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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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war es Chloroform. Sie Arme. Ich musste das Zeug einmal in Hongkong einatmen.« Sie erschauderte. »Damals hab ich von Phin geträumt.«
    Wenn man nach einer versuchten Entführung erwachte, könnte man sich eine ausgeglichenere Gesellschaft wünschen als diese Frau. »Wissen Sie zufällig, wo ich den Viscount Sanburne finde?«
    »Kommt darauf an. Phin hatte heute schon zwei Besucher. Ist er groß und hübsch oder klein und furchteinflößend?«
    »Groß«, brachte Lydia mit Mühe hervor.
    »In der Bibliothek.« Die Frau eilte an ihr vorbei und zog ein seltsames, fremdartig duftendes Parfüm hinter sich her. Als sie über den Gang zur Treppe liefen, fügte sie hinzu: »Ich würde Ihnen raten, ihn nicht um Hilfe zu bitten. Das wird im Handumdrehen ziemlich heikel.«
    »Verzeihung?«
    Sie musterte kritisch Lydias Figur. Ihr Blick blieb an dem Hut hängen, der sie zu amüsieren schien. »Aber vielleicht würde Sie das ja nicht stören«, sagte sie kryptisch. »Was für ein schöner ausgestopfter Vogel. Phin wird einen Narren daran fressen.«
    Die Frau schien zu glauben, dass sie in irgendeiner Beziehung zu diesem Phin stand. Lydia dachte fieberhaft nach, bis sie sich an ein pikantes Detail erinnerte, das sie einmal über Sanburnes Freundeskreis aufgeschnappt hatte. »Meinen Sie den Earl von Ashmore?«
    Der Akzent der Frau schlug wieder ins Amerikanische um. »Ja, welchen Namen er Ihnen auch immer genannt hat. Monroe tut es auch.«
    Ihr Hirn war noch zu benebelt für derart unsinniges Geschwätz. Als sie die Treppe hinabstiegen, hielt sie sich gut am Geländer fest. »Dann ist dies die Residenz des Earl?«
    »Residenz, Gefängnis, Pension, was immer Sie wollen. Gelegentlich auch« – die Frau senkte die Stimme und riss ihre atemberaubenden Augen auf – » Lustschloss .« In normaler Lautstärke fuhr sie fort: »Dann sind Sie nicht mit ihm befreundet, nehme ich an.«
    »Nein, wir hatten noch nicht das Vergnügen.«
    Auf der untersten Stufe blieb sie stehen. »Da können Sie von Glück sagen. Hier, vielleicht färbt ein bisschen was davon auf mich ab.« Damit streckte sie ihr die Hand hin, um die ihre forsch und durch und durch amerikanisch zu schütteln. »Ich bin Mina Masters. Vielleicht haben Sie von meinem Haarwasser gehört? Nein? Nun gut. Nur fünf Shilling für spektakulären Glanz. Phin ist da drin.« Sie deutete mit einem Nicken auf eine Tür, die vom Flur abging. »Erzählen Sie ihm unbedingt, dass Sie mich kennengelernt haben: Er wird einen Anfall kriegen.« Und mit einem Augenzwinkern hob sie ihre Röcke und wandte sich zurück zum oberen Stockwerk.
    Lydia hatte nicht damit gerechnet, allein gelassen zu werden. Durchaus froh darüber, hielt sie einen Moment inne, um ihre Röcke glatt zu streichen. Unter den gegebenen Umständen fand sie ihre Contenance beeindruckend – bis zu dem Augenblick, als sie die Bibliothek betrat und Sanburne erblickte. Die Erleichterung, die sie in dem Moment überkam, wühlte eine Menge unverarbeiteter Gefühle in ihr auf: Angst, Panik, ein immer noch nachwirkender Schock. Sie warf sich in seine Arme. Ihr war egal, was der andere Mann von ihr dachte. Für sie zählte nur, wie tief sie ihr Gesicht an seiner Brust vergraben konnte. Er schlang die Arme um sie und streichelte ihr Haar. »James«, flüsterte sie und unterdrückte die Tränen, die wie aus dem Nichts in ihr aufstiegen.
    »Schscht.« Seine Stimme war ruhig und so wohltuend vertraut. »Alles in Ordnung, Lyd. Du bist in Sicherheit.«
    Die Nase an ihn gedrückt, atmete sie tief durch. Sie war zwar kein kleines Kind mehr, das beruhigt werden musste, doch als er ihren Kopf streichelte, normalisierte sich ihr Herzschlag wieder. Er war kein solider Mann, so viel war ihr schon klar. Doch als er sie jetzt umarmte, kam er ihr durchaus solide vor. Seine Arme hielten sie so fest, dass sie das Gefühl hatte, er ließe sie nie wieder los. Es beruhigte eine Angst in ihr, die sie mit sich herumgetragen hatte, seit … seit wann, wusste sie nicht.
    Als sie wieder gefasst genug war, um sich von ihm zu lösen, sah sie einen scheußlichen neuen Bluterguss, der seine Wange violett färbte. Sie strich besorgt mit dem Finger darüber. Er hielt ihre Hand fest, schüttelte leise mit dem Kopf und lächelte. Sie lächelte zurück. Ihr war auf einmal geradezu schwindelig. »Ich habe oben eine äußerst merkwürdige Frau getroffen«, informierte sie ihn. »Vielleicht habe ich sie mir auch nur eingebildet.«
    »Ach, die habe ich auch schon

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