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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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ein. Er war nichts für sie, so viel war klar. Aber er roch köstlich, und seine Gedanken waren bei ihr, genau wie seine Hand. Er dachte an keine andere. »Ich nehme an, Sie haben sich auch nicht die Mühe gemacht, sich länger im Hafen aufzuhalten.«
    Er zog sich nur so weit zurück, dass sie zu ihm aufsehen musste. Aus solcher Nähe waren seine Augen geradezu außergewöhnlich. Die silbernen Regenbogenhäute zerflossen um seine Pupillen zu einem Ring aus Gold. »Der Hafen?«, wiederholte er leise, seine Lippen nur einen Hauch von ihr entfernt.
    »Sie waren müde.« Sie flüsterte es. »Und der Hafen ist angeblich sehr hässlich. Aber der Großteil unseres Zuckers wird von dort verschifft. Wussten Sie das?«
    Zwischen seinen Brauen erschien eine Falte. »Vermutlich.«
    »Und wahrscheinlich auch ein Teil der Baumwolle, die Sie und ich am Körper tragen. Doch damals haben Sie wahrscheinlich nicht daran gedacht. Sie waren bestimmt mit den Gedanken schon in Gizeh oder haben Ihr Hausboot für die Nilfahrt organisiert. Aber jetzt, wo ich es Ihnen gesagt habe … « Sie wich seinem Blick aus und starrte auf den verrauchten Horizont. »Nun, jetzt werden Sie den Hafen bestaunen. Und nächstes Mal, wenn Sie an einer Akazie vorbeikommen, bleiben Sie vielleicht stehen und schnuppern aus reiner Neugier daran.«
    Er hielt ihr Kinn fest und drehte ihr Gesicht zu ihm. »Sie wollen mir irgendetwas sagen«, sagte er ruhig. »So viel ist klar. Aber ich fürchte, Sie müssen Erbarmen mit einem weniger komplexen Gehirn haben.«
    Ungehalten versuchte sie ihn abzuschütteln. »Daran ist nichts komplex. Ich weise Sie nur darauf hin, dass es leicht ist, Dinge zu ignorieren, die alltäglich erscheinen, bis das Alltägliche zu etwas … schwer Fassbarem wird. Doch dann kommt es einem plötzlich sehr interessant vor, wenigstens für kurze Zeit.«
    Seine Mundwinkel zuckten belustigt. »Warten Sie. Sie glauben, ich interessiere mich für Sie, weil ich Sie … alltäglich finde?«
    »Ich glaube, Sie finden es unbegreiflich, dass eine Frau wie ich in der Lage sein könnte, Ihnen zu widerstehen.« Das war ihr Hauptargument, der Schlüssel dafür, ihn zu vertreiben: ihn wissen zu lassen, wie genau sie ihn durchschaute. Kein Mann war gern leicht zu durchschauen. »Sie wollen das Rätsel knacken. Das ist ein sehr langweiliges Motiv. Und mein Desinteresse ist auch nicht rätselhaft. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die sich von den Aufmerksamkeiten eines eitlen, faulen Dilettanten geschmeichelt fühlen.«
    Er überraschte sie mit einem Lächeln. »Eine Frau wie Sie? Was für eine Frau soll das sein, frage ich mich?«
    »Eine gebildete«, sagte sie. »Sachlich. Fokussiert. Ohne meinen Widerstand würden Sie mich nicht besonders interessant finden. Nennen Sie mich eine trockene Gelehrte, wenn Sie wollen. Jemand, der seine Würde und seinen Stolz wertschätzt und sich nicht von einem hübschen Gesicht beeinflussen lässt.«
    »Oh, ich glaube, es beeinflusst Sie durchaus, Lydia. Ich glaube sogar, Sie lassen sich so sehr beeinflussen, dass Sie sich nicht dazu durchringen können, meine Hand wegzustoßen.«
    Ihr Vorname gefiel ihm. Das war schon das zweite Mal, dass er sie damit angesprochen hatte. Ich werde nicht anfangen zu zählen . »Aber das sollte ich«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm.
    »Und das ist ein Großteil Ihres Charmes«, murmelte er. »Sie kennen die Regeln nur allzu gut. Aber Sie halten nicht viel davon, nicht? Warum sollten Sie sonst hier sein? Und machen Sie mir nicht weis, dass Sie Ihrem Vater zuliebe nach St. Giles gekommen sind.«
    Ihr fiel sein zartes Lächeln auf. Es erschien ihr schrecklich intim, als sähe er die Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, und könnte sie nachvollziehen. Ausgerechnet er! Dieser leichtfüßige, wunderschöne Wahnsinnige. »Natürlich bin ich wegen Papa hier.« Es spielte sicherlich eine Rolle.
    Aber vielleicht nicht nur das.
    Er fixierte sie, als wartete er darauf, dass sie weitersprach. Doch als sie schwieg, sagte er achselzuckend: »Ob Sie es glauben oder nicht, ich weiß, wie das ist. Eingeengt zu werden.«
    Sie lachte gezwungen. »Sie? Was können Sie denn nicht tun, Sanburne? Sie leben Ihre Gefühle doch permanent aus.«
    »Und Sie kämpfen gegen Ihre an«, sagte er. »Aber nicht mit Freude, glaube ich.«
    In ihr stieg eine Panik auf, deren Intensität ihr unverhältnismäßig erschien, unlogisch. Er schlug sie mit ihren eigenen Waffen und erzielte auch noch bessere Resultate. Sie konnte

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