Rückkehr von den Sternen
kaputtgehen. Es reicht ein Augenblick, ein Verschlucken, denn auÃerhalb sind acht-, zehn-, oder gar zwölftausend Grad. Wenn diese Vorrichtungen also in einer Doppelrakete aussetzen, dann müssen zwei sterben. Und so â nur einer. Verstehst du?«
»Ja, ich verstehe.« Sie hielt ihre Hand an die gefühllose Stelle auf meiner Brust. »Ist das ⦠dort geschehen?«
»Nein. Eri ⦠vielleicht erzähle ich dir etwas anderes?«
»Gut.«
»Denk bloà nicht ⦠Dies weià ja niemand.«
»Dies?«
Die Narbe veränderte sich unter der Wärme ihrer Finger â als ob sie wieder zu leben anfing.
»Ja.«
»Wie ist denn das möglich? Und Olaf?«
»Auch Olaf nicht. Niemand. Ich habe sie belogen. Eri. Jetzt muà ich es dir schon erzählen, habe mich zu weit vorgewagt. Eri⦠dies war im sechsten Jahr. Wir kamen schon zurück, aber innerhalb einer Wolke kommt man nicht schnell voran. Es ist ein herrliches Bild: je schneller das Schiff, desto heftiger wird die Lumineszenz der Wolke â hinter uns zog sich ein Schweif, nicht wie ein Kometenschweif, eher wie das Polarlicht, zerweht auf beiden Seiten und in die Tiefe des Himmels, zu Eridan-Alpha über tausend und abertausend Meilen ⦠Arder und Ennesson gab es schon nicht mehr. Venturi war tot. Ich wachte immer um sechs Uhr früh auf, das Licht veränderte sich dann und wurde weià statt blau. Ich hörte die Stimme von Olaf, er sprach von der Steuerkabine. Er hatte etwas Interessantes bemerkt. Ich ging hinunter. Der Radar zeigte einen kleinen Fleck, etwas abseits vom Kurs. Für einen Meteor war er zu groÃ, auÃerdem sind Meteore nie allein. Thomas kam auch hinzu, und wir überlegten, was es wohl sein konnte. Auf alle Fälle verminderten wir die Geschwindigkeit noch mehr. Das weckte die anderen. Als auch sie kamen, scherzte Thomas, das weià ich noch, daà es wohl ein Schiff sei. Man sprach da oft so. Im Weltall muÃte es Schiffe anderer Systeme geben, aber eher würden schon zwei Mücken Zusammentreffen, die von den entgegengesetzten Seiten der Erdkugel angeflogen kamen. Wir waren schon am Ende dieser kalten Nebelwolke, der Staub wurde so dünn, daà man mit dem bloÃen Auge die Sterne sechster GröÃe sah. Dieser kleine Fleck erwies sich als ein Planetoid. So etwas wie Vesta. Ungefähr eine Viertelbillion Tonnen, vielleicht mehr. AuÃergewöhnlich regelmäÃig, fast kugelförmig. Das ist selten. Wir hatten ihn am Bug in zwei Milliparsek. Er ging die Kosmische â wir hinterher. Thurber fragte, ob wir näher herangehen könnten. Ich sagte ja, auf ein Viertel Nanoparsek.
Wir kamen auch näher. Im Teleskop sah das Ding wie ein Igel aus â eine Kugel mit Nadeln gespickt. Eine Sehenswürdigkeit. Fast museumsreif. Thurber stritt mit Biel, ob sie wohl tektonischer Herkunft sei. Thomas fügte hinzu, daà man es feststellen könnte. Kein Energieverlust dabei, weil wir noch keinen richtigen Anlauf hatten. Er fliegt hin, nimmt ein paar Krümel davon und kommt zurück. Gimma war unentschlossen. Mit der Reserve an Zeit reichte es â wir hatten sie immer noch. Endlich stimmte er zu. Wohl deshalb, weil ich dabei war. Obwohl ich kein Wort sprach. Aber vielleicht gerade deswegen. Denn unsere Beziehungen waren so geworden ⦠aber darüber ein anderes Mal. Wir stoppten; ein solches Manöver dauert schon etwas; das winzige Planetchen entfernte sich in dieser Zeit, aber wir hatten es ja auf den Radarschirmen. Ich war unruhig, denn seit Beginn unserer Rückreise hatten wir nur Pech gehabt. Ganz dumme, aber schwer zu beseitigende Havarien â und das auch noch ohne einen vernünftigen Grund. Ich halte mich nicht für abergläubisch, obwohl ich an das Gesetz der Serie schon glaube. Am Ende fehlten mir da aber Argumente. Es sah wie ein Kinderspiel aus â trotzdem überprüfte ich selbst den Motor von Thomas und sagte ihm, daà er achtgeben sollte. Auf den Staub.«
»Auf was?«
»Auf den Staub. Innerhalb einer kalten Wolke wirken nämlich die Planetoiden wie Staubfänger, weiÃt du? Sie holen den Staub aus dem Raum, in dem sie kreisen, und Zeit haben sie dazu genug. Der Staub setzt sich auf ihnen schichtweise ab, so dick, daà er sie in der GröÃe verdoppeln kann. Aber es genügt, mit dem Auspuff zu pusten oder gar etwas fester aufzutreten, und schon erhebt sich eine Staubwolke und
Weitere Kostenlose Bücher