Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)
riskieren, indem Sie mir eine zweitklassige Fälschung andrehen?«
Carnelly schnappte entsetzt nach Luft und warf den Lappen auf den Ladentisch. »Mylord! Das würde ich nie tun!«
James seufzte. »Wie lange kennen wir uns schon?«
»Zwei wunderbare Jahre«, sagte Carnelly ernsthaft. »Und ich habe nie einen glücklicheren Tag erlebt als den, an dem Sie zum ersten Mal in meinen Laden traten … «
»Um mir meine Brieftasche zurückzuholen, glaube ich, aber die kleptomanischen Anwandlungen Ihres Neffen wollen wir mal außer Acht lassen.«
»Gott segne den Kleinen. Er schlägt nach der Seite seines Vaters. Ein echter Carnelly würde Ihnen nie eine Fälschung andrehen.«
»Das würde ich auch nicht erwarten. Aber was zum Teufel ist dann das hier?« James schlug mit der Ferse gegen die Steinsäule.
Carnelly zog sich die Schürze über den Kopf, lief um den Ladentisch herum und hockte sich davor. »Nun ja.« Er fuhr mit den Fingern über die gemeißelte Oberfläche der Stele. »Oh ja. Das ist wirklich eine Fälschung. Aber sie ist nicht von mir.«
»Das ist sie ganz sicher. Sie wurde in derselben Kiste geliefert wie die Urne und Amenemhats Papyrus.«
»Was?« Carnelly kam mit Schwung wieder auf die Beine. »Das war in meiner Sendung? Das gehörte nicht zu Colbys Ausbeute. Moment mal! Ich habe noch die Versandliste für diese Lieferung.« Er begab sich wieder hinter den Ladentisch und verschwand dahinter, durchwühlte alles und wirbelte dabei eine riesige Staubwolke auf. »Hier«, sagte er hustend, als er James ein Buch vorlegte. Er blätterte zu einer Seite ziemlich weit hinten. »Alles Gegenstände, die in Kairo erworben wurden. Mein Mann vor Ort macht jedes Mal eine letzte Bestandsaufnahme, bevor die Sachen zur Verschiffung nach Port Said transportiert werden.«
James trat vor und sah ihm über die Schulter. Eine Halskette mit einem Skarabäus-Anhänger. Eine Skulptur der Katzengöttin Bastet. Ein Papyrus aus der neunzehnten Dynastie. Und so weiter und so fort, eine bemerkenswert sorgfältige Chronik. »Sie lassen den Ägyptern nichts mehr übrig, Mann.«
»Aber Sie sehen, die Stele ist in Colbys Sendung nicht aufgeführt.«
James blätterte um. »Nein«, stimmte er nach einer Weile zu. »Hat Ihr Mann vor Ort sie vielleicht eingeschmuggelt?«
»Er hat keinen Grund, für eine wertlose Steinsäule seine Arbeit zu riskieren. Verstehen Sie mich nicht falsch«, fügte Carnelly hastig hinzu. »Ich glaube Ihnen, Chef. Es ist nur … ah!« Er schnipste mit den Fingern, griff unter die Ladentheke und holte ein anderes Geschäftsbuch hervor. Er feuchtete mit der Zunge den Daumen an und blätterte darin. »Ja«, sagte er. »Hier ist es. Sie stammt aus der falschen Kiste. Sie war für einen anderen Gentleman bestimmt. Verfluchter Wilkins! Das wird ihn den Kopf kosten. Das ist schon die dritte Sendung, bei der etwas schiefging.«
James verspürte langsam Belustigung. »Sie führen also für die Fälschungen ein anderes Hauptbuch? Ein großartiges Buchführungssystem.«
Carnelly runzelte die Stirn. »Nein, Sir. Was ich gesagt habe, war ernst gemeint. Ich handele nicht wissentlich mit Fälschungen. Zu hohes Risiko für den Profit. Ich muss an meinen guten Ruf denken. Das hier ist eine große Enttäuschung.« Er tippte mit dem Finger auf die Seite. »Unser Mann Boyce ist normalerweise sehr zuverlässig.«
James richtete sich auf. Bei Gott, einen Punkt an Phin! »Sagten Sie Boyce ?«
Carnelly wirkte gekränkt. »Ja, und der ist seriös. Offiziell, meine ich, kein Grabräuber wie Colby oder Overton. Veröffentlicht in allen bedeutenden Fachzeitschriften. Seit Mariette gestorben ist und das Geschäft wieder in Gang kam, hat er ein paar gute Stücke geschickt. Nichts Halbseidenes, wohlgemerkt, sondern alles hübsch legal. Ich kann mir das nicht erklären. Diese Steinsäule würde nicht mal einen Zehnjährigen täuschen!«
Diese wenig schmeichelhafte Beurteilung seines eigenen Scharfblicks ließ James lieber unkommentiert. »Bekommt seine Tochter die Stücke zu sehen, die er schickt?«
»Sie meinen Miss Lydia?« Carnelly summte eine kleine Melodie. »Ein Hingucker, wie?«
Das war nicht der erste Ausdruck, den James gewählt hätte, um sie zu beschreiben. Der Begriff schien zu abgedroschen, um ihren Reiz zu erfassen – oder ihren unbedachten und verhängnisvollen Wagemut, wenn sie glaubte, sich mit seinem Vater gegen ihn verschwören zu können. »Genau die. Ich nehme an, sie kommt zur Kontrolle her.«
»Nun, sie nimmt
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