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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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es nicht ertragen, dass ihr Inneres nach außen gekehrt wurde. Nicht von ihm. Nicht auf diese Art. Es gab keinerlei Möglichkeit, ihm zu entkommen – sie hatte nicht einmal Platz genug, um die Hände zu heben und sich die Ohren zuzuhalten. »Sie kennen mich nicht. Maßen Sie sich nicht an, das zu glauben. Ich bin keine Romantikerin, Sanburne. Im Gegensatz zu Ihnen hat es für mich Konsequenzen, wenn ich erwischt werde.«
    Er beugte sich ganz nah zu ihr, und seine Worte klangen wie eine Herausforderung. »Was für Konsequenzen? Hier, auf dem Dach? Wovor haben Sie solche Angst, Lydia?« Er verstummte. »Haben Sie Angst, dass ich recht habe? Oder haben Sie einfach nur Angst vor mir?«
    Ich habe Angst davor, was ich mit Ihnen tun werde, wenn Sie mich weiterhin dazu ermutigen .
    Sie wandte das Gesicht wieder zum Horizont. Genug davon. Genug!
    »Keine Antwort? Na schön.« Er erhob sich.
    »Wohin wollen Sie?«
    Er griff nach ihren Händen. Sie ließ sich nur von ihm hochziehen, weil sie befürchtete, über den Dachrand zu taumeln, wenn sie Widerstand leistete und er sie dann losließ. »Worte sind ja gut und schön«, sagte er, »aber ich stimme Ihnen zu: Es gibt wirksamere Methoden, Stellung zu beziehen. Schließen Sie die Augen.«
    »Was? Warum?«
    »Tun Sie’s«, beharrte er seelenruhig.
    »Ich werde herunterfallen!«
    Seine Hand glitt zu ihrer Taille. »Vertrauen Sie ausnahmsweise einmal auf Ihren Körper. Ihr Intellekt wird es Ihnen verzeihen.«
    »Vertrauen? Daran glauben Sie doch selbst nicht.«
    »Das stimmt nicht. Ich sagte, man muss es sich verdienen. Und ich werde mir Ihres verdienen, Lydia. Schließen Sie die Augen.«
    Ach, sie wusste genau, was er vorhatte. Und sie würde das nicht mitmachen. Sie würde die Frau sein, die sie ihm geschildert hatte: eine Frau mit Würde und Zurückhaltung. »Würde« war vielleicht ein zu kaltes Wort. Früher hatte sie sich selbst gern als leidenschaftlich gesehen, verliebt in ihre Bücher, von Geschichte berauscht, fasziniert von der weiten Welt, von allen Völkern der Erde. Wissbegierig war das Gegenteil von langweilig, hatte sie geglaubt. Es bedeutete, sich so sehr für etwas zu interessieren, so wahnsinnig neugierig auf etwas zu sein, dass man nicht darauf warten konnte, bis die Antworten von selbst kamen, sondern ihnen auf die einzig mögliche Weise nachjagen musste.
    Doch ihre Augen hatten sich geschlossen. Nur ein einziges Mal. Auf dem Dach. So war es leichter für sie – als ob sie träumte. Er hatte recht. Von so weit unten sah ihnen niemand zu. Hier war sie für ihr Handeln nicht verantwortlich; sie konnte sich nur der Vorstellungskraft unterwerfen. Sie konnte sich einbilden, dass es eine Fantasie war, seine Lippen auf ihrem Hals, seine Zunge, die die Kontur ihres Kiefers nachzeichnete. Es war sehr lange her, seit sie etwas Unüberlegtes und Selbstsüchtiges getan hatte, und wenn sie es jetzt einmal tat, hieß das noch lange nicht, dass sie es wieder täte. Der zarte Biss an ihrem Hals ließ sie nach Luft schnappen und sich fester an seine Schultern klammern. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum ein kaltes Bad reizvoller sein sollte als seine Hand auf ihrer Brust. Am liebsten hätte sie ihm das eingestanden. Sie wusste, wie seine Reaktion ausfallen würde: Er würde lachen und sie dafür loben. Er war ein Wahnsinniger, der zweifelsohne »schwarz« sagte, wenn alle anderen »weiß« sagten, nur um anders zu sein. Doch er mochte diese Seite an ihr. Sie gefiel ihm, diese Seite, die beiseitezuschieben sie sich so sehr bemühte, die Worte hervorbrachte, die sie nicht einmal denken sollte, ganz zu schweigen davon, sie laut auszusprechen. Nicht sagen durfte, außer in Gesellschaft von Menschen wie ihm. George hatte sie zwar gebeten, offen mit ihm zu sprechen, hatte ihr aber im Grunde gar nicht zuhören wollen. Sanburne schon. Und genau das machte ihn für sie so gefährlich.
    Das machte ihn für sie so attraktiv.
    Seine Hand drückte jetzt auf ihren Schenkel. Er zog ihre Röcke hoch und seine Finger hakten sich in den Stoff und schoben ihn Stück für Stück weiter nach oben. Durch ihre Strümpfe spürte sie eine kühle Brise über ihre Waden streichen. »Sie müssen mir einfach erlauben, Sie zu verführen, Miss Boyce.« Er sprach jetzt an ihren Lippen, mit einer Stimme, die ganz heiser geworden war. »Wir könnten uns so gut amüsieren, Sie und ich.«
    Sie war verwirrt. »Wenn das hier keine Verführung ist, was ist es dann?«
    »Ein höchst angenehmes

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