mit anderen Gedanken beschäftigt vornahm; sie führte uns unbeirrbar, jene nie ausgehende Laterne der Leere. Ich spürte fast in meinen Händen den Druck der Metallgriffe, die ich verschob, um den Leuchtpunkt, die Spitze der Finsternis, ins Zentrum des Blickfeldes einzuführen, wobei die weichen Gummiringe der Brille meine Brauen und Wangen umfaßten. Dieser Stern, einer der entferntesten, hatte sich am Ziel fast gar nicht verändert, während das ganze Kreuz des Südens schon längst zerfiel und für uns zu existieren aufhörte, da wir ins Innere seiner Arme gelangten; und dann hörte jener weiße Punkt, jener Sternriese auf, das zu sein, was er am Anfang schien: eine Herausforderung; seine Unveränderlichkeit enthüllte uns unsere wirkliche Bedeutung, war das Zeugnis der Nichtigkeit unseres Tuns, der Gleichgültigkeit der Leere, des Weltalls, mit der sich niemals jemand abfinden wird.
    Jetzt aber, im Rauschen des Pazifiks, versuchte ich den Atem von Eri zu hören, und glaubte kaum noch an diese Dinge. Ich

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