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Rügensommer

Rügensommer

Titel: Rügensommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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warm ums Herz.
    »Aber vielleicht eine teure«, gab sie zu bedenken und zog die Nase kraus.
    »Selbst schuld, wenn man viel Geld für Klamotten ausgibt.«
    Diese Argumentation hatte etwas für sich, fand sie. Sie überlegte fieberhaft, was sie jetzt Kluges oder Witziges sagen konnte. Aber sie konnte sich nicht so recht konzentrieren. Das lag sicher an seinen Augen. Die lenkten sie total ab. Und dazu noch dieses Lächeln. Deike merkte, wie sie dahinschmolz. Am anderen Ende des Raums sah sie Natty, die auf dem Weg zu ihnen zurück war.
    »Hast du Lust zu tanzen?«, fragte sie schnell. »Oder tanzt du aus Prinzip nicht?« Sie grinste ihn frech an.
    »Doch, gern sogar.« Hannes stand doch tatsächlich auf und schlenderte mit ihr zur Tanzfläche. Deike hatte Schmetterlinge im Bauch. Sie hatte auch ein schlechtes Gewissen – mal wieder ––, weil sie Natty gerade gewaltig in die Parade fuhr. Ach was, Nathalie hätte ihn längst auffordern können, wenn sie gewollt hätte. Was war schon gegen ein Tänzchen einzuwenden?
     
    Bei einem Tanz blieb es nicht. Als Deike später in ihrem Bett lag, das partout nicht aufhören wollte, sich zu drehen, war ihr, als wären sie noch mehrmals zum Tanzen gegangen. Der Restaurant-Chef – hatte Hannes den eigentlich mit Namen vorgestellt? – hatte sich irgendwann an ihren Tisch gesetzt und sich mit Natty unterhalten. Sie erinnerte sich an Hannes’ kräftige Arme, die sie gehalten hatten, wenn sie etwas zu übermütig eine Pirouette drehte. Und sie erinnerte sich an seinen muskulösen Rücken, auf dem ihre Hand während des Tanzens lag. Hatten sie wirklich so viel gelacht und Spaß gehabt, oder war das nur ein Traum? Wenn sie die Augen schloss, sah sie sein Gesicht vor sich, die kantigen Wangen, das niedliche Grübchenam Kinn, die geraden weißen Zähne und die Lippen, die so weich aussahen. Vor allem dieser Blick, mit dem er sie manchmal angesehen hatte, ließ sie nicht mehr los. Der war so liebevoll gewesen, so, als könnte er sie richtig gut leiden.
    Wer war eigentlich nach Hause gefahren? Sie hatte nicht die geringste Ahnung. Sie wusste nur noch, dass sie sich großartig gefühlt hatte, bis sie aus der Tür des Restaurants getreten waren und die frische Luft ihr die Beine unter dem Leib weggeschlagen hatte.
     
    Als sich Deike am nächsten Morgen, es ging auf elf Uhr zu, aus dem Bett quälte, hatte Natty bereits Kaffee gekocht, den Tisch gedeckt und vollführte nun auf dem Wohnzimmerteppich eine Übung, deren purer Anblick Deike schon überforderte. Sie absolvierte – wie jeden Morgen – ihre Krankengymnastik. Das nannte man wohl Disziplin!
    »Guten Morgen«, rief sie aus dieser merkwürdigen Haltung und klang munter und gutgelaunt.
    »Guten Morgen«, krächzte Deike und musste husten. Ihre Stimme klang alles andere als munter. Sie hörte sich eher an, als hätte sie ihr Krafttier verschluckt. »Habe ich dir nicht gesagt, dass die Eingeborenen heimtückisch und gemeingefährlich sind?«
    »Die Einheimischen.« Natty rollte ab und stand ungeheuer elegant auf.
    »Habe ich doch gesagt.« Sie rieb sich die Schläfe. »Maibowle, das hört sich nach Kindergeburtstag an, aber nicht nach Kopfschmerzen. Die hätten einen Warnhinweis auf diese Krüge drucken müssen! Bestimmt war da zu viel Waldmeister drin. Ich habe mal gelesen, irgendeiner der Inhaltsstoffe verursacht Kopfschmerzen, wenn man ihn in zu großer Menge zu sich nimmt.«
    »Ja, das habe ich auch gelesen. Die Inhaltsstoffe heißen Wein und Sekt, glaube ich.«
    »Witzig«, brummte sie. »Ich glaube, ich bin endgültig aus dem Alter raus, mir dermaßen die Rübe zu vernebeln.«
    »Du warst noch nie in dem Alter. Alkohol hast du doch noch nie vertragen.«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Tröste dich, ein kräftiges Frühstück, ein bisschen frische Luft, und du bist wieder fit. Der Preis ist nicht sehr hoch für einen so guten Abend, oder?«
    »Ja, es war ganz okay.«
    »Ganz okay? Du hast dich amüsiert wie Bolle. Ich brauche mir jetzt jedenfalls keine Sorgen mehr zu machen, dass mein Schwesterchen in fiese Nachbarschaftsstreitereien verwickelt wird. Hannes hast du gestern beinahe adoptiert.«
    »Quatsch.« Sie schmierte sich mit angewidertem Gesicht Butter auf ihr Brötchen. Appetit hatte sie noch keinen, aber es war klug, dem Magen etwas anzubieten. »Ich wollte nur nett sein. Aber irgendwie ist der komisch.«
    »Dafür hast du aber ziemlich oft mit ihm getanzt.«
    Deike sah sie skeptisch an. Tief in ihrem Hinterkopf regte sich die

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