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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Slottke
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Schneehaube.
    Fast wie Eischnee. Wenn an Weihnachten noch Schnee lag, würde sie mit Phillip einen Schneespaziergang machen.
    Vor dem ersten Frauenhaus angelangt stieg sie aus. Eine junge Frau öffnete nach dem zweiten Läuten und schaute sie fragend an. Katharina stellte sich vor und wurde eingelassen.
    Eine Stunde später ging sie wieder. Zwar hatte sie keine weitere Spur gefunden und auch die Identität der Frau nicht klären können, doch insgesamt war das Gespräch mit der ehrenamtlichen Mitarbeiterin sehr aufschlussreich gewesen. Viele der zumeist jungen Frauen und ihre Kinder wären ohne eine derartige Einrichtung hoffnungslos der Gewalt ihrer Männer oder Lebensgefährten ausgesetzt.
    Nachdenklich stieg sie wieder in ihr Auto und startete. Sie fuhr ans andere Ende der Stadt. Am schnellsten war es über die Autobahn. Die Straßen waren mittlerweile geräumt, sodass sie gut vorwärts kam.
    Das große Haus strahlte von außen eine angenehme Freundlichkeit aus. Katharina wurde sogleich mit einem warmen Händedruck von einer Frau Jacobsen begrüßt. Auch hier schilderte sie kurz, weshalb sie hier war und dass sie eine junge Frau mit wahrscheinlich ausländischer Herkunft suchte. Sie zeigte die Bilder der Toten.
    „ Waren nicht erst vergangene Woche Kollegen von Ihnen hier? Sie unterhielten sich mit einer Mitarbeiterin, und natürlich spricht man hinterher darüber, wenn die Polizei im Haus war. Dies ist nämlich auch den Mädchen, die wir betreuen, nicht entgangen.“
    „ Ja, zwei Kollegen waren hier. Doch häufig gehen wir Dingen mehrfach nach, da man schnell etwas übersieht.“
    „ Hm.“ Sie nahm das Phantombild der Mülltoten in die Hand und schaute es genau an. „Und lebt diese Frau noch? Ihre Kollegen erzählten, dass sie in einen Unfall verwickelt gewesen war, oder?“
    Ein ernster Blick traf Katharina, und sie wusste sofort, dass sie hier mit ihrer erfundenen Geschichte nicht weiterkam. Sie senkte die Stimme, bevor sie weitersprach.
    „ Ich werde Ihnen die Wahrheit sagen, insofern die Ermitt lungen nicht gefährdet werden. Aber ich muss Sie um absolute Verschwiegenheit bitten.“
    Frau Jacobsen nickte ernst.
    „ Darauf können Sie sich hundertprozentig verlassen.“
    „ Diese junge Frau wurde ermordet.“
    Jacobsen zog scharf die Luft ein und Katharina redete umgehend weiter. „Wir vermuten, dass sie vor einem halben Jahr, oder etwas vorher, in Schwierigkeiten geraten ist. Es könnte auch sein, dass sie aus dem Ausland kommt.“
    „ Danke für Ihre Offenheit. Ich würde Ihnen gern helfen, aber das Gesicht auf dem Bild sagt mir überhaupt nichts.“
    Katharina legte ihr noch die Fotografie der Schleusentoten vor. Doch auch dieses Gesicht weckte keine Erinnerungen.
    „ Schade“, erwiderte Katharina enttäuscht.
    „ Ich werde mal vorsichtig bei meinen Kolleginnen nachfragen. Vielleicht ist denen etwas aufgefallen. Sobald ich etwas in Erfahrung gebracht habe, melde ich mich bei Ihnen.“
    „ In Ordnung. Ich lasse Ihnen die beiden Bilder hier.“
    Katharina hatte sich etwas mehr erhofft. Doch das folgte vielleicht noch. Nach über einem halben Jahr konnte man sich nicht an jedes Gesicht erinnern. Sie sprach ihren Gedanken laut aus.
    „ Da haben Sie recht“, erwiderte Jacobsen. „Wir betreuen viele Mädchen und Frauen. Manche kommen nur einmal oder ein paar Mal zu uns. Andere rufen nur bei uns an. Und es gibt junge Frauen, die für kurze oder längere Zeit bei uns wohnen.“
    Katharina blickte sich um. Ihre Gesprächspartnerin lächelte.
    „ Nicht hier, wo jeder die Frauen finden würde. Wir haben versteckte Häuser“, meinte sie und stand auf.
    „ Gibt es denn hier in der Umgebung noch andere Frauen häuser?“
    „ Das nicht. Aber es gibt auch Institutionen der Kirchen, die sich um Frauen in Not kümmern und manchmal vermitteln Hebammen den Mädchen Zufluchtsadressen.“
    „ Noch eines: Werden die schwangeren Frauen oder die frischen Mütter, die hier wohnen oder sich vorstellen, denn von Hebammen mitbetreut?“
    „ Natürlich. Wir arbeiten mit fast allen Hebammen der Stadt zusammen.“
    Katharina stöhnte leise auf. Anscheinend hatten sie doch noch nicht an alles gedacht. Das war ja, als würde man eine Stecknadel im Heuhaufen suchen. Sie bedankte sich bei Frau Jacobsen und verließ etwas niedergeschlagen das Gebäude. Bis zum Parkplatz musste sie eine kurze Strecke zurücklegen. Vor ihrem Auto blieb sie stehen und suchte den Schlüssel in ihrer Manteltasche.
    Mit einem Mal fühlte sie

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