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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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gefallen wird.«
    »Ach ja?« Er berührte mit einem Finger ihre Wange. »Werden Sie kühl den Blick abwenden, wenn wir einander begegnen? Werden Sie Ihren Freunden erzählen, dass ich ein böser, böser Mann bin?« Er senkte die Stimme. »Werden Sie schlecht über mich reden, Schätzchen?« Langsam fuhr er mit dem Finger hinab, bis er ihren Mundwinkel berührte. Irgendein schrecklicher, nervöser Impuls zwang sie, sich die Lippen zu lecken, und zu ihrer großen Beschämung schmeckte sie ihn aus Versehen, seine Fingerspitze, das Salz auf seiner Haut.
    Er hielt ihren Blick und führte seinen Finger ganz bewusst an seine eigenen Lippen. Er kostete die Stelle, die ihre Zunge eben noch berührt hatte, während er sie mit seinen grauen Augen spöttisch und aufreizend fixierte. Ein Hitzeschwall durchfuhr sie. Das ist der Zorn, redete sie sich ein. Sonst nichts, nur Zorn.
    Als er seinen Finger wieder freigab, machte sein Mund ein leises Sauggeräusch. »Himmlisch«, murmelte er. »Schmeckt überhaupt nicht nach einer nervösen, kratzbürstigen, hinterlistigen, kleinen alten Jungfer. Mit ein bisschen gutem Zureden könnte ich Ihnen gestatten, mich mit einem Kuss um Verzeihung zu bitten.«
    Ihr blieb die Spucke weg. Das war die billigste Form von Spott, sie wegen ihres unverheirateten Status zu hänseln. Es wäre lächerlich, sich dadurch verletzt zu fühlen. Sie sollte darüberstehen. Es sollte ihr nichts ausmachen! Doch die Ereignisse dieses Abends hatten sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie hatte nicht darum gebeten, von ihm beurteilt zu werden. Sie schlug mit den Fäusten gegen seine Brust und stieß ihn weg.
    Er stolperte einen Schritt zurück – elegant, selbst in seinem Erstaunen. Natürlich war er das. Es versetzte sie in Wut. »Sie gemeiner Schuft.« Ihre Stimme war leise und heiser. Sie fühlte sich durchaus imstande, sich zu revanchieren. »Ich weiß nicht, welcher niederträchtige Teil Ihres Gehirns diese paranoide Geschichte hervorgebracht hat, aber Sie werden sich jetzt die Wahrheit anhören: Mein Vater ist ein gütiger, anständiger und aufrechter Mann, und ich lasse seinen Namen von Ihresgleichen nicht schlechtmachen. Sie könnten der ganzen Welt diese üble kleine Lüge auftischen, und Sie würden dafür nur ausgelacht. Aber vielleicht wollen Sie das ja gerade. Sie strengen sich so sehr an, sich zum Hanswurst zu machen, dass es mich nicht überraschen würde!«
    »Oh«, sagte er und klatschte in die Hände. Einmal, und dann noch einmal. Er applaudierte ihr mit langsamen, harten Schlägen. »Eine großartige Vorstellung. Selbst Sarah Bernhardt, die berühmte Schauspielerin, kann Ihnen nicht das Wasser reichen.«
    »Ihre Beleidigungen … «
    »Beleidigungen? Aber nein, Schätzchen! Ich fühle mich ungemein gut unterhalten.«
    Sie rang nach Atem. Ihr Herz raste noch immer. »Ist es das, worum es hier geht? Sie wollen auf meine Kosten ein bisschen Spaß haben? Eine kleine Rache dafür, in der Öffentlichkeit als Dummkopf entlarvt worden zu sein – inzwischen bereits zweimal, wie ich hinzufügen möchte? Also bringen Sie die kleine alte Jungfer ein bisschen durcheinander.« Verachtung verlieh ihrer Stimme wieder mehr Gewicht, brachte sie zurück in eine tiefere Tonlage. »Wie fantasielos, Sanburne! Wenn Sie sich über Ihre Mitgeschöpfe lustig machen wollen, gehen Sie doch in den Zoo!«
    »Sie haben recht, das entspricht nicht meinem normalen Standard. Aber haben Sie Mitleid! Dieses Haus erstickt meine Genialität.«
    Ihr entfuhr ein verächtlicher Laut. »Ich nehme alles zurück: Sie gehören selbst in den Zoo. Sie sind ein Tier. Die unzivilisierteste Kreatur … «
    Er lachte. »Und nun dozieren Sie wieder, und mich überkommt das Verlangen, Ihren Mund mit einem Kuss zum Schweigen zu bringen.« Als sie ihn entgeistert anstarrte, fuhr er fort: »Ich hätte nie gedacht, dass ich so viel mit Carnelly gemeinsam habe, aber so ist es: Wir sind beide ganz schön widernatürlich.«
    Der Name ließ sie innehalten. Carnelly war der Importeur, der die Antiquitäten-Transporte ihres Vaters abwickelte. Oh Gott. »Hat Carnelly Ihnen diese Lügen aufgetischt?« Das passte alles nicht zusammen. Carnelly war ungepflegt und unberedt, aber nicht unredlich.
    »Nein«, sagte er. »Carnelly hat mir die Packliste für die Transporte Ihres Vaters vorgelegt und mir freundlicherweise gezeigt, wo meine falsche Stele verbucht war.«
    Gütiger Gott. »Entschuldigen Sie mich«, sagte sie und huschte an ihm vorbei über den Flur.
    Der

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