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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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vorgefallen. Sie zupfte ihre Spitzenhandschuhe gerade, öffnete die Tür und trat hinaus.
    Nur wenige Schritte entfernt lehnte Sanburne an der Wand. »Ich hoffe, Sie entschuldigen mein Benehmen bei Tisch«, sagte er. »Mich fasziniert nur Ihre Kunst, Artefakte zu klassifizieren. Sie haben die Fälschung so mühelos erkannt, dass man meinen könnte, Ihr Vater hätte sie angefertigt.«
    Ihr klappte die Kinnlade herunter. Das war eine Verleumdung. Die Aussage war so formuliert, dass sie nichts darauf entgegnen konnte, ohne zu suggerieren, dass sie ihn ernst nahm. Gönne ihm diese Genugtuung nicht, ermahnte sie sich und zwang sich zu einem Lachen. »Welch ein Unsinn, Sir. Sie haben die Fälschung doch selbst gekauft. Also strafen Sie jetzt nicht mich dafür.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich muss gestehen, dass mich der Gedanke an Bestrafung normalerweise kaltlässt. Aber in diesem Fall finde ich es doch bemerkenswert, dass ein Mann, der derart bewundert wird, derart angesehen ist, seinen guten Namen und seine Karriere aufs Spiel setzt, indem er mit Fälschungen handelt.«
    Ein Frösteln durchfuhr sie. »Das können Sie nicht ernst meinen.«
    »Und ob.«
    Sie sah sich entsetzt in der Halle um. Der Mann war eine tickende Zeitbombe. Es war gefährlich, sich hier noch länger aufzuhalten und zu riskieren, mit ihm gesehen zu werden, doch diese Beschuldigung konnte sie nicht einfach auf sich sitzen lassen. Er könnte sie andernorts wiederholen, und Verdächtigungen waren das schlimmste Unkraut überhaupt; es wuchs und gedieh in jeder Erde, egal wie rein sie war. »Verzeihen Sie bitte«, sagte sie eisig. »Sie ziehen den Namen meines Vaters durch den Dreck. Ich muss Sie daher bitten, sich näher zu erklären oder sich auf der Stelle zu entschuldigen.«
    »Oh«, murmelte er. »Welch gemeinen Ton Sie mir gegenüber anschlagen. Eine ganz schön wilde kleine Löwin, wenn es danach aussieht, als sei Ihr Spiel aus.«
    »Welches Spiel?«
    »Das wissen Sie ganz gut, denke ich.«
    »Das weiß ich ganz gewiss nicht .« Ihre Stimme wurde laut; sie konnte nichts dafür. »Sie sind ja verrückt!«
    Sein leises Lachen brachte sie aus der Fassung. »Ja, natürlich bin ich das, Schätzchen. Wahnsinn liegt bei uns in der Familie, oder wussten Sie das nicht?«
    Diese Bemerkung verschlug ihr endgültig die Sprache. Natürlich wusste jeder davon. Vor vier Jahren hatten die Zeitungen über nichts anderes mehr berichtet. Seine Schwester hatte ihren Ehemann erstochen und war dafür in eine Anstalt gesperrt worden. Damals war man gemeinhin der Auffassung gewesen, dass die Durhams noch von Glück sagen konnten. Wäre sie die Tochter eines anderen gewesen, eines Mannes von niedrigerem gesellschaftlichen Rang, wäre sie gehängt worden. Doch dass er auf diese Sache anspielte!
    Er stieß sich von der Wand ab und kam fröhlich lächelnd auf sie zugeschlendert, die Hände in den Taschen, als wären sie alte Freunde, die einen Witz miteinander teilten. »Raus mit der Sprache«, sagte er auf scherzhafte, entwaffnende Art. »Hat er Sie dazu angestiftet?«
    Sie schüttelte verständnislos den Kopf. » Wer ? Wer hat mich zu was angestiftet?«
    »Nun, mein Vater. Hat er Sie angestiftet, die Stele für minderwertig zu erklären? Was die Umstände betrifft, wie sie in meinen Besitz kam, gewähre ich Ihnen einen Vertrauensbonus, aber er muss doch gewusst haben, dass Sie die Arbeit Ihres Vaters erkennen würden.«
    Ihr ganzer Körper kribbelte vor Empörung. Er glaubte, dass sie mit dem Earl of Moreland in eine Art Verschwörung verwickelt war? »Mein Vater hat mit Fälschungen nichts zu tun.« Er kam immer noch auf sie zu. Unwillkürlich wich sie zur Tür zurück. »Er ist Wissenschaftler, und zwar ein hoch angesehener. Wenn Sie Gerüchte verbreiten, die seinem Ruf schaden … «
    »Was?« Er kam immer näher. Gleich würde er mit ihr zusammenstoßen. Ihr stockte der Atem, als er rechts und links von ihrem Kopf die Hände abstützte. Er beugte sich so dicht zu ihr, dass sein Atem über ihre Lippen strich. Er betrachtete ihr Gesicht und sah ihr tief in die Augen. Dann fragte er ganz leise: »Dann tun Sie was , Miss Boyce?«
    Sie blieb stocksteif stehen. Ihr Herz schlug unregelmäßig. Sie begriff nicht, was er vorhatte. Sein Atem roch nach Minze, und sein warmer Körper presste sich gegen ihren. Er war groß und überraschend muskulös, und er hatte sie in die Enge getrieben wie einen Hasen. »Dann werde ich etwas tun«, sagte sie unsicher, »das Ihnen gar nicht

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